Altes Unterwasserschiff des Bereisungsschiffes "Ems" (Baujahr 1934), das mittlerweile stillgelegt im Hintergrund am anderen Ufer des Binnenhafens liegt
Vielmehr ist der Ratsdelft heute ein Museumshafen. Seinen ständigen Liegeplatz hat hier der ehemalige 1963 in Lemwerder bei Bremen gebaute Seenotrettungskreuzer „Georg Breusing“ an der gleichnamigen Promenade. Den heutigen, von einem privaten Verein betriebenen Museumskreuzer hat die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) 1988 außer Dienst gestellt. Das Tochterboot des Schiffs heißt übrigens „Engelke up de Muer“. Neben dem Engelchen ist auch der Name Georg Breusing mit der ostfriesischen Stadt verbunden. Der 1820 in Osnabrück geborene Mann war Oberzollinspektor in Emden und gründete hier 1861 den ersten Verein zur Rettung Schiffbrüchiger in Deutschland. Der Verein blieb regional tätig, wurde aber 7 Jahre später Teil der in Kiel gegründeten DGzRS, die heute an der gesamten deutschen Küste Einsatzstationen betreibt.
Der Museumskreuzer "Georg Breusing" im Ratsdelft
Auf dem Weg vom Stadttor zum Museumskreuzer kann es allerdings kurzzeitig etwas feucht von oben kommen, denn es wird vom höher gelegenen Bürgersteig hinuntergespuckt. Zwei von drei ständig hier herumstehenden Herren frönen dieser Unsitte. Die beiden von Hans-Christian Petersen aus Esens geschaffenen Delftspucker Joke Rinne und Hinnerk de Vries wurden 2018 bzw. 2017 von Emder Bürgern gestiftet und in Bronze gegossen. Was für Stadtbesucher ganz spaßig ist, weil man selbst unvorbereitet vom Wasserstrahl benetzt wird oder andere dabei beobachten kann, hat allerdings einen historischen Hintergrund.
Delftspucker
Bis 1898 stand hinter dem eisernen Geländer eine lange Holzbank an der sich gerne vor allem ältere Männer nach ihrem Erwerbsleben und Stadtstreicher trafen. Diese verschwand allerdings mit dem Abriss der Rathausbrücke und der Errichtung der Delfttreppe. Dennoch blieb dieser Ort für sie ein attraktiver Treffpunkt, nur standen sie fortan bis zum Zweiten Weltkrieg während ihres Palavers und lehnten unter anderem am Geländer. Dass sie dabei wechselseitig im hohen Bogen in den Delft spuckten, hing mit dem damals gerne konsumierten und sogar in Ostfriesland in großen Mengen produzierten Kautabak oder auch Priem zusammen. Der mit anderen Stoffen vermischte und ebenfalls nikotinhaltige Tabak wurde länger im Mund behalten und auch nicht ständig durchgekaut, die mit dem Speichel vermischten Absonderungen allerdings als braune Flüssigkeit ausgespuckt, ebenso wie der Tabak selbst, wenn er zu einem dickflüssigen Brei geworden war. Besonders unter Seeleuten war der Konsum von Kautabak sehr beliebt, denn auf den vielfach aus Holz gebauten Schiffen war Feuer grundsätzlich ein Problem, eben auch beim Anreißen eines Streichholzes, das allerdings ohnehin nicht anging, wenn das Wasser nicht nur unter dem Kiel war, sondern auch vom Himmel fiel und Feuchtigkeit in die Räume unter Deck eindrang.
Das Emder Fischmädchen „Jantje Vis“
Die schon genannte Delfttreppe ist heute auch ein beliebter Treffpunkt für Touristen wie Einheimische und Abfahrtsort für die Hafenrundfahrt. Am Treppenkopf steht seit 1986 das Emder Fischmädchen „Jantje Vis“ aus der Werkstatt von Karl-Ludwig Blöke aus der Nachbarstadt Leer und gestiftet vom Lions-Club Emden und schaut - barfüßig, nur mit einem dünnen einfachen ärmellosen Kleid bekleidet und wenige Fische in einer Schale haltend - zum Stadtgarten mit seinen Cafés hinüber. Oder doch vielleicht zu den Männern am Fürbringer-Brunnen? Dort plätschert munter das Wasser rund um einen Obelisken, der an zwei Seiten von einem Fischer mit seinem vollen Netz und einem Hafenarbeiter flankiert wird. Das steinerne Bauwerk stammt aus dem Jahr 1900 und wurde anlässlich des 25-jährigen Amtsjubiläums des damaligen Oberbürgermeisters Leo Fürbringer errichtet. Der war maßgeblich für den umfangreichen Hafenausbau verantwortlich, daher auch das maritime Brunnenmotiv und die Ehrung. Wie auch immer, das Mädchen ist gerne fotografiertes und ebenso gerne angefasstes Objekt, wie man an den blanken Stellen der Bronze feststellt.
