Über die auf ihre Art nicht weniger spektakuläre Pont de Normandie erreicht man das andere Ufer der Seine. Mit 856 Meter Spannweite ist die 1995 eingeweihte Normandie-Brücke die größte Schrägseilbrücke Europas. Was Le Havre an Charme vermissen lässt, besitzt Honfleur (Calvados) am gegenüber liegenden Ufer der Seine-Mündung im Überfluss.
Restaurants säumen das alte Hafenbecken, den malerischen Mittelpunkt des kleinen Fischerortes
Natürlich ist der kleine Fischerort (7500 Einw.) kein Geheimtipp mehr. Er gehört sogar zu den meistbesuchten der Normandie, was für seine Reize spricht. Hauptanziehungspunkt ist das alte Hafenbecken, in dem sich die schmalen Fischerhäuser malerisch spiegeln. In ihrem Untergeschoss, wo früher der Fisch verarbeitet und verkauft wurde, reiht sich heute Restaurant an Restaurant und lädt zu Austern, Muscheln