Großbügerliches Ambiente am Blasewitzer Waldpark
Neben dem Quartier Weißer Hirsch und dem Quartier zwischen Großen Garten und Wasaplatz in Strehlen findet sich auch links und rechts des Blasewitzer Waldparks ein sehenswertes Villenviertel mit teilweise parkähnlichen Grundstücken.
Blick auf die Villa Goetheallee 9
Wie alles begann
Zu Beginn des 19.Jahrhunderts suchten betuchte Dresdner nach einer neuen reizvollen Wohnumgebung jenseits der Pirnaischen Vorstadt. Das Viertel rund um den Waldpark, in dessen Nähe sich heute eine Villa an die andere reiht, wurde von Arthur Willibald Königsheim begründet, der seit 1883 in der Goetheallee 4 lebte. Wie er wollten immer mehr Dresdner in der Natur wohnen und bevorzugten als Lebensort ein freistehendes Haus mit üppigem Anwesen, so wie der bereits erwähnte Geheime Regierungsrat im Sächsischen Innenministerium Arthur Willibald Königsheim.
Blick auf die Villa Goetheallee 7
Die Entwicklung auf der sogenannten Blasewitzer Flur nahm mit der Gründung der Genossenschaft Blasewitzer Waldparkverein ihren Anfang. Zu den Aufgaben dieser Genossenschaft gehörte die Erschließung von Bauland und die gärtnerische Gestaltung des Waldparks, die nach Plänen des Hofgärtners Sigismund Neumann erfolgte. Heute erinnert kaum etwas an den von einem Zaun umgebenen und von einem Parkwächter bewachten Waldpark. Heute ist der Park öffentlich zugänglich, ist bei Joggern ebenso beliebt wie bei Spaziergängern. Zum Park gehören nicht nur ein Spielplatz, sondern auch Tennisanlagen. Nicht mehr vorhanden ist die um 1900 existierende Eislaufbahn.
Heute als Schule genutzt: Goetheallee 18
Klassizismus, Renaissance und Jugendstil
Neben bescheidenen Sommerlandhäusern wie in der Prellerstraße finden sich links und rechts des Waldparks Landhäuser im toskanischen Stil – man denke an die Loschwitzer Straße 42 – um klassizistische Villen wie in der Mendelssohnallee 24. Nicht nur diese aufwändig gestalteten Villen ziehen die Blicke neugieriger Besucher an, sondern auch die unterschiedlich gestalteten Einfriedungen aus Gusseisen: Mal sieht man eine eingearbeitete Teufelsfratze, mal verschlungene florale Dekors und „Voluten“.
Neobarock in der Goetheallee 10
Wer durch die Händelallee schlendert, entdeckt mit der Hausnummer 3 eine Villa im Schweizer Landhausstil mit Fachwerkelementen. In der benachbarten Goetheallee 8 ließ sich der Kammerrat Franz Adolph Lange eine Villa im Stil der Neorenaissance erbauen. Auffällig ist der in Fachwerk ausgeführte, achteckige Turm mit geschweifter Haube. Einem prächtigen Putzbau mit Jugendstilelementen – insbesondere die Form der Loggia und der Schmuckputz mit Fratzen, Trauben und einem Engelskopf sind typische Jugendstildekors – stehen wir in der Goetheallee 23 gegenüber. Werfen wir beim Weitergehen einen Blick in den Lothringer Weg, so fällt die imposante, auf einem Eckgrundstück erbaute Villa auf, die 1974/75 nach Plänen von Christian Friedrich Moritz Hübner entstand und en miniature einem französischen Renaissanceschlösschen gleicht.
Zugang zur Goetheallee 23
Ein besonderer Hingucker ist im Straßenensemble der Goetheallee der bemalte Erker der Villa in der Goetheallee 29. Als stände man vor einem der backsteinernen Herrenhäuser des Münsterlandes, so erscheint die Architektur der Goetheallee 43. Neben dem geschweiften Volutenvorgiebel ist auch die bauchig gestauchte Dachhaube nicht zu übersehen. Beim weiteren Gang durch die Goetheallee fällt unser Blick auf ein Relief, das die Stadtvilla Goetheallee 51 schmückt: Dargestellt sind Adam und Eva im Garten Eden. Unterhalb des Reliefs entdecken wir eine Fledermaus und die Jahreszahl 1899, wohl das Jahr der Entstehung dieses großbürgerlichen Wohnhauses.
Der Baum der Versuchung im Garten
Eden als Fassadendekor
Eine großbügerliche Villa als beliebtes Standesamt
Würden wir nun gleich in den Vogesenweg einbiegen, würden wir die Villa Weigang, das heutige bei Brautpaaren sehr beliebte Standesamt von Dresden-Blasewitz, nicht in Augenschein nehmen können. 1895 wurde die Villa im eklektizistischen Stil erbaut. Benannt ist sie nach einem der früheren Besitzer, dem Kaufmann Karl Ernst Otto Weigang. Drei der vier Fassaden der imposanten Villa bilden die wesentlichen Blickbeziehungen. Das Rankenwerk, die Fruchtgehänge und die Sonnenuhr, mit denen das Haus verziert wurde, lehnen sich stilistisch an die Renaissance an. Gleiches gilt für die Treppentürme, den Staffelgiebel und die ausladenden Freitreppen.
Doch nun zurück zum Vogesenweg. Gleich an der Einmündung steht ein Putzbau mit Sandsteingliederungen und einem in Fachwerk ausgeführten Dachausbau. Der Entwurf für diese Villa ist wie auch der für die Villa Weigang Max Georg Poscharsky zu verdanken. Wesentliche Gestaltungselemente sind ein reich verzierter Eckerker und die Köpfe in den bogenförmigen Fensterfassungen. Nach der Querung des 23 ha großen Waldparks gelangen wir anschließend wieder an den Ausgangspunkt unseres Rundgangs durch das „Waldparkviertel“ zurück. (text/fotos fdp)
Jugendstil in der Goetheallee
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