Kügelgenhaus – Museum der Dresdener Frühromantik
Bei  diesem Wohnhaus in der Inneren Neustadt handelt es sich im Kern um  ein barockes zwischen 1697 und 1699 erbautes Wohnhaus, das später im  Stil des Klassizismus verändert wurde. Sehr beeindruckend sind die  frühbarocken bemalten Holzdecken im zweiten Obergeschoss, wo auch  das Museum der Dresdner Frühromantik untergebracht ist. Hier befand  sich die Wohnung des Historien- und Porträtmalers Gerhard von  Kügelgen, der einen „Dresdner Salon für Kunst, Literatur und  Musik“ unterhielt. In ihm begegneten sich Maler, Musiker und  Literaten wie Caspar David Friedrich, Georg Friedrich Kersting,  Novalis und Richard Wagner.
    

      Ein  Hingucker sind die bemalten Decken im Kügelgenhaus
    
Bürgerliches Wohnen im frühen 19.Jahrhundert
Dank  eines Gemäldes von Kersting wurde das Atelier von Kügelgens  rekonstruiert, während die übrigen Räume in ihrer Ausstattung  lediglich ein Gefühl der Frühromantik zu vermitteln versuchen. Wie  es im Haus von Kügelgen zugegangen ist, wissen wir durch die  Jugenderinnerung von Wilhelm  von Kügelgen:  „Das eigentliche Arbeitszimmer meines Vaters, das jedoch fremden  Besuchern, die er im Vorzimmer unter seinen fertigen Bildern zu  empfangen pflegte, verschlossen blieb, erhielt eine Welt der  verschiedenartigsten Gegenstände. Die Wände waren hageldicht  bedeckt mit Gipsen, mit Studien und allerlei Kuriositäten, mit  seltenen Kupferstichen, Handzeichnungen berühmter Meister ...“.
    

      Hier  malte der Historienmaler Gerhard von Kügelgen
    
Haus mit Gottes Segen
Haus  Gottessegen hieß das Haus der Familie von Kügelgen. Unterhalb des  Dachsimses ist die Inschrift zu lesen: „AN GOTTES SEgEN IST ALLES  GELEGEN“, worauf wohl der ab 1730 gebräuchliche Hausname  zurückzuführen ist. Es war, wie bereits skizziert, ein Ort der  Künste, und das nicht allein, weil hier zwischen 1808 und 1820 der  Dozent an der Dresdner Kunstakademie, der Historienmaler von Kügelgen  wohnte. Dieser fiel bei seinem Heimgang von seinem Loschwitzer  Weinberg nach Dresden einem Raubmord zum Opfer und verstab am 27.März  1820. Damit hörte auch ein  wichtiger Dresdner Treffpunkt der  Künstler und Musiker auf zu existieren.
    
Auf das Ambiente kommt es an
Neben  Originalen finden sich auch zahlreiche Reproduktionen unter den  Exponaten. Dabei wurde versucht, eine Rauminszenierung zu schaffen,  die die Lebenswelt der Frühromantik widergibt. Im sogenannten  Kügelgen-Raum finden wir eine Christusdarstellung des Hausherren,  aber auch die Reproduktion von Kerstings „Die  Stickerin“.  Darüber hinaus sind die Wände dieses wie auch der übrigen Räume  mit meist kleinformatigen Gemälden dekoriert. Dass wir im Haus ein  Porträt des noch jungen Caspar David Friedrich finden, geht auf  dessen enge Beziehung zu von Kügelgen zurück, der als einer der  besten Porträtisten des frühen 19.Jahrhunderts gilt. Wir entdecken  darüber hinaus weitere Zeitgenossen, so den Hauslehrer der Kinder  Adolf Senff, der zeiweise auch Schüler von Gerhard von Kügelgen  war. Zudem erblicken wir ein Porträt von Helene  Marie von Kügelgen,  das von Gerhard von Kügelgen 1803 gemalt wurde und im Besitz der  Galerie Neuer Meister ist. Ergänzt werden die zahlreichen Porträts  durch einige Dresdenansichten wie „Dresden  vom Palaisgarten“.  Die Einrichtung mit Mobiliar aus edlen Hölzern wie Mahagoni und  Kirschbaumholz verweist auf die gutsituierten Bewohner. Ein  Kirschbaumsofa und eine Kirschbaumtruhe sind ebenso zu sehen wie ein  Konsoltisch aus Kirsche und Birke sowie ein Mahagonitisch von 1820.
    
