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Die Qing-Gräber

Die Mausoleen der Kaiser der Qing-Dynastie (1644-1911) sind auf zwei, von Peking aus gesehen in entgegengesetzter Himmelsrichtung gelegene Begräbnistäler verteilt: Die Östlichen Qing-Gräber, 130 km nordöstlich von Peking und die Westlichen Qing-Gräber, 125 km südwestlich von Peking.

Östliche Qing-Gräber, Peking

Dingdongling, das Grab der Kaiserinwitwe Cixi (östliche Qing-Gräber)

 

Die Östlichen Qing-Gräber (Dong Qing Ling) liegen etwa 130 km nordöstlich von Peking im Kreis Zunhua, am südlichen Fuß der Changrui-Bergkette. Heute nehmen die Grabanlagen 48 qkm ein, bei Errichtung waren 2500 qkm Fläche des Tals für die Mausoleen reserviert.
Der zweite Qing-Kaiser, Kangxi, soll das Tal bei der Jagd entdeckt haben. Sofort (1663) begannen die Bauarbeiten für das Mausoleum seines Vaters, des ersten Qing-Kaisers, Shunzhi. Das Adelshaus aus der weiter nordöstlich gelegenen Mandschurei, das die rein chinesische Ming-Dynastie 1644 gestürzt hatte, versuchte sich danach in extremer Weise zu assimilieren, um als legitimer Nachfolger der Ming in Erscheinung treten zu können. Dies ließ sich bei der Ahnenverehrung in besonderer Weise demonstrieren. Obwohl sie selbst in der Tradition der Feuerbestattung standen, führten sie die Erdbestattung ihrer Vorgänger ein. Außerdem pflegten und erhielten die Kaiser die Mausoleen der Ming-Dynastie nördlich von Peking und bauten für die eigene Dynastie weitläufige Anlagen, die dem Beispiel der Ming weitgehend folgten (Aufbau der Grabanlagen siehe Ming-Gräber).


Im Tal der Östlichen Qing-Gräber sind fünf Kaiser begraben: im Xiaoling der Shunzhi-Kaiser (reg. 1644-1661), im Jingling der Kangxi-Kaiser (reg. 1662-1722), im Yuling der Qianlong-Kaiser (reg. 1736-1795), im Dingling der Xianfeng-Kaiser (reg. 1851-1861) und im Huiling der Tongzhi-Kaiser (reg. 1862-1874). Hinzu kommen vier Mausoleen für 14 Kaiserinnen, fünf Mausoleen für 136 Konkubinen und ein Mausoleum für Prinzessinnen.


Während es im Tal der Ming-Gräber nur eine Zufahrtsstraße mit großen Steinstatuen zur Geisterabwehr gibt, haben die wichtigsten Qing-Gräber jeweils eigene Ehrenstraßen. Die Steinfiguren sind zwar ein wenig kleiner als bei den Ming-Gräbern, aber immer noch überlebensgroß. Die Figuren sind stärker verziert, und bei den Beamten kann man sehr gut den mandschurischen Haarzopf erkennen, der zur Zeit der Qing-Dynastie Vorschrift war. 

