Villen auf dem Elbhang
Das Quartier Weißer Hirsch
Mit der Standseilbahn geht es bequem den Elbhang hinauf, wo sich zwischen Bergbahnstraße, Zeppelinstraße, Lahmannring und Bautzner Landstraße ein Dresdner Villenort erstreckt, der mit dem Namen des Bauunternehmers Theodor Lehnert verbunden ist. Ihm ist eine kleine Kurbadeanstalt zu verdanken, die 1867 entstand. Der alte Gasthof Weißer Hirsch – nach diesem wird auch das Villenquartier benannt – wurde 1872 vom Seifenfabrikanten Ludwig Küntzelmann erworben und zu einem Kurhaus umgestaltet. Schließlich trat der Mediziner Dr. Heinrich Lahmann auf den Plan, der das Sanatorium Dr. Lahmann ins Leben rief und den Villenort über Dresden hinaus bekannt machte, zählten doch bekannte Persönlichkeiten wie der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann zu seinen zufriedenen Patienten. Auch der Schriftsteller Franz Kafka und der Oskar Kokoschka kamen für einen Kuraufenthalt in den Villenort Weißer Hirsch.
Lassen wir das »Blaue Wunder«, diesen Brückenschlag über die Elbe und Loschwitz, hinter uns. Vor dem Eingang zur Standseilbahn weisen Tafeln auf verschiedene Wandertouren hin – Wachwitzer Königsweg (50 Min.), Ludwig-Richter-Weg und Körner-Rundweg (je 60 Min.). Doch für diejenigen, die sich für Villen des ausgehenden 19. Jahrhunderts interessieren, sind diese Wanderwegtipps eher nebensächlich.
Mit der Standseilbahn geht es in langsamer Fahrt
zum Villenort Weißer Hirsch hinauf
Langsam, nahezu bedächtig setzt sich die gelb-weiße Standseilbahn in Bewegung. Seit 1895 bringt sie Dresdner und Besucher von nah und fern hinauf auf den Elbhang und von dort wieder hinab nach Loschwitz. 94 Höhenmeter überwindet die Bahn auf einer Fahrstrecke von gerade mal 547 Metern.
Oben angekommen fällt der Blick gleich auf den Luisenhof, ein Ausflugslokal mit herrlichem Blick über das Elbtal – nicht zu Unrecht früher auch „Balkon von Dresden“ genannt. Der Name der 1895 errichteten Gaststätte geht auf die ehemalige sächsische Kronprinzessin Luise von Toskana zurück. Charakteristisch ist der hoch aufragende Turm mit seinen hellbraunen Eckbindern. Etwas unterhalb der Bergstation steht eine Neorenaissance-Villa mit einem markanten achteckigen Turm nebst einer offenen Aussichtsplattform, die von einer Laterne mit Spitzhelm überdacht ist.
Direkt gegenüber der Bergstation der
Standseilbahn: Der Luisenhof
Nur wenige Schritte sind es in die Zeppelinstraße, wo sich die Villa Ardenne mit einer Sternwarte befindet. Hier hatte sich der Physiker Manfred von Ardenne 1960 niedergelassen und in seinem Privatinstitut u. a. mit der so genannten Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie beschäftigt. Die Sternwarte soll nach dem Ende der Sanierungsarbeiten im November 2007 für Himmelsgucker ab 2008 wieder zugänglich sein.
In „sächsischem Zuckerbäckerstil“ – die Villa San Remo
Spaziert man durch die Wolfshügelstraße und die Collenbuschstraße, so steht man vor Villen, die mit ihren aufgesetzten holzverschalten Dachgeschossen und Balkonen mit Holzgittern eher an oberbayerische Landhäuser erinnern. Buntglasfenster wie bei der Villa Wolfshügelstraße 12 entsprechen dem Zeitgeschmack. Namen wie Villa Frohsinn und Villa Abendstern deuten an, was um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert von den gut betuchten Städtern zelebriert wurde: ein Zurück zur Natur und der Rückzug in die Sommeridylle fern des urbanen Treibens.
