Viele Zeichen der Liebe
Die schlichte 250 Meter lange und nach 1941 zweite Brücke ebenfalls mit Schiffsanleger in Schöndorfer Strand wurde am 30. Juni 20021 eingeweiht. Neben dem tollen Gefühl von Wasser umgeben zu sein, ohne nasse Füße zu bekommen, ist sie vor allem dann ein Platz an der Sonne, wenn sich der Tag neigt und die Rotation der Erde dem Leben spendenden Planeten erlaubt, Richtung Westen den Horizont hinter sich zu lassen. Die letzten wärmenden und hellen Strahlen bekommt man hier am Brückenkopf, wo manch eine und einer oder wer auch immer sich ewige Liebe versprochen haben, in Metall verewigt.
Historische Straßenbahn im Museumsbahnhof
Apropos vergänglich und dennoch aus Liebe lebendig: Vielleicht DIE Attraktion hinter dem Deich auf der Landseite ist der Museumsbahnhof mit historischen Straßenbahnen, Zugwaggons und Loks. Nicht alles, was dort steht, rollt noch aktiv, aber es finden Fahrten zur Saison statt. Das Bahnhofsareal ist zwar kostenlos zugänglich, die Aktiven freuen sich dennoch über Spenden, denn neben den bislang toll und absolut sehenswert restaurierten Wagen, steht noch viel lohnenswerte Arbeit auf dem Gleis. Definitiv ein Tipp nicht nur für Train-Spotter.
Restaurierte Zugwaggons aus vergangenen Zeiten auf dem Gelände des Museumsbahnhofs
Für andere Abwechslung sorgt ein Besuch in dem Ort Schönberg. Wer die kurze Strecke von der Küste nicht mit dem eigenen Auto fährt, kann den Bus nehmen und ist mit Ausstieg in der Bahnhofstraße und zehn Minuten Fußweg schnell mittendrin.
Wappenmast und Wegweiser
Mittendrin, das ist z. B. „Knüll“, eine architektonisch von rotem Backstein geprägte Fußgängerzone mit zahlreichen Geschäften, Angeboten für den Gaumen von süß bis salzig, sowie dem Rathaus und dem Amt Probstei. Montags und an Donnerstagen findet dort ein Wochenmarkt statt. Info-Tafeln eines historischen Rundweges lassen vor allem Besuchende in die Historie des Ortes eintauchen, wobei gerade in dieser Gebäudezeile viel Historisches an Architektur so gar nicht mehr zu sehen ist und der Verweis auf dort vormals vorhandene Bauten ein wenig an den Haaren herbeigezogen wirkt. Weit besser passt es aber gleich in der Nachbarschaft, der Knüllgasse.
Alte Apotheke in der Knüllgasse
Von dem Weg Knüll zweigt die Knüllgasse ab, die zwar von der Ostseestraße unterbrochen wird, sich aber auf der anderen Straßenseite fortsetzt und dort den historischen Ortskern repräsentiert. Unter anderem mit der alten Apotheke (Hausnr. 8) aus dem 19. Jh.. Das mehrfach baulich veränderte Gebäude gehört heute der Gemeinde. Ebenfalls aus dem 19. Jh. stammt das alte Amtsgericht (Hausnr. 16). In dem Backsteinbau hat heute das Kindheitsmuseum seine Räumlichkeiten.
Vom Schaukelpferd zur Schultüte und mehr: über dem Eingang des Kindheitsmuseums
Von dort sind es nur noch wenige Meter bis zum Markt. Am Rand des Platzes stößt man auf das Stendersche Haus, ein ehemaliges Bauernhaus, das laut einer Inschrift im Balken über der zweiflügeligen Grootdör Jochim Lag und Gretje Lagen 1779 haben erbauen lassen. Den heutigen Namen erhielt der heute schön renovierte Bau allerdings von dem Arzt Dr. Stender, in dessen Besitz sich das Anwesen bis Ende des 19. Jh. befand.
