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Reiseführer Hamburg

Hamburger Kunsthalle

 

Hamburger Kunsthalle

Kunst vor der Kunsthalle
Bernhard Luginbühl: Kleiner Zyklop, 1967

Der Aufbau einer modernen Museumssammlung ist Alfred Lichtwark zu verdanken. Nicht nur niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts, sondern auch die Malerei der Romantik, vertreten durch Caspar David Friedrich, sowie die Realisten wie Adolph von Menzel lagen Lichtwark sehr am Herzen. Nicht nur diese Kunst erwarb er für das Haus, sondern auch Arbeiten französischer Impressionisten. Dem Nachfolger Lichtwarks gelang es, die Sammlung um Werke des Expressionismus und der klassischen Moderne zu erweitern. Doch mit 1933 erfolgte eine Zensur in der Ankaufpolitik. Nach 1945 gelang es dann nach und nach die Sammlung international auszurichten, sodass nun Materialbilder von Jannis Kounellis ebenso in der Kunsthalle betrachtet werden können wie die Arte Povera von Mario Merz oder Werke von Christian Boltanski, Rebecca Horn oder Annette Messager, um nur einige aktuelle Künstler an dieser Stelle zu erwähnen.

Hamburger Kunsthalle

Vor der Kunsthalle:
Hermann Hahn: Der junge Reiter, 1908

Die Kunsthalle Hamburg und ihre Schätze

1869 wurde die erste Hamburger Kunsthalle eröffnet. Im Zuge der Sammlungserweiterung war als Ergänzung des bestehenden Museumsgebäudes 1919 ein Neubau notwendig geworden. Jüngstes Kind der »Hamburger Museumsinsel« ist die 1997 eröffnete Galerie der Gegenwart, ein heller Kubus, dessen Entwurf von Oswald Mathias Unger stammt.

Besonders stolz ist das Haus auf die niederländischen und flämischen Meisterwerke des 17. Jahrhunderts. In den Landschaftsansichten eines Jacob Isaacksz van Ruisdael (1628/29-82) dominieren die Naturmächte, während die Architekturansichten von Pieter Jansz Saenredam (1597-1665) durch Detailtreue bestechen. Die Romantiker des 19. Jahrhunderts, Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge, sind ebenso wie die sogenannten Deutsch-Römer, Anselm Feuerbach und Arnold Böcklin, mit bekannten Arbeiten vertreten. Außerdem sind mehrere Gemälde Adolph von Menzels zu sehen, der als »malender Historiker« u. a. Werke wie „Die Aufbahrung der Gefallenen der Märzrevolution in Berlin“ (1848) schuf. Schließlich fehlt in der Sammlung weder der Impressionismus noch die klassische Moderne und die Kunst der Gegenwart.Caspar David Friedrichs (1774-1840) »Eismeer« versinnbildlicht die mächtigen Naturgewalten, während der »Wanderer über dem Nebelmeer« den (sehnsüchtigen) Blick in die Ferne eröffnet. Im Gegensatz dazu dominieren bei Philipp Otto Runge (1777-1810) Selbst- und Familienporträts, in denen sich bürgerliches Familienglück widerspiegelt. Nicht minder beeindruckend, Arbeiten des deutschen Impressionisten Max Liebermann, der nicht nur Hamburg-Ansichten wie »Abend am Uhlenhorster Fährhaus« schuf, sondern auch naturalistische Gemälde wie »Netzflickerinnen«.Andy Warhol, der für amerikanische Pop Art steht, Joseph Beuys, Richard Serra, Bruce Nauman sowie Mario Merz sind einige der namhaften Künstler der Galerie. Minimalistisches präsentieren Donald Judd und Richard Long (»Ring aus Schiefer«, 1985). Klangfarben bringt Rebecca Horn mit ihrem »Chor der Heuschrecken« in die Galerie: Unter der Decke hängende alte Schreibmaschinen lassen ihre Tasten hörbar schlagen. Arbeiten aus dem Zusammenhang von Fluxus und Nouveaux Réalistes ermöglichen einen Eindruck von der Kunst der 1960er und 1970er Jahre. Um die umfangreichen Bestände der Öffentlichkeit wenigstens temporär zeigen und den Wandel der Gegenwartskunst nachzeichnen zu können, wird die Galerie in größeren Zeitabständen mit ihrer Werkschau „umgebaut“.