Der Fürbringer-Brunnen im Stadtgarten
Fisch dagegen ist auch ein Thema, wenn man über die Georg-Breusing-Promenade am Museumskreuzer und dem ehemaligen Feuerschiff „Amrumbank“ vorbeigeht, denn dann stößt man auf den Museumslogger „AE 7-Stadt Emden“. Seit 1995 liegt das 1908 im niederländischen Scheveningen ursprünglich als Segler gebaute Holzschiff im Ratsdelft und steht oder besser schwimmt für eine Tradition seit dem 16. Jahrhundert in Emden, wie auch in den nahegelegenen Niederlanden. Anders als dort, endete die Tradition in Emden nach einem rund hundert Jahre währenden Wiederaufleben Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Unwirtschaftlichkeit war für viele deutsche Fischfangflotten der Tod - ohne Wiedergeburt bis heute. Logger werden die speziellen Schiffe für den Heringsfang genannt und eben dieser kleine Schwarmfisch hat in der Stadt an der Ems besagte Tradition.
Anlässlich einer 400-jährigen Tradition in den Boden eingelassen
Rund 100 Logger verließen zur Hochzeit der Heringsfischerei besonders zur Hauptfangzeit zwischen Juni und August den Hafen der ostfriesischen Stadt, um mit solch großen Fangmengen zurückzukehren, dass der Export der Fertigprodukte Emden überregional dafür bekannt gemacht hat: Emder Matjes. Allerdings wird nicht jeder Hering zum Matjes, sondern nur die vergleichsweise milden noch nicht geschlechtsreifen, und die werden nach einem traditionellen Behandlungsverfahren roh in Salzlake eingelegt. Bereits im 16. Jahrhundert gab es in Emden klare Vorschriften für die Verarbeitung der Fische zum Matjes, wie etwa die Beschaffenheit der Eichenfässer. Das Verfahren selbst hatten die Holländer schon zuvor im Mittelalter entwickelt. Auch in dem heute zur Hansestadt Bremen gehörenden Vegesack war in vergangener Zeit eine der größten Loggerflotten beheimatet, aber anders als in Emden findet man in den Fischgeschäften der Stadt nur „echten holländischen Matjes“, stück- oder auch gleich eimerweise. Seit mehreren Jahrzehnten feiert man in Emden im Mai die Matjestage - natürlich aber mit Emder Matjes, dann gibt es neben dem Rahmenprogramm rund um den Hafen Hering satt - wenn man es denn mag.
Auch eine Möglichkeit: was man nicht wegbekommt, wird integriert, Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg gibt es in Emden viele
Die Bebauung rund um das Binnenhafenareal ist in weiten Teilen nicht wirklich architektonisch herausragend. Ja, hier wohnen Menschen und Emden ist kein Museum. Aber manchmal muss man ja auch einfach nicht hinschauen. Das geht unter anderem sehr gut auf einer Landzunge zwischen Ratsdelft und dem Binnenhafen, wenn man die Museumsschiffe hinter sich gelassen hat. Manchmal braucht es nicht viel, nur ein paar Stufen mit Holzbedeckung zum Sitzen und fertig. Die Hektik der modernen Stadt ist weit genug entfernt und der Blick schweift über das Wasser und die Ufer, an denen zum Beispiel auch ein Wohnmobilstellplatz liegt. A nice place with a cool drink when the sun goes down - oder so. Die meisten Menschen, die hier sitzen, ob jung oder alt, haben allerdings meist wohl eher wenig Sinn für das astronomische Ensemble, das da zugegebenermaßen etwas deplatziert wirkend auf einem kleinen Rasenstück in direkter Nachbarschaft steht, nebst der Nachbildung der Himmelsscheibe von Nebra. Schon in der Bronzezeit vor über 4000 Jahren haben Menschen in den Himmel geschaut und versucht, ihre Beobachtungen festzuhalten, beeindruckend. Für Seefahrer war der Blick in den Himmel in früheren Zeiten allerdings eine Frage über Leben oder Tod - offener Ozean oder rettender Hafen.