Xiaoling, Peking

Xiaoling (östliche Qinggräber): Ehrentor und Grab


Das Xiaoling des Shunzhi-Kaisers liegt genau in der Verlängerung der Achse des großen Zugangstors zur Gräbertal. Hier wurde die Urne des Dynastie-Gründers beigesetzt, denn bei seinem Tod hatte man die neuen Begräbnisriten noch nicht übernommen. Die oberirdische Grabanlage ist restauriert und zugänglich.
Weiter westlich liegt das Yuling, das Mausoleum des wohl bekanntesten Kaisers der Dynastie, Qianlong, der sich in seiner langen Regierungszeit in Peking und Umgebung mit zahlreichen Bauwerken verewigte. Über die Geisterallee gelangt man zu den großen Opferhallen, die reich geschmückt sind. Hinter den repräsentativen vorderen Hallen führt eine steile Rampe hinauf zum Stelenpavillon, in dessen Tunnel sich der neue Eingang zur Grabkammer befindet. Dass die unterirdischen Kammern heute zugänglich sind, ist den Grabräubern der Guomindang zu „verdanken“. Sie verlegten im Bürgerkrieg 1928 Truppen in das Tal, die die Kammern des Qianlong-Grabs und des Mausoleums der Kaiserinwitwe Cixi (Dingdongling) gewaltsam öffneten, die Leichen Qianlongs und Cixis aus den Särgen rissen und in Stücke hackten und die wertvollen Grabbeigaben verschleppten. Den größten Teil von Cixis Schmuck fand man später im Besitz der Ehefrau des Anführers der Nationalisten, Chiang Kai-shek, wieder.
Die unterirdischen Kammern sind 54 m lang und bestehen aus einem Längs- und drei kurzen Quergewölben, die so das chinesische Zeichen wang (König) bilden. Die Türblätter verzieren Reliefs der Guanyin, auf den Wänden finden sich buddhistische Symbole. Qianlong war hier mit zwei Kaiserinnen und drei Konkubinen bestattet; heute befinden sich dort Kopien der Särge.


Das Dingdongling ist ein Doppelgrab für die beiden Ehefrauen des Xianfeng-Kaisers und befindet sich etwa 1 km westlich des Yuling. Die beiden Anlagen wurden bereits 1873 völlig gleichförmig angelegt, doch die ihre Rivalin Cian („Östliche Kaiserin“) und den Kaiser um viele Jahre überlebende Cixi („Westliche Kaiserin“) ließ 1895 ihr Mausoleum wesentlich vergrößern sowie spektakulärer und extravaganter ausschmücken. Ausstellungen zeigen Gegenstände aus Cixis Besitz, und überall sind das Schriftzeichen shou (langes Leben) sowie Fledermäuse (fu), die als Glückssymbol gelten, zu sehen.
Die alte Opferhalle ließ Cixi abreißen und durch eine neue ganz aus dem duftenden nanmu ersetzen. Sie war mit Gold und Schnitzereien reich verziert, was heute kaum noch zu erkennen ist. Cixi starb 1908, als die Steinmetzarbeiten an ihrem Mausoleum noch nicht beendet waren. Deshalb sind zwar die Balustraden um die Opferhalle üppig geschnitzt, nicht aber die Grabkammer. Es geht eine schlichte Rampe hinunter zu einer querliegenden Halle, in der sich die Kopie eines Sarges befindet.
Das nebenan liegende Mausoleum Cians zeigt, was den Kaiserinnen eigentlich zugestanden hätte oder was die verfallende Monarchie sich eigentlich erlauben konnte.


Der Ehemann der beiden streitsüchtigen Damen, der Xianfeng-Kaiser, liegt im Dingling begraben. Die lediglich zehn Jahre seiner Herrschaft (reg. 1851-1861) standen unter keinem guten Vorzeichen, denn prunksüchtige und korrupte Beamte und Eunuchen beherrschten den Palast, während der schwache Kaiser weder ihnen, noch den Kolonialmächten etwas entgegenzusetzen hatte. Der Aufbau seines Mausoleums ist ganz klassisch mit Geisterstraße, Toren, einem Wasserlauf im Süden und einer Schildkrötenstele, auf der das Grab bezeichnet wird. Die Opferhalle ist bescheidener als die Cixis. In ihr ist noch der innere Ruheraum für die Seele mit Himmelbetten erhalten. Auf dem Altar befinden sich die Ahnentafeln des Kaisers und davor wird durch Figuren eine Opferszene nachgestellt.

 

