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Bonn
Rheinisches Landesmuseum
Szene Rheinland, Rheinromantik und ...
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Rheinisches Landesmuseum Foto: fdp 2008
Hinter der gläsernen Fassade entdeckt man das Hochkreuz aus Bad Godesberg und ein römisches Architekturfragment, die den zufällig Vorbeikommenden für einen Moment in seinem Gang aufhalten. Hinzuweisen ist auf die Kunst vor dem Haus, darunter die rostige Skulpturengruppe, die Beuys und dem Neanderthaler darstellt, sowie „Ruhender Verkehr - eine Hommage an Wolf Vostell“, ein Betonblock mit dem Umrissen eines Autos. Schließlich „schwebt“ das „Kräftebündel“ von Norbert Kricke auf einem Sockel.
Ob man nun im Obergeschoss oder in einem anderen Bereich des Hauses beginnt, hängt davon ab, ob man sich mehr mit der sakralen Kunst oder der Landschaftsmalerei, mit der rheinischen Szene oder der Rheinromantik auseinander setzen möchte. So beginnt jeder seine Themenreise an dem Ort, der ihm am wichtigsten erscheint. Eine kleine Auswahl dessen, was den Besucher erwartet, wird nachstehend vorgestellt.
Landschaftsmalerei – nicht nur von Brueghel
Der Blick des Betrachters trifft auf den Reiter auf dem Schwarzen Ross im Vordergrund, der sich mit dem Lenker eines Gespanns unterhält und schweift in die Tiefe der Landschaft ab, entdeckt die Bockwindmühle im Hintergrund und zwei Kiepenträger, die sich dem munteren Markttreiben nähern. Dieses Gemälde namens „Markttreiben am Flussufer“ (1611) stammt von Jan Brueghel dem Jüngeren, der eine flämische Landschaft idealtypisch festgehalten hat. Während Brueghel dem einfachen Volk über die Schulter schaute, vereinte Roelant Savery eine Landschaftsansicht mit schroffen Felsen mit der Geschichte des heiligen Hieronymus'. Savery, kaiserlicher Hofmaler in Prag und Wien, rückte in seiner Arbeit die Hauptperson gänzlich in den Bildhintergrund, während er eine Löwengruppe – Symbol für den Heiligen – in den Vorgrund gesetzt hat. Eine Felsenlandschaft spielt auch bei Joos de Momper I eine wichtige Rolle: Er malte eine Landschaft mit Grotte nebst einem Zeichner, der die ins Licht getauchte Grotte mit Wasserfall bildlich festzuhalten sucht. In seiner Landschaft verschmelzen die Grotte und das Laubdach des mächtigen Baumes, an dem der Zeichner sich niedergelassen hat. In der von Salomon van Ruysdael hinterlassenen Ansicht von Nymwegen dominiert die Waal, auf der Segler und Nahen sowie eine Fähre mit Vieh und Mensch unterwegs sind. Eine mittelalterliche befestigte Stadt wie auch die Ansicht des Rheintals gehören bei Christian Schütz zur Landschaft bei Sonnenaufgang dazu. Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine Idealansicht. Ähnliches gilt für das Werk von Carl von Kügelgen, der Athen und die Akropolis ins Bild setzte. Gekannt hat dieser Maler die Stadt nur aus Veduten anderer Künstler, da er nie nach Griechenland gereist war.
Auch moderne Maler haben sich der Landschaft angenommen wie Peter Brüning http://home.arcor.de/ehme/bruening/werke/index.htm, der die Landschaft auf das Kartografische reduzierte, die Konturlinien der Landschaft und die kartografische Symbolik 1966 in sein Bildwerk einbaute. Ein wenig bizarr erscheint die Komposition „Ansicht von Barmen“, die August von Wille 1870 malte, vereint er doch eine Jagdgesellschaft mit den Zeugen der industriellen Revolution, den rauchenden Schloten der Stadt. Als hätte Cézanne bei der Wahl von Formen und Farben Pate gestanden, so wirkt August Deussers „Kornelismünster im Frühling“ (1911). Rheinansichten finden sich auch in den fotografischen Arbeiten von Werner Mantz, der sich zudem mit der Industrie am Rhein befasst hat. Das Duisburger Hafengelände hat er 1929 mit der Kamera ebenso festgehalten wie die Fördertürme der Gruben. Stahl und Kohle am Rhein ist das Thema des Fotografen Carl-Andreas Abel, der in den 1950er Jahren mit der Kamera unterwegs war, um beispielsweise einen Abguss zu fotografieren. Das Siebengebirge bekam August Sandervor die Linse, dessen Schwarzweissaufnahmen bis heute von besonderer Brillanz sind. „Rheinschleife bei Boppard“ stammt ebenso von ihm wie „Rheintal mit Insel Nonnenwerth“ sowie „Blick auf Köln bei Sonnenaufgang“ (ca. 1938).
