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Dazhalan und Liulichang:
Pekinger Einkaufsstraßen

Das Südende des Tian’anmen-Platzes bewacht das Qianmen, eines der alten Stadttore zwischen der kaiserlichen Stadt und der Stadt des Volkes. Kein Wunder, daß noch weiter im Süden bis heute einige der lebhaftesten Einkaufsstraßen der Hauptstadt liegen.

Die Qianmen Dajie führt vom Tor schnurgerade nach Süden, denn zweimal im Jahr zog hier die kaiserliche Prozession entlang zum Himmelstempel. Heute ist sie von Geschäften des Alltags beherrscht, viele davon noch im etwas kargen Stil des Sozialismus. Das bedeutet aber nicht, daß es keine Qualitätsware gibt, denn schließlich wird im Jingdezhen-Porzellanladen (Nr. 149-151) Gebrauchs- und Dekorationsporzellan aus der Stadt Jingdezhen in der Provinz Jiangxi verkauft, die seit dem 4. Jh. die Kaiserhäuser mit Porzellan belieferte.

Gut 300 Meter südlich des Tors geht rechts die schmale Dazhalan ab, die seit der Ming-Dynastie Einkaufsstraße ist. Heute ist sie Fußgängerzone, mit Eisengittern selbst für Radfahrer abgesperrt. Ganz am Anfang hält das Lebensmittelgeschäft Liubijü, 1530 gegründet, eingelegtes Gemüse und Süßigkeiten aller Art bereit. Auf der rechten Seite sind von den alten Kaufhäusern vom Anfang des 20. Jh. nur noch die Fassaden erhalten geblieben, aber Textilien werden dort bis heute verkauft. Schräg gegenüber (Nr. 34) liegt ein Schuhladen, der, wie Fotos im Eingang belegen, die gesamte Führungsspitze der Partei mit den bekannten Stoffschuhen versorgte; auch er hat aber eine wesentlich längere Tradition. Eine der ältesten Apotheken der Stadt, 1669 gegründet, befindet sich in Haus Nr. 24, und bis heute werden auf drei Stockwerken Mittelchen aller Art verkauft. Neuerdings haben in der kurzen Straße auch wieder Tee-, Souvenir- und Buchläden eröffnet.


Einkaufsstraße Dazhalan

Westlich der Dazhalan beginnen die typischen grauen Pekinger Gassen, die hier hutong genannt werden. Staubige Wege und hohe Mauern schrecken zunächst ab, doch fand sich hier einst die Idylle des Wohnens in einem sehr dörflichen Peking. Eine Familie wohnte jeweils um einen Hof herum, zu dem sich alle Fenster der Gebäude öffneten. Nach außen, zur Straße gab es keine Fenster, alles konzentriert sich auf das Innen. In den 50er Jahren wurden die Höfe allerdings mit Zugezogenen aus anderen Provinzen überbelegt, so daß dort heute Enge und schlechte Hygiene herrscht. Aber müssen deshalb gleich ganze Viertel dem Erdboden gleichgemacht werden, wie dies in Peking großflächig geschieht?


Liulichang

Durch diese Gassen ist bald die Liulichang erreicht, auch eine historische Einkaufsstraße, die allerdings in den 80er Jahren vollständig rekonstruiert wurde. Der Name bedeutet "Glasurziegelfabrik" und weist darauf hin, daß hier beim Bau des Kaiserpalastes Anfang des 15. Jh. die Dachziegel für die zahlreichen Gebäude des Palastes gebrannt wurden. Auf Kanälen wurde der Ton bis hierher gebracht, und bis heute weisen Straßennamen auf Wasserläufe oder Brücken hin.

In den aus der Kaiserzeit nachgebauten Häusern werden heute vor allem Antiquitäten verkauft. Längst nicht alles ist echt, und die Preise sind auch viel zu hoch, so daß man sich auf kräftiges Feilschen einstellen sollte. Andere Geschäfte bieten Malereibedarf, Musikinstrumente, Bücher, Tee und Souvenirs.

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