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Vom Hofgarten zum Kreuzberg

Auf „kurfürstlichem Grün“ wandelt man vom Residenzschloss über die Poppelsdorfer Allee zum Schloss Clemensruh, das vom Botanischen Garten umgeben ist. Von dort aus lohnt sich ein Abstecher auf den Kreuzberg und zur dortigen Heiligen Stiege. Wer dies mit Muße tut, sollte einen Tag für diese Bonner Stadttour einplanen.

Ausgangspunkt dieser Stadttour ist das ehemalige kurfürstliche Residenzschloss. Von diesem führt eine „Doppelallee“, die Poppelsdorfer Allee, direkt zum ehemaligen Lustschloss Clemensruh. Am Rande der rechteckigen Rasenfläche zwischen den Baumreihen steht das Mahnmal für 600 Bürger, die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Bei Sonnenschein sind die Parkbänke links und rechts der mittigen Anlage voll besetzt. Fahrräder lehnen an den Gittern, die die Rasenfläche schützen. Ein fliegendes Antiquariat hat seinen Bücherkarren aufgestellt. Vor der Kreuzkirche hat ein rollendes Café seinen Platz. Bonner und ihre Besucher flanieren durch die Stadt, viele auch zum Botanischen Garten. Andere zieht es vorbei an den Springbrunnen vor der Westfassade des Residenzschlosses zum Münsterplatz.

Bonn - Mahnmal für die durch die Nazis ermordeten Bonner Bürger
Mahnmal für die durch die Nazis
ermordeten Bonner Bürger

Bevor man sich zum Botanischen Garten aufmacht, gilt es ein anderes lohnenswertes Ziel anzusteuern, das etwas abseits liegt: das Rheinische Landesmuseum. Von der herkömmlichen chronologischen Präsentation hat man sich in diesem Haus längst verabschiedet. Vielmehr existiert ein besucherbezogenes, thematisches Ausstellungsprogramm mit Themen wie Rheinromantik, Rheinische Kunstszene sowie das römische, das urzeitliche und das mittelalterliche Rheinland. Vor und neben dem Museum wird moderne Skulptur präsentiert. Zu sehen sind Arbeiten von Emy Roeder, Klaus Simon, Ansgar Nierhoff, Günter F. Ris, Heinz-Günter Prager, Reinhard G. Puch und Wolf Vostell. Dabei handelt es sich um Arbeiten, die in den letzten vier Jahrzehnten entstanden sind, so auch das Eisenbündel mit dem Titel „Rotation“ von Ansgar Nierhoff.

Bonn - Ein gläsernes Haus: das Rheinische Landesmuseum
Ein gläsernes Haus: das Rheinische Landesmuseum

Nur wenige Schritte vom Museum entfernt befindet sich das Baumschulwäldchen. Es ist ein Teil der kurfürstlichen Gesamtanlage des grünen Bonn. Von den ursprünglich gesetzten exotischen Bäumen ist nichts mehr zu sehen. Lediglich ein kleiner durch Bäume beschatteter Park ist erhalten geblieben. Am Rande steht ein kleines barockes Gärtnerhäuschen, das heute für Ausstellungen genutzt wird. Inmitten der Anlage erinnern zwei Kriegerdenkmäler an die Gefallenen der letzten beiden Weltkriege.

Bonn - Gründerzeitliche Stadtvillen an der Poppelsdorfer Allee
Gründerzeitliche Stadtvillen an der Poppelsdorfer Allee

Verlassen wir die Bonner Weststadt in Richtung Südstadt, so erreichen wir über die Baumschulallee die mit zwei Doppelreihen von Kastanien bestandene Poppelsdorfer Allee. Die beiden Alleereihen sind durch eine lang gezogene mittige Rasenfläche von einander getrennt. Am Rande des Mittelstreifens befindet sich eine gläserne Einstellbibliothek. Hier kann jeder ausgelesene Bücher einstellen und sich neue herausnehmen – eine ganz und gar kostenfreie Ausleihe für Leseratten. Am Ende der Poppelsdorfer Allee, die von Stadtvillen gesäumt ist, steht am Poppelsdorfer Weiher, einem schlauchförmigen Gewässer unweit des Schlosses Clemensruh, ein moderner Bürokomplex, der mit seiner geschwungenen Fassade die Ecksituation gekonnt auffängt. Er ersetzt seit Mitte der 1990er Jahre das gründerzeitliche Hotel Kaiser. Nachdem man den Poppelsdorfer Weiher über ein Brückchen gequert hat steht man vor Schloss Clemensruh mit seinem dreiachsigen vorspringendem Mittelbau und zwei vorspringenden Eckbauten. Bei diesem fürstlichen Bau handelt es sich um ein ehemaliges Lustschloss des frühen 18. Jahrhunderts, das heute durch die Bonner Universität genutzt wird. Rund um das Schloss dehnt sich der Botanische Garten aus. Tausende von Pflanzen gedeihen auf dem Areal; in Publikationen ist mal von rund 8500, mal von rund 11000 Pflanzen die Rede. Auf der ehemaligen Barockparterre der kurfürstlichen Gartenanlage ist ein Pflanzensystem entstanden, in der Pflanzen nach verwandtschaftlichen Verhältnissen angeordnet sind. Tropische Pflanzen wie Mangroven, Seerosen oder Orchideen kann man ebenso wie heimische Arten bestaunen.

