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Brüsseler Gaumenfreuden

Wie in anderen Ländern der  Euro-Zone auch, bedeutet der Euro schlicht Teuro. Wenn dann auch noch Qualität und Service zu wünschen übrig lassen, dann wird der Restaurantabend sicherlich kein Vergnügen. Und dennoch sind Brüssels Restaurants insbesondere an den Wochenenden und abends gut besucht. Dass in einer Metropole wie Brüssel Restaurants schließen, um nach einigen Monaten unter neuem Namen oder altem Namen – man denke an das „Falstaff“ an der Börse - wieder aufzuerstehen, scheint an der Tagesordnung zu sein. Die Konkurrenz um den engen Geldbeutel ist unerbittlich.

cafe

Beim Schlendern durch die schmalen, mit kunstvoll arrangierten Fisch-, Muschel- und Hummerständen zugestellten Gassen der Rue des Bouchers und Petit rue des Bouchers sollten man sich eher nicht dazu hinreißen lassen, sich dort  ein Plätzchen zu suchen. Es gibt lauschigere Orte zum Speisen. Dass in einer Weltstadt wie Brüssel die Küche des Fernen und Nahen Ostens ebenso wie die nordafrikanische gepflegt wird, scheint beinahe schon zu banal, um an dieser Stelle erwähnt zu werden.

Im Le p'tit Chouia (Rue de la Pacification/Pacificatiestraat 38, 1000 Bxl, Tel.  02 / 2 30 70 25) versteht man etwas von Couscousgerichten, ob nun vegetarisch,  mit Lammspießen oder mit Hühnerfleisch. Man serviert außerdem gefüllte Sardinen und auch Allerweltsgerichte wie Spaghetti Bolognese. Eine bekannte Adresse in Brüssels Altstadt ist das „Falstaff“, dessen Besuch sich wegen des Art-noueveau-Interieurs – entworfen von Houbon de Falstaff, einem Horta-Schüler -  besonders lohnt. Nachdem es zeitweilig geschlossen war, hat es jüngst wieder geöffnet. Nun muss man abwarten, ob Küche und Service die Gäste zufrieden stellen werden.

Zwei Seiten der Speisekarte im Restaurant Maxburg (Rue Stevin/Stevinstraat 108, 1000 Bxl, Tel.  02 / 2 30 22 67) widmen sich Schnitzelgerichten aller Art: Man hat die Wahl zwischen Schnitzel mit Ananas und Käse, mit Waldpilzen oder mit Garnelen. Und wer deutsche Küche über alles liebt, muss auch in Brüssel nicht auf Leberknödelsuppe und auf Kalbsgeschnetzeltes verzichten.

Peter Goossens, bekannt durch sein Dreisterne-Restaurant Hof Van Cleve, steht hinter der MuseumsBrasserie (Place Royale/ Koningsplein 3, 1000 Bxl, Tel. 02 / 5 08 35 80), die unlängst im Museum für Schöne Künste eröffnet wurde. Restaurantkritiker sind voll des Lobes. Der Aal grün wurde in einem Töpfchen serviert und war in einer sehr kräftigen Senfsauce eingelegt, so dass vom Fisch nichts mehr zu schmecken war.

Vielfach wird das Restaurant La Quincaillerie (Brasserie) (Rue du Page/ Edelknaapstraat 45, 1050 Bxl (Ixelles), Tel. :  02 / 5 33 98 33) als Geheimtipp verkauft. Wer um die Ecke im Maison Horta war, sollte einen Blick ins Innere werfen, da ein Schüler Hortas für die Innengestaltung zuständig war. Gewiss, die zu einem Restaurant mit mehreren Etagen und Galerien umgewandelte Eisenwarenhandlung von 1903 – im Eingangsbereich ist die Ladeneinrichtung mit den zahlreichen Schubladen für Schrauben, Muttern und Nägel noch erhalten – hat Charme. Doch Service und die Qualität des Essens haben im Laufe der Jahre sehr nachgelassen. Man scheint sich auf Massenabfertigung eingestellt zu haben. Die gebratenen Entenkeulen auf Backkartoffeln und Schnittbohnen, die ich probierte, schwammen im Fett. Das Fleisch war durch langes Warmhalten ausgetrocknet, die Kartoffeln mehr als nur geröstet. Doch, der Strom derer, die hier speisen möchten, scheint kein Ende zu nehmen, und vielleicht ist das Essen an einem anderen Tag auch besser.