Blick vom Marktplatz auf die Ev.-Luth. Kirche in Schönberg mit fast 1000 Sitzplätzen
Neubau auf der einen, viel Asche auf der gegenüberliegenden Seite. Denn wenige Monate zuvor war in der Nacht vom 2. auf den 3. August desselben Jahres dort die Kirche des Dorfes einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen, wie zahlreiche Höfe und Häuser in der Nachbarschaft ebenfalls. Es brauchte allerdings nur drei Jahre, bis der heute als Kulturdenkmal geschützte Neubau im Jahre 1782 geweiht werden konnte. Im Inneren der aus Backstein errichteten Saalkirche stammen der Prospekt der im Zeitverlauf mehrfach veränderten Orgel, sowie der gegenüber gelegene Kanzelaltar noch aus jener Zeit.
Meist ein Hort der Ruhe und vielleicht der Ziesprache
Wer draußen den Blick auf die Kirchturmspitze richtet, entdeckt dort an der Helmstange einen Windweiser in Form eines Barsches. Er ist das Wahrzeichen Schönbergs und findet sich samt Kirchturmspitze neben Stierkopf und Getreideähren auch auf dem Wappen wieder. Der Fisch als Symbol geht auf die ersten Siedler zurück, den Herren von Barsebeke und seine Nachfolger. Der 1281 erstmals erwähnte Ort Barsbek in der heutigen Probstei leitet sich von dem Namen des adeligen Ritters Marquad Barsbek ab, der dem Geschlecht der Barsebeke angehörte. Bis heute ziert ein Barsch, der in den sogenannten Beken, den Gewässern um Barsbek, häufig zu finden ist, vor rotem Grund das Wappen der Gemeinde. Besagter Ritter verkaufte übrigens dem oben erwähnten Kloster Preetz im Jahre 1379 das halbe Dorf.
Ein Barsch aus Stroh
Einen großen Barsch aus Stroh fanden wir zum Zeitpunkt unseres Besuchs auf dem Gelände des Probstei Museums im Zentrum Schönbergs. Die restaurierten Gebäude des ehemaligen Hofes Göttsch dienen dem Museum heute als Räumlichkeiten, in denen den Besuchenden Einblicke in die Lebensweise und Lebensverhältnisse der Menschen der Region im 19. Jahrhundert vermittelt werden.
Von wegen Waschmaschine: Wäsche zu waschen war früher ein Knochenjob - in der Regel für Frauen
Das Gezeigte geht auf die Sammlung von Robert Lesky zurück, der mit Walter Muhs sowie weiteren Bürgerinnen und Bürgern 1983 den „Verein Probsteier Heimatmuseum“ gegründet hatte. Muhs blieb 17 Jahre 1. Vorsitzender des Vereins und wurde für seine Verdienste für das Museum 1995 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Toll gemachte Ausstellung mit Liebe zum Detail
Und überwiegend ausgezeichnet gemacht sind auch die Ausstellungen. Ein Themenbereich ist der landwirtschaftliche Kreislauf aus Pflügen, Säen und Ernten, sowie der Viehhaltung. Hinzu kommt die handwerkliche Weiterverarbeitung der gewonnenen Rohstoffe. Anhand verschiedener Gewerke wird eindrücklich, wie sehr Menschen zu jener Zeit von dem Geschick ihrer Hände und Muskelkraft abhängig waren, um etwas für den Arbeits- wie Lebensalltag zu produzieren, ob mit Feuer und Esse oder spitzer Nadel und Faden oder dem feinen Werkzeug der Kunstschmiede. Dass natürlich auch gefeiert, geliebt und geheiratet wurde, zeigen z. B. traditionell regionale Trachten für verschiedene Anlässe. Und für die erholsame Ruhe steht ein Bett bereit, selbstverständlich nur zur Anschauung. Ermüdend ist der Rundgang ohnehin nicht.
Schöne Holzarbeit: Eine Probsteier Truhe mit typischer Aussteuer aus dem Jahr 1803
Tourismus als Ostseebad findet in Schönberg seit der Wende zum 20. Jh. mit der Eröffnung der damaligen Eisenbahnanbindung von Kiel aus im Jahre 1897 statt. Heute ist das Geschäft mit den Urlaubsgästen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, entsprechend hat man sich vor Ort darauf eingestellt, allerdings ohne die Infrastruktur zu überlasten. Dennoch ist zur Hauptsaison hier gut was los und nicht jede/r ist hier mit den eigenen Erwartungen gut und richtig aufgehoben. Aber wo passt das schon immer? Das sollte man natürlich im Vorfeld für sich selbst abklären.