Die Westlichen Qing-Gräber (Xi Qing Ling) befinden sich 125 km südwestlich von Peking am Fuß der Yongning-Berge in der Nähe der Kreisstadt Yixian. Weshalb es überhaupt zwei Begräbnistäler für die Kaiser der Qing-Dynastie gibt, ist weiterhin ungeklärt. Die beliebteste These ist, dass der Yongzheng-Kaiser die Macht von seinem Vater, dem Kangxi-Kaiser, usurpierte und deshalb nicht in seiner Nähe begraben sein wollte. Allerdings kamen solche Ränkespiele bei fast allen Machtübernahmen vor und wurden erst später durch „kreative Neubearbeitung der historischen Aufzeichnungen“ vertuscht.
Hier sind vier Kaiser, drei Kaiserinnen, sieben Prinzen und eine große Anzahl von Konkubinen begraben. Das Tailing ist das Mausoleum des Yongzheng-Kaisers (reg. 1723-1735), das Changling das des Jiaqing-Kaisers (reg. 1796-1820), im Muling liegt der Daoguang-Kaiser (reg. 1821-1850) und im Chongling der Guangxu-Kaiser, der formell von 1875 bis 1908 regierte, de facto aber von Tante Cixi entmachtet und im Sommerpalast eingesperrt war. Die Mausoleen sind nicht so aufwendig gestaltet und nicht so gut restauriert wie die östlichen.


Tailing, westliche Qing-GräberDie Geisterstraße des Tailing (s. Foto) ist fast 3 km lang und reicht bis an den Vorplatz der Opferhalle. Diese ist größer als die der anderen Mausoleen, was sich vor allem in der Ausstattung der inneren Gemächer für die noch umherirrende Seele bemerkbar macht. Neben dem Kaiser sind die früher verstorbene Kaiserin und eine Konkubine hier beigesetzt.


Im Changling ist der 1820 in Chengde vom Blitz erschlagene Jiaqing-Kaiser mit der vor ihm verstorbenen ersten Kaiserin beigesetzt. Seine zweite Frau wurde 74 Jahre alt und überlebte ihn um 29 Jahre. Nach der Regeln der Qing-Dynastie durfte ein Grab nach Ableben des Kaisers nicht mehr geöffnet werden, so dass die Kaiserin in einem anderen bestattet werden musste. Als Besonderheit ist die gut erhaltene Opferhalle mit einem rötlichen Marmorboden ausgelegt.


Rund 5 km weiter westlich befindet sich das Muling. Kaiser Daoguang ließ sein Mausoleum – wie alle anderen Kaiser auch – bereits zu Lebzeiten errichten, zunächst im östlichen Gräbertal. Als es fertig war, stellte man fest, dass die Grabkammer mit Wasser vollgelaufen war. Voller Wut ließ der Kaiser die Verantwortlichen bestrafen und suchte persönlich einen neuen Platz im westlichen Tal. Da er glaubte, bei seinem ersten Mausoleum seien Drachen im Berg gestört worden, die dann für die Überschwemmung gesorgt hatten, ließ er am neuen Grab jegliche Stele und andere Flächen mit Drachen verzieren. Die Grabanlage ist kleiner als die anderen und hat keinen Stelenpavillon, doch die Schnitzereien der ganz aus nanmu errichteten Opferhalle gehören zu den besten der Qing-Gräber.


Das Chongling des vorletzten chinesischen Kaisers, Guangxu, wurde erst fertiggestellt, als die Monarchie bereits gestürzt war. Nach ihm regierte nur noch der dreijährige Kindkaiser Puyi bis 1911. Da die Rebellen bereits die kaiserliche Kasse eingefordert hatten, beendeten sie die Bauten tatsächlich, wenn auch in bescheidenem Umfang. Es gibt keine Geisterstraße und nur kleinere Hallen. Da das Grab 1931 ausgeraubt wurde, ist die Kammer heute offen. Die kurze, flache Rampe ist mit Blumenvasen und Pflanzenmotiven dekoriert, buddhistische Bodhisattva-Figuren bedecken die Türblätter. Unten stehen Kopien der Särge des Kaisers und seiner Frau.


Der letzte Kaiser der Qing-Dynastie führte später ein bürgerliches Leben und machte sich sogar zur Marionette der Japaner, die gegen China Krieg führten. Dem von den Japanern beherrschten Kunststaat Mandschuguo in der Heimat seiner Vorfahren, der Mandschurei, diente er als Pro-forma-König. Kein Wunder, dass er nach der Machtergreifung der Kommunisten verhaftet und unter Hausarrest gestellt wurde. Lange wohnte er im Beihai-Park. Während der Kulturrevolution wurde er besonders drangsaliert und starb 1967. Er ist auf dem Prominentenfriedhof Babaoshan im Westen Pekings begraben.

 

 

 

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