Wer deftige flämische Gerichte probieren möchte, bestellt sich im »'t Spinnekopke« (Place Jardin Aux Fleurs/Bloemenhofplein 1, 1000 Bxl, Tel.: 02 / 5 11 86 95 ) Kaninchen in Biermarinade mit Pflaumen und Preiselbeeren. Wie auch Waterzooi, ein herzhafter Eintopf aus scharf angebratenen Hühnchenteilen, Kartoffeln und blanchiertem Gemüse sowie reichlich Brühe, werden sie  in diesem ehemaligen Postkutschenausspann unweit des alten Fischmarktes liebevoll zubereitet.

Stilistisch eine Mischung aus englischem Herrenklub und Literatensalon erwartet diejenigen, die im Vert de gris (Rue des Alexiens 63, 1000 Bxl, Tel.:  02 /514 21 68) einen Tisch reserviert haben. Nun trifft man dort allerdings weder englische Gentlemen noch verkannte Literaten, sondern eher Theater- und Opernbesucher im nachtschwarzen Zwirn. Das in Lindgrün und Grau gehaltene Restaurant  wird von ausladenden Leuchtern in schwaches Licht getaucht. Wie wäre es mit Lachstartar, leicht gewürzt, oder Carpaccio de bresacola als „Appetitanreger“? Zu empfehlen sind auch die Scampis in Knobloch gedünstet. Mit Blick auf die Kalorien besteht der Hauptgang für den einen oder anderen aus gegrilltem Kalbsfleisch mit Gemüse. Weniger Kalorienbewusste stehen auf Tagliatelli oder Pappardelle mit Muscheln, italienischem Schinken und gehobeltem Parmesan. Schließlich gibt es auf der Speisekarte auch Lammkeule, mit Akazien- und Thymianhonig karamellisiert, nebst Gemüse sowie dünne Scheiben von Entenbrust mit Ingwer- und Zimtsud sowie Röstkartoffeln. Und der krönende Abschluss des Abends ist entweder Tiramisù  oder Crème-brûlee.

Vornehmlich auf ein Mittagspublikum hat sich Enjoy Eat (Rue Defacqzstraat/ Defacqzstraat 36, 1050 Bxl-Elsene, Tel.  02 / 5 38  68 18) eingestellt: Man hat die Wahl zwischen Rippchen in Honigmantel, Apfelscheiben und Salat, Saltimbocca alla romana mit Pasta oder Filet Mignon mit Gemüse und Kartoffeln. Oder wie wäre es mit Salat nicoise mit frischem roten Thunfisch?

Vegetarier auf Brüsseltour sind nicht zu beneiden, denn es gibt nur wenige Restaurants, die fleischlose Kost anbieten. Um die Mittagszeit  (12 bis 14 Uhr) empfiehlt sich der Besuch im Restaurant Den Teepot ( Rue de Chartreux/Kartuizersstraat 66, 1000 Bxl, Tel.:  02 / 5 11 94 02); denn abends und sonntags ist „Der Teekessel“ leider geschlossen. Etwas versteckt in den staubigen Straßen zwischen Börse und Vieux Marche Aux Grains lassen sich allerdings nicht nur eingefleischte Vegetarier in diesem vegetarischen Restaurant Sojakuchen und Eierspeisen aus Eiern von glücklichen Hühnern mit Biogemüse schmecken.

Weitere Infos:

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