U995 ohne Wasser unter dem Kiel in Laboe bei Kiel
Wer über das Beschriebene hinaus Anregungen in der Probstei sucht, dem empfehle ich u. a. einen Besuch in Laboe an der Kieler Förde. Besonders das 1972 am Ufer zur Besichtigung aufgebockte 1943 fertiggestellte U-Boot und das 85 Meter hohe Marine-Ehrenmal mit Aussichtsplattform sind neben Marina und Promenade absolut einen Ausflug wert. Wer die 341 Treppenstufen auf sich nimmt oder auch lieber den Fahrstuhl benutzt, hat vom Ehrenmal einen weiten Blick über die Probstei und auf Kiel. Was es in der großen Stadt zu sehen gibt, lesen Sie bei Interesse hier.
Eng, enger, aber wenigstens ist der Innenraum (hier der Torpedoraum) im U-Boot gut ausgeleuchtet. Aus persönlicher Sicht unbedingt sehenswert und den Eintritt wert, Menschen mit Platzangst sollten sich einen Besuch allerdings überlegen.
Immer wieder ärgern sich Urlaubsgäste in den Küstenregionen über die Kur- oder Gästeabgaben, die man als Dauergast gleich bei der Buchung der Unterkunft oder nach Ankunft bei der offiziellen Tourismusinfo vor Ort bezahlen muss, bzw. als Tagesgast auch alternativ am Automaten pro Tag entrichten kann. Verständlich dann, wenn man den Eindruck hat, mit den zusätzlich eingenommenen Geldern wird nichts Sinnvolles in Hinsicht eben jener Gäste angefangen. (Allerdings gibt es auch hier Kurabgabe freie Bereiche.)
Gut ausgeschildert
Das ist in Schönberger Strand definitiv nicht der Fall. Es stehen viele regelmäßig geleerte Abfallbehältnisse entlang der Hauptwege, entsprechend sauber ist es, zudem gibt es diverse WC-Häuschen direkt hinter dem Deich, die ebenfalls regelmäßig gereinigt werden und kostenlos zugänglich sind, und es gibt freies Wi-Fi, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Vieles andere, was aus diesem Finanz-Topf realisiert wird, springt vielleicht nicht direkt ins Auge, macht Gästen den Aufenthalt aber trotzdem angenehmer.
Gut orientiert
Zudem ist Küstenschutz in Zeiten klimatischer Veränderungen ein Thema, in der Vergangenheit wie heute (siehe oben). Ist die Küste nicht ausreichend geschützt, säuft bei der nächsten Sturm- und Springflut vielleicht das flache Hinterland gleich mit ab. In einem Pavillon auf der Deich-Landseite dokumentieren Infotafeln den baulichen und finanziellen Aufwand, um das Meer draußen zu halten.
Gut informiert
Haben Sie einen schönen Aufenthalt.
Tourist-Info
Schönberger Strand
Käptn's Gang 1
24217 Schönberger Strand
Tel.: 04344/ 4141-0
Fax: 04344/ 4141-180
E-Mail: info@schoenberg.de
www.schoenberg.de/tourist-service
Ein wenig maritimes Flair versprühende Bilder wie dieses, gibt es in vielen Shops
Museumsbahnen Schönberger Strand
www.vvm-museumsbahn.de
Von der Kleinlok der Baureihe 323 wurden 892 Stück gebaut, dieses Exemplar auf dem Museumsbahnhof Schönberger Strand wurde nach der Fertigstellung durch Deutz 1959 von der DB in Betrieb genommen. Das Maximaltempo der Lok liegt bei 45 km/h.
Probstei Museum
Ostseestraße 8-10
24217 Schönberg
Tel.: 04344 3174 / 04344 3838577
E-Mail: info@probstei-museum.de
www.probstei-museum.de
Kindheitsmuseum Schönberg e.V.
Knüllgasse 16
24217 Schönberg
Tel.: 04344 68 65
Fax: 04344 68 65
E-Mail: info@kindheitsmuseum.de
https://kindheitsmuseum.de
Die Reise des Autors wurde weder von offiziellen Stellen gesponsort, noch von anderer Seite durch Sachleistungen unterstützt.
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