Sieht kompliziert aus, ist es auch
Wer nicht über das Meer, sondern über Kanäle schippert, muss sich über derartige Probleme wenig Gedanken machen. Und Emden ist über viele Binnengewässer an das ostfriesische Hinterland angebunden, ob über natürliche Wasserwege oder über künstliche. Künstlich angelegt wurde der Ems-Jade-Kanal zwischen Emden und Wilhelmshaven. Von 1880 an wurde acht Jahre lang diese Verbindung durch Ostfriesland gegraben. Kanäle sind ja nichts außerordentlich Besonderes, aber 72,3 Kilometer Länge sind schon eine Hausnummer. Wilhelmshaven war Reichskriegshafen und Flottenstandort, aber Dickschiffe passten schon damals nicht durch den Kanal, dafür sind die etwas über 6 Meter maximale Schiffsbreite und nicht einmal 2 Meter Tiefgang viel zu gering. Heute verbinden 41 Brücken die Ufer, der Großteil davon beweglich, und sechs Schleusen gleichen den Höhenunterschied im Wasserstand aus und halten die Pegel stabil.
Blick über eine der Schleusenkammern der Kesselschleuse auf den Ems-Jade-Kanal
Von Emden aus ist der Fuß- und Radweg am Kanal entlang beliebt bei vielen, die gehend, joggend, radelnd oder Gassi gehend den zentralen Ort mal verlassen wollen. Fast unweigerlich kommt man dabei an einem besonderen Bauwerk vorbei: der Kesselschleuse. Kessel hört sich je nach Deutung etwas übel an, im Kessel wurde früher alles Mögliche erhitzt - Wäsche, Essen und bei den Kannibalen ... lassen wir das ... oder in Stalingrad wurde im WK II. die 6. Armee eingekesselt und starb Tausende Tode im russischen Winter. Nun, das wird im Kessel der Schleuse nicht passieren, aber es macht sich ein wenig das Gefühl von Eingesperrtsein breit, schon alleine beim Zusehen und das kann man von fast allen Seiten. Der Zustand ist zwar temporär, aber die Prozedur braucht ihre Zeit.
Die Rundkammer der Kesselschleuse mit zwei der vier Schleusenkammern, links im Bild befindet sich das Van-Ameren Bad neben dem Kanal
Vier Gewässer aus vier Stadtteilen kommen aus allen vier Himmelsrichtungen an dieser Stelle zusammen, der besagte Ems-Jade-Kanal im Osten, das Fehntjer-Tief im Süden, der Ausläufer des Hafens im Westen (Rotes Siel) und der Emder Stadtgraben im Norden. Ursprünglich wurde das einzigartige Bauwerk zwischen 1886 und 1887 errichtet, aber bereits von 1911 bis 1913 umgebaut und auf die heutige Größe erweitert. Heutige Größe heißt, über vier kleinere Schleusenkammern gelangen die zumeist Freizeitboote zunächst in die im Durchmesser 33 Meter große Rundkammer als Zwischenstation. Um von einem Gewässer in das andere zu gelangen, braucht es anders als bei dem sonst üblichen Schleusenbetrieb also zwei Schleusungen und eben Zeit.
Ein Teil des Stadtgrabens mit Freizeitbooten und der Windmühle "De Vrouw Johanna", die 1804/05 auf dem Stadtwall, der ehemaligen Verteidigungsanlage Emdens gebaut wurde
Der Emder Stadtgraben wurde schon genannt, er ist ein Überbleibsel der alten Befestigungsanlagen, die die Stadt auf der Landseite einst in mehr als einem Halbkreis umgaben, die Wasserseite wurde durch die damals an der Innenstadt vorbeifließende Ems auf natürliche Weise geschützt. In den Jahren von 1606 bis 1616 baute der Emder Bürger und Baumeister Gerhart Evert Pilooth im Auftrag des Grafen von Ostfriesland Enno II. aus dem Haus Cirksena die vorhandene Verteidigungsanlage aus. Unterstützung bekam er durch den niederländischen Festungsbaumeister Johan van Valckenburgh, nach dessen Plänen auch die Schutzwälle in Hamburg und Bremen errichtet wurden.
Infotafel am Emder Wall. Die gut gemachten Tafeln wie diese, findet man zahlreich im Stadtgebiet, unter der Überschrift "Emder Denkmäler entdecken" kann man so eintauchen in einen Teil der Stadtgeschichte
Nach der Fertigstellung bot die Anlage 11 fünfeckige Bastionen, sogenannte Zwinger, jeweils an der Außenspitzen des im Zickzack verlaufenden Walls. Von dort hatte man einen Überblick ohne Tote Winkel und wenn die Bastionen mit Kanonen bestückt waren, auch gute Verteidigungsmöglichkeiten. Und die boten sich dann auch im Dreißigjährigen Krieg gut dreißig Jahre später, mit Erfolg, Emden wurde nicht eingenommen. Danach verlor der Wall allerdings immer mehr an Bedeutung, noch im selben Jahrhundert pflanzte man dort Bäume und die gesamte Anlage wurde später sukzessive zu einer Parklandschaft umgebaut. Laut einer Infotafel, die den Verlauf des Grünzuges zeigt, gibt es ab 1813 „Berichte über die Pflege der Wallpromenaden“. Die Attraktivität dieser Promenaden hat sich bis heute erhalten.