„Ruhender Verkehr - eine Hommage an Wolf Vostell" foto: fdp 2008
Rheinische Szene
Malerei ist wie aus den Ausführungen oben zu entnehmen ein wichtiger Sammlungsschwerpunkt des Hauses. Dabei stellt das Museum auch Leo Breuer und dessen geometrisch-konstruktive Malerei vor. Knallig sind die Farben, so auch in „Rhythmus, bogenlinig“ (1955). Heizstäben eines Heizstrahlers ähneln die Formen, die in Brombeer, Orange, Blau und Tomatenrot gehalten sind. „Komposition“ (1947) ist eine weitere Arbeit von Breuer, in der man zwischen den Farbfeldern eine abstrakte Figur ausmachen kann, deren Arme angewinkelt sind. Zu den bedeutenden Vertretern des Informel gehört Bernhard Schultze, desse Migof-Triptychon zu sehen ist, eine dreiteilige Arbeit wobei die plastischen „Ausstülpungen“ der Leinwand an bizarre Pflanzen oder Kadaver erinnern. Der Farbmalerei, wenn auch nicht der Farbfeldmalerei im Sinne Serge Poliakoffs, hat sich Hann Trier verschrieben, von dem unter anderem „Cumbia V“ und „Herbst“ (1960) gezeigt werden.
Schau mir in die Augen – die Porträtgalerie
Den sechs Söhnen eines Kalligraphen stehen wir ebenso gegenüber wie dem Bildnis eines jungen Mannes, das vor 1700 entstanden sein muss. Aert de Gelder hat sein Porträt ganz im Rembrandtschen Sinne gestaltet und das erhellte Gesicht unter der Krempe des Hutes aus einem dunklen Hintergrund hervortreten lassen. Mit forschem Duktus und ähnlich wie Lovis Corinth schuf Franz M. Jansen sein Selbstbildnis 1913.
Geschichte jenseits der Kunst
Ansprechend sind die Inszenierungen zur Geschichte, ob nun die Steinzeit oder die Frankenzeit behandelt wird. Dabei werden Funde wie Messer, Beschläge und Schlüsseln in eine Museumsarchitektur eingebunden, die ins Auge springt. Hörplätze ergänzen diese Inszenierungen, unter anderem im Kapitel „Franken“ mit Minnegesang. Besonders beeindruckend ist der jungsteinzeitliche Brunnen aus Erkelenz, der 2003 in der Schau „Menschen – Zeiten – Räume: 25 Jahre archäologische Forschung in Deutschland“ zu den Highlights der deutschen Archäologie zählte. Als gelungen kann die Inszenierung der Römerzeit gelten. Hier betritt der Besucher gleichsam eine römische Villa mit schwarz-weißem Mosaikfußboden. Die Wohnstätte eines Zenturions in einer Kaserne ist zudem mit farbigen Wänden gestaltet. Kandelaber und das Gefolge des Dionysos schmücken die Wände des Hauses. Glas und Geschirr wie eine Muschelschale sowie die steinerne Darstellung eines Totenmahls geben Auskunft zum Leben der Römer am Rhein.
Der Rhein und die Welt ...
... ist ein weiteres Kapitel der musealen Zeit- und Themenreise. Im Vordergrund steht dabei die Rheinromantik, die so viele Maler des 19. Jahrhunderts dazu brachte nicht nur die Burg Eltz zu malen. James Webb hinterließ uns seine Ansicht von Ehrenbreitstein bei Sonnenaufgang und hielt das geschäftige Treiben auf dem Rhein fest. Zu sehen ist eine romantische Rheinlandschaft mit Burg Fürstenberg, in der einige Schäfer mit ihren Ziegen nicht fehlen dürfen. Die meisten Arbeiten stammen von eher unbekannteren Künstlern wie Christian Eduard Boettcher („Oberwesel mit Schönberg“, 1884). Vor dem Kino erfreuten sich Stereoskopen besonderer Beliebtheit: Im Rheinischen Landesmuseum kann man dank des Kaiserpanoramas von 1880 Rheinansichten in Schwarzweiss an sich vorüberziehen lassen.
Rheinisches LandesMuseum Bonn
http://www.landesmuseum-bonn.lvr.de/de/startseite.html
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