Die Architektur der Hamburger Kunsthalle

Die Hamburger Kunsthalle besteht aus drei Museumsbauten unterschiedlicher architektonischer Prägung. Doch allen gemeinsam ist der Sinn für den Kubus, ob nun die federführenden Baumeister Theodor Schirrmacher, Hermann von der Hude, Fritz Schumacher oder O. M. Unger hießen.

Entstanden ist der erste Museumsbau der Hamburger Kunsthalle auf der aufgelassenen Bastion Vincent. Heute bildet dieser Museumsbau, in traditioneller Backsteinarchitektur mit Terrakottaschmuck errichtet, den „Mittelbau des Museumskomplexes“. Wer sich die Fassade genau anschaut, wird in Fassadennischen die Statuen von Schinkel und Schlüter, von Dürer und Hogarth entdecken.

Neben der backsteinernen Kunsthalle mit ihrem ausladenden Treppenhaus im Inneren wurde nach Plänen des bekannten Hamburger Stadtbaumeisters Fritz Schumacher in den ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts ein Museumskubus erbaut, der die Kubatur der im späten 19. Jahrhundert entstandenen ursprünglichen Kunsthalle aufnimmt. Nicht zu übersehen ist die Überkupplung des Schumacher Baus, der eine helle Muschelkalkfassade besitzt. Der Kubus war auch für den dritten Museumsbau, die Galerie der Gegenwart, das Maß aller Dinge. Entworfen hat diese Galerie der bekannte deutsche Architekt Oswald Mathias Unger, der seinen Museumskubus im Inneren mit einem über alle Etagen reichenden Leerraum ausgehöhlt hat. Für Ausstellungen ist dieser Raum weitgehend nicht bespielbar. Dieser letzte innerstädtische Museumsneubau – 1997 eröffnet – erhebt sich auf einem Pyramidenstumpf aus rotem Granit. Ian Hamilton Finlay ist das „Kunstprojekt“ auf dem Vorplatz des Ungerbaus zu verdanken: In Versalien aus grauem Granit ist in vier Sprachen der von Louis-Antoine Saint-Just stammende Ausspruch: „Die Heimat ist nicht das Land, sie ist die Gemeinschaft der Gefühle“ zu lesen.

 

Wer sich für alte wie moderne Kunst interessiert, der sollte sich Zeit für den Besuch der Hamburger Kunsthalle nehmen. Wem der Sinn nach lukullischen Genüssen steht, der hat in der Kunsthalle die Qual der Wahl. In der Rotunde am Haupteingang der Kunsthalle lädt das Café George Economou ein, bei Antipasti, Kuchen, Torten oder Eis zu verweilen. In der Säulenhalle des Gründungsbaus der Kunsthalle bewirtet das Café Liebermann seine Gäste. Seit Frühjahr 2012 ist auch das Bistro in der Galerie der Gegenwart wieder geöffnet.

Die Hamburger Kunsthalle steht in den Startlöchern für die Realisierung ihrer umfangreichen Modernisierung. Damit ist das Ziel verbunden, die internationale Bedeutung der Sammlung zu festigen, die Attraktivität des Museums für die Besucher zu erhöhen, dem Haus zu einer noch stärkeren Präsenz im städtischen Raum zu verhelfen und die eigentlichen Museumsaufgaben zu stärken. Ermöglicht wird die Modernisierung durch eine großzügige 15-Millionen-Euro-Sachspende der vom Hamburger Unternehmer und Mäzen Alexander Otto und seiner Frau gegründeten Dorit  und Alexander Otto-Stiftung.  Die Modernisierung soll im Herbst 2014 beginnen. Die Kunsthalle bleibt für die Besucher geöffnet. Ab 1. Juli 2014 werden im Zuge der vorbereitenden Arbeiten der Muschelkalkbau und der Gründungsbau geschlossen. Neben wechselnden Sonderausstellungen werden die Highlights der Sammlung dann im Ungers-Bau gezeigt. Im Frühjahr 2016 wird sich die Hamburger Kunsthalle mit neu gewonnener Strahlkraft präsentieren.

 


Informationen

Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall
20095 Hamburg
Tel. 040 - 428 131 300
besucherbuero@hamburger-kunsthalle.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 21 Uhr, vor Feiertagen 10 bis 18 Uhr


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