Suchen bei schwarzaufweiss
Reiseveranstalter Deutschland bei schwarzaufweiss
Sehenswertes in Bremen, Touren durch die Stadt, Tipps und Hintergrundgeschichten ausführlich beschrieben mit vielen Fotos. Darüber hinaus gibt es Ausflugstouren über die Stadtgrenzen hinaus, etwa nach Bremerhaven oder nach Walsrode in den Weltvogelpark.
Mehr lesen ...
Die Geschicke der 1265 aus drei Stadtsiedlungen entstandenen Stadt Rostock waren schon immer mit dem Wasser verknüpft. Schon früh war sie ein wichtiger Teil der Hanse und der Handel über See machte die Kaufleute und somit die Stadt wohlhabend, was sich zum Beispiel in der Architektur am Neuen Markt und anderen Teilen der Altstadt bemerkbar macht. Zeugnisse der norddeutschen Backsteingotik haben den Denkmalschutz auf den Plan gerufen, um den Erhalt historischer Gebäude im Stadtkern zu sichern, mit Erfolg.
Mehr lesen ...
Ein guter Ausgangspunkt um die Stadt heute, Jahrzehnte nach Kriegsende, zu erkunden, ist der zentral gelegene Hauptbahnhof. Auf der Hauptstraße Sophienblatt, die vor dem Gebäude verläuft, treffen alle wichtigen Buslinien zusammen, viel Sehenswertes kann man aber auch problemlos von hier zu Fuß in einem mehrstündigen Spaziergang erreichen.
Mehr lesen ...
Wer lieber mit dem Rad wandert als per pedes, findet auf dem Mönchgut gute Voraussetzungen und anders als Verleihnix in dem berühmten gallischen Dorf aus dem Kultcomic Asterix, verleiht man in Göhren gerne vieles, so auch Fahrräder - natürlich gegen Bares. Aber dafür sparen sich Bahnreisende das nervige Gerödel mit den Zweirädern.
Mehr lesen ...
Knapp 50 Kilometer vor Schleswig-Holsteins Küste gelegen, ist Helgoland jedes Jahr Ziel Tausender Besucherinnen und Besucher, die meisten davon Tagestouristen in den wärmeren Monaten. Ausflugsschiffe laufen Helgoland von Bremerhaven, Büsum oder vom „Alte Liebe“ genannten Anleger im Hafen der niedersächsischen Stadt Cuxhaven an der Elbemündung aus an.
Mehr lesen ...
Leider ist die deutsche Nordseeküste, wenn man von den ost- und nordfriesischen Inseln einmal absieht, von der Natur nicht so reich mit Sandstränden bedacht worden, wie die Anrainerländer Niederlande und besonders Dänemark. Natürlich gibt es auch viele schöne Ecken jenseits der Sandstrände und Sand allein ist nicht alles im Urlaub, aber für viele hat ein Sandstrand eben doch eine große Bedeutung und deshalb steppt in den Sommermonaten in den Seebädern Döse, Duhnen und Sahlenburg vor allem an den Wochenenden der Bär.
Mehr lesen ...
Auf den ersten Blick könnte man den Eindruck gewinnen, das Nordsee-Heilbad sei nur die Transferstation für die Urlauber, die es in Scharen auf die Inseln Juist und Noderney zieht. Aber jenseits dessen zeigt sich Norddeich als weit weniger hektischer und überschaubar kleiner Küstenurlaubsort. In dem staatlich anerkannten Nordseebad wird erst seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts der Tourismus gefördert, offenbar mit Erfolg, wie mehr als 1 Mio. Übernachtungen jährlich zeigen.
Mehr lesen ...
Einst war Büsum eine Insel, immer wieder bedroht vom „Blanken Hans“. Bedroht von gewaltigen Sturmfluten wie der mehrtägigen Groten Mandrenke im Januar 1362, bei der nach mancher Interpretation das sagenumwobene Rungholt etwas weiter nördlich bei Nordstrand und Pellworm für immer in den Fluten versank. Als die größte Flut des letzten Jahrhunderts 1962 das Nordsee-Heilbad bedrohte, war Büsum allerdings schon lange mit dem Festland verbunden, nämlich seit 1585. Heute zählt der gut 5000-Seelen-Ort im Kreis Dithmarschen zu den wichtigsten Urlaubsorten an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins.
Mehr lesen ...