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Reiseführer Hamburg

Die Speicherstadt

 

Speicherstadt Hamburg

Einst lagerten hier Kaffee, Tee und Nüsse – heute residieren hier u. a. Eventagenturen, Teppichhändler und Edutainment-Unternehmen

Nach dem Zollanschluss Hamburgs an das Deutsche Reich entstand im späten 19. Jahrhundert als Teil des Freihafens, in dem Waren zollfrei gelagert werden konnten, die Speicherstadt. Die backsteinernen Speicher, teilweise mit glasierten Schmuckziegeln versehen, wurden entlang neu angelegter Straßen und an den vorhandenen Fleeten und dem Zollkanal erbaut. Zwischen Binnenhafen, Oberhafen, Brooktorhafen und Sandtorhafen entstand eine neue Stadt, in der niemand mehr lebte, sondern lediglich Waren gelagert und umgeschlagen wurden. Mit der Einrichtung der Speicherstadt wurde der Freihandelsstatus Hamburgs eingeschränkt. Nun mussten im Freihafen alle Funktionen vereint werden, die bis dahin über die Stadt verteilt waren.

Maßgeblich an der Entwicklung der Speicherstadt als Teil des Hamburger Freihafens war der Oberingenieur Franz Andreas Meyer. Seinen Planungen fielen viele Tausende von Bewohnern zum Opfer, die auf der Kehrwieder-Wandrahm Insel und entlang des Zollkanals zuhause gewesen waren. Ihre Bleibe wurde dem Erdboden gleichgemacht, um Platz für die neuen Speicher zu schaffen, deren architektonische Anlehnung an die gotische Backsteinbaukunst nicht zu übersehen ist. Für mehr als 18000 Hamburger musste neuer Wohnraum außerhalb des neuen Freihafens geschaffen werden.

Speicherstadt Hamburg

Auffallend ist die Detailverliebtheit, mit der die Speicher der Speicherstadt entworfen wurden. Treppenhaustürme, Zierspitzen, Brückengeländer oder Lukendächer entstanden nicht aus einem Guss, sondern die Varianten der Bebauung sollten das Bild einer gewachsenen Stadt vermitteln. Sogenannte Schmuckverbände sieht man ebenso wie keramische Ornamente und Bänder aus grünen Glasursteinen. Bisweilen hat man den Eindruck, die Speicherstadt sollte ein gigantisches Schmuckkästlein des prosperierenden Freihandels darstellen. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts behielt man gotische Bauformen bei, ehe dann schlichtere Speicher entstanden. Doch noch immer besannen sich Architekten wie beim Bau des Verwaltungsgebäudes der Hamburger Hafen- und Lagergesellschaft auf Retrostile. Der Kopfbau am Holländischen Brock – entworfen von den Rathausbaumeistern Johannes Grotjan sowie Hanssen & Meerwein – gleicht mit seinen Erkern, Lauben und Türmchen einem Rathausbau der Renaissance.

Nur wenige Jahre nach dem Bau des „Hafen-Rathauses“ wurde nahebei das Hauptzollamt erbaut, in dem heute unter anderem das Deutsche Zollmuseum untergebracht ist. Bauten, die erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden, in deren Verlauf auch die Speicherstadt erheblichen Schaden nahm, sind die als Skelettbau erbaute Kaffeebörse sowie der 1967 fertiggestellte Block T am Alten Wandrahm.

Speicherstadtmuseum Hamburg

Einer der traditionellen Zugänge zur Speicherstadt ist die schmiedeeiserne Kornhausbrücke, die von Vasco da Gama und Christopher Kolumbus als „Brückenfiguren“ - Hinweis auf den Überseehandel der Hansestadt - flankiert wird und auf vier Granitpfeilern ruht. Erbaut wurde diese noch heute funktionsfähige Brücke 1887, nachdem der Zollkanal verbreitert worden war und die ursprüngliche Brücke von 1872 abgerissen werden musste.

Nach Aufhebung des stadtnahen Freihafens und mit der Entscheidung für die sogenannte wachsende Stadt hat sich auch die Speicherstadt in ihrem Charakter verändert. Nicht nur Teppichhändler finden sich in den alten Speichern, sondern auch Mediengestalter und Eventagenturen, mal abgesehen von zahlreichen Museen und Einrichtungen der Spaßgesellschaft wie das Hamburger Dungeon, in dem man sich auf einer 90-minütigen Reise in die Vergangenheit unbegrenzt gruseln darf. Nebenan (Kehrwieder 2) schlagen im Miniatur Wunderland die Herzen von Modelleisenbahnfreunden höher: 700 Züge, Autos und Flugzeuge gehören ebenso wie über 200000 Figürchen zu einer ganz eigenen Welt. Am Sandtorkai ist neben dem Speicherstadtmuseum – es befasst sich mit der Entwicklung der Speicherstadt sowie des Hafenumschlags von Tee und Kaffee – auch das Spicy's Gewürzmuseum zu finden. Hier muss man sich ganz auf seine Nasen verlassen, wenn es gilt, verschiedene Gewürze zu unterscheiden.

Speicherstadtmuseum

Wer mehr über die Entwicklung der Speicherstadt und der HafenCity erfahren möchte, der besucht das InfoCenter im Kesselhaus, das man an seinen nachgebildeten riesigen Schornsteinen erkennt. Hier befand sich einst die Energiezentrale der Speicherstadt. Heute kann man sich anhand eines riesigen Modells und anhand von Fotos und Plänen über die geplanten Projekte der HafenCity informieren. Ein ganz besonderes Erlebnis ist der Besuch der Ausstellung „Dialog im Dunkeln“. Dabei gibt es viel zu erleben, auch wenn man nichts sehen kann. Mit einem Aufwand von 34 Mio. Euro wurde der Kaispeicher B saniert und restauriert, um hier auf zehn Stockwerken Marine- und Schifffahrtsgeschichte aus drei Jahrtausenden präsentieren zu können. Angesichts knapper Ressourcen des Kulturhaushaltes der Stadt war diese Investition für die Sammlung eines Privatmannes, der diese in eine Stiftung einbrachte, mehr als umstritten, zumal die übrigen Museen der Stadt den Gürtel sehr eng schnallen müssen, um überhaupt noch Angebote für die Besucher machen zu können.


Weitere Informationen

 

Miniatur Wunderland
www.miniatur-wunderland.de

Hamburg Dungeon
www.hamburgdungeon.com

Spicy's Gewürzmuseum
www.spicys.de

Speicherstadtmuseum
www.speicherstadtmuseum.de

InfoCenter Kesselhaus
www.HafenCity.info

Deutsches Zollmuseum
www.museum.zoll.de

Dialog im Dunkeln
www.dialog-im-dunkeln.de


Internationales Maritimes Museum
www.internationales-maritimes-museum.de



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