 
      Goethe  und Schiller im Atelier von Gerhard von Kügelgen
    
Ein Blick ins Atelier
Als  wäre Gerhard von Kügelgen gerade mal aus seinem Atelier gegangen,  so erscheint uns der Raum mit seiner Staffelei, mit den leeren Rahmen  und Gemälden, die an die Wände gelehnt sind. Eine Pistole nebst  einem Gewehr schmücken die Fensterwand. Auf  der Staffelei sehen wir die Kopie der Sixtinischen Madonna, die  Gerhard von Kügelgen zu verdanken ist. Unter den Gemälden ist auch  das Porträt der Söhne von Gerhard von Kügelgen. Zudem sind noch  weitere Porträts wie das von Christine von Kügelgen, der Frau von  Joseph Ignaz Kügelgen zu sehen. An der rechten Wand des Ateliers  steht ein mächtiger Mahagonischreibtisch.
    
Musik im Hause von Kügelgen
Den Musikern und Komponisten Carl Maria von Weber und Richard Wagner widmet sich das Haus in unterschiedlicher Intensität. In seiner Dresdner Zeit komponierte von Weber, ein Freund der Familie, „Oberon“ und „Der Freischütz“. Quartier hatte von Weber am Altmarkt 9 bezogen. Wagner war als Hofkapellmeister in Dresden engagiert und arbeitete während seiner Dresdner Jahre unter anderem an „Tannhäuser“ und den „Meistersingern von Nürnberg“. Zu den Musikern, die das Haus von Kügelgen als Ort der Begegnung schätzten, gehörten außerdem Clara und Robert Schumann, deren von Ernst Rietschel geschaffenes Reliefmedaillon sich unter den Exponaten des Museums befindet. Zu erfahren ist, dass das Paar mit Ludwig Richter, Ernst Rietschel und anderen berühmten Zeitgenossen verkehrte. Robert Schumann fungierte zwischen 1844 und 1850 als Liedermeister der Dresdner Liedertafel. Wo man Musiker würdigt, da darf Musik nicht fehlen. So werden Musikbeispiele eingespielt, darunter Werke von Wagner, Schumann und von Weber.

      Das  Musikerpaar Schumann, eine
      Arbeit von Ernst Rietschel
    
Die Maler der Romantik
Zu  ihnen zählen Caspar  David Friedrich,  Johan Christian Clausen Dahl und Carl  Gustav Carus.  Von Letzterem stammt „Hünengrab mit ruhendem Wanderer“. Dahl ist  mit „Blick auf Dresden im Mondschein“ vertreten, einer  stimmungsvollen Dresdenansicht mit Frauen- und Hofkirche sowie einem  am Ufer dümpelnden Segler. Dass Carus mehr nicht nur ein Maler und  Zeichner, sondern auch Philosoph und Arzt war, verdeutlichen  entsprechende Texte und das Porträt, das Carus als Königlichen  Leibarzt und Geheimrat zeigt.
    
Mit Herrn von Kleist in Dresden
Auch  der Dichter Heinrich  von Kleist gehörte zum Kreis um von Kügelgen. Ihm, der 1807 nach Dresden kam,  verdanken wir einige Dresdenimpressionen aus Briefen an seine  Verlobte Wilhelmine von Zenge: „ ... heute lag ich auf der  Brühlschen Terrasse, ich hatte ein Buch mitgenommen darin zu lesen,  aber ich war zerstreut und legte es weg.“ Und in einer weiteren  Korrespondenz lesen wir: „ Ich blickte von dem hohen Ufer herab  über das herrliche Elbtal, es lag da wie ein Gemälde von Claude  Lorrain zu meinen Füßen.“ In Zeilen Kleists an Freiher von Stein  zu Altenstein heißt es: „Jetzt lebe ich in Dresden, als dem  günstigsten Ort in dieser für die Kunst höchst ungünstigen Zeit  ...“.Passend zu Kleists Worten sehen wir von einem unbekannten  Künstler „Flußlandschaft bei Dresden“.
    
Schließlich  sei auch auf den Ausstellungsraum verwiesen, der sich mit dem  Schaffen Caspar  David Friedrichs befasst  und in dem u. a. auf die heftige Debatte um „Kreuz im Gebirge  (Teschener  Altar)“  eingegangen wird. Zu sehen ist unter anderem ein Bildnis von  Friedrich, das Johann Carl Baehr 1836 schuf, außerdem in  Reproduktionen „Riesengebirgslandschaft“ und „Das Große Gehege  bei Dresden“ sowie Anton  Graffs „Die Elbe bei Blasewitz“. (text/fotos fdp)
    
Weiteren  Informationen
      
    Kügelgenhaus
      Hauptstr.  13
      01097  Dresden
      Tel.  03 51/8 04 47 60
      Öffnungszeiten: Mi–So  10–18 Uhr
      Anreise: Tram  3, 7, 11 bis Albertplatz
      www.museen-dresden.de
    
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