Bonn - Eigentlich in Australien beheimatet ist diese Banksia serrata
Eigentlich in Australien beheimatet ist diese
Banksia serrata im Botanischen Garten

Im Umkreis des Schlosses entstanden nach der Gründung der Bonner Universität zahlreiche Universitätsinstitute. Dazu gehört auch das Gebäude der Landwirtschaftlichen Fakultät in der Meckenheimer Allee 174. Es entstand in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts als dreigeschossiger Putzbau. Sieben Achsen einschließlich eines dreiachsigen Mittelbaus mit großen Rundbogenfenstern im ersten Geschoss gliedern die Fassade. Einige Häuser weiter in der Meckenheimer Str. 168 steht das Alte Chemische Institut der Universität, dessen Entwurf dem Universitätsbaumeister August Deckhoff zu verdanken ist. Dieser Baumeister bediente sich der klassischen Formensprache und ließ einen lang gestreckten Bau mit pylonähnlichen, dreiachsigen Eckbauten errichten. Auffällig ist der zweigeschossige Pfeilergiebel, der an ein antikes Stadttor erinnert. Vor dem elfachsigen Hauptbau steht das von zwei Sphingen eingerahmte Denkmal für den auf dem Poppelsdorfer Friedhofbeigesetzten Chemieprofessor Friedrich August Kekulè von Stradonitz (1829-1896). Dieser war einer der bedeutendsten Chemiker seiner Zeit und entdeckte 1858 die Vierwertigkeit des Kohlenstoffatoms. Ein schlichter Ziegelbau ist das ehemalige Geodätische Institut an der Ecke zur Nussallee, das im ausgehenden 19. Jahrhundert erbaut wurde und lediglich durch seine blockhafte Massigkeit ins Auge springt.

Bonn - Ein Wallfahrtsort auf dem 157 Meter hohen Kreuzberg: die heilige Stiege nebst Wallfahrtskirche
Ein Wallfahrtsort auf dem 157 Meter hohen Kreuzberg:
die heilige Stiege nebst Wallfahrtskirche

Will man zu einem der wichtigen sakralen Bauwerke der Stadt, der Wallfahrtskirche auf dem Kreuzberg und der heiligen Stiege, so sollte man vom Botanischen Garten aus mit dem Bus 624 bis zur Haltestelle Mehlbad fahren. Von dort steigt man dann auf den Kreuzberg hinauf, wo die prächtige barocke Wallfahrtskirche steht. Auf einer Höhe von 157 Metern kann man nach dem „Aufstieg“ zudem einen herrlichen Blick über das Rheintal und das Siebengebirge genießen. Unterhalb der Wallfahrtskirche auf dem Kreuzberg liegt an einem Hang der Poppelsdorfer Friedhof mit seinen zahlreichen „Ehrengräbern“. Der heutige Friedhof links und rechts des Stationswegs wurde nach der Schließung des Alten Bonner Friedhofs im Jahr 1884 als Begräbnisort nicht nur bei prominenten Bonnern, darunter zahlreiche Professoren der hiesigen Alma mater und Bonner Unternehmer wie Soennecken oder Cohen-Bouvier, sehr beliebt.

Weitere Informationen

Rheinisches Landesmuseum
www.rlmb.lvr.de

Botanischer Garten
www.botgarten.uni-bonn.de

Poppelsdorfer Friedhof
Stationsweg 25
53115 Bonn

Wallfahrtskirche auf dem Kreuzberg
www.kreuzberg-bonn.de

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