Nicht nur für die Sommerfrische: Villa aus Fachwerk und hellem Ziegel
Am Ende der Collenbuschstraße kann man auf einem Plateau, das den Namen Friedensblick trägt, auf die Elbe hinabblicken. Wer genau hinschaut, entdeckt einen springenden Hirsch im kunstvoll geschmiedeten Gitter, das das Plateau begrenzt. Der Obelisk wurde in Erinnerung an den sächsischen König Friedrich August II. von dem Dresdner Bildhauer Joseph Hermann für die Anlage der Villa Thorwald entworfen und auf den Aussichtspunkt versetzt.
Neobarock gestaltet wurde für den Industriellen Carl Eschenbach die gleichnamige Villa, die sich im Lahmannring 3 befindet. Während der Sockelbereich mit dem verzierten Bogenfeld über dem Eingang noch barock angehaucht ist, so wurde das Obergeschoss im so genannten Schweizerstil gestaltet.
Repräsentaiv in Ockergelb und Ziegelrot: die Villa Paira
Durch die »bewegte Dachlandschaft« mit roten Dachpfannen, dem bauchigen »Ecktürmchen«, dem kantig herauskragenden Erker sowie den Kontrast der tannengrünen Fensterläden zu der gelblich cremefarbenen Putzfassade springt die Villa Paira (Lachmannring 11) ins Auge. Der von Max Herfurt für Professor Carl Paira konzipierte und 1913 bis 1914 errichtete Bau erscheint trotz all dieser Details recht wuchtig und erdverbunden. An ihm scheinen Jugendstil und Eklektizismus – zwei damals vorherrschende Stilrichtungen – nahezu spurlos vorbeigegangen zu sein.
Der weiße Hirsch als Fassadenschmuck in der Bautzner Landstraße
Abschließend werfen wir noch einen Blick auf die ehemaligen Kuranlagen an der Bautzner Landstraße, ob nun Kurhaus, Neues Kurhaus oder das Hotel Kurhaus: Schweizerhausstil vereint sich mit Jugendstil. Wuchtige Kanten und Gebäudeverspringungen treffen auf barock anmutende Schwünge und weiche Linien. Bei dem von Max Herfurt entworfenen Neuen Kurbad fallen die großen Rundbogenfenster auf, deren Sturz über das Gesims hinausragt. Von Herfurt stammt außerdem der Entwurf des Geschäftshauses Maschke (Bautzner Landstraße 10) mit der kupferverkleideten Balustrade im ersten Stock. Noch immer zu lesen ist der goldene Schriftzug Magazin für Haus und Herd sowie Maschke.
Wer zurück in die Innenstadt möchte, steigt an der Bautzner Landstraße in die Tram 11, die über die Äußere Neustadt mit ihren zahlreichen Kneipen, den Albertplatz und das Regierungsviertel am Carolaplatz zum Hauptbahnhof fährt.
Touristische Information:
Dresdner Verkehrsbetriebe AG
Tel. 03 51 8 57 24 10
http://www.dvbag.de
Anreise: Bus 61 oder 83 bis Körnerplatz, Standseilbahn bis Luisenhof
Speis und Trank:
Kaffee Wippler
Fast zeitgleich mit der Umgestaltung Loschwitz Ende des 19. Jh. entstanden, gegr. vom Königl. Sächs. Bäckermeister Robert Emil Winkler; Frühstück, Snacks wie Würzfleisch, Eisbecher wie Schwedenbecher, Spezialität: Dresdner Eierschecke
Körnerplatz
01326 Dresden
Tel. 0351 / 2698040
http://www.baeckerei-wippler.de
Bräustübel
Kleine Speisekarte u. a. verschiedene Crepes-Variationen
Körnerplatz 3
01326 Dresden
Tel. 01 72 /1 64 24 62
Hirschgarten
Bautzner Landstr. 6
u. a. Bruschetta oder gebratene Hühnerleber mit Felssalat, Gefüllte Blut- und Leberwurst oder Bärlauchspaghetti mit Waldpilzen
01324 Dresden
Tel.: 03 51 / 2 10 65 41
Veranstaltungen:
PIANO GALERIE Dresden
gelegentliche Ausstellungen und Konzerte
Bautzner Landstraße 6
01324 Dresden
Tel. 03 51 / 2 65 45 40
http://www.pianogalerie-dresden.de/pglaedtein.php
Sehenswürdigkeiten:
Von Ardenne Institut für Angewandte Medizinische Forschung GmbH
Zeppelinstr. 7
01324 Dresden
Tel. 03 51 / 2 63 74 00
info@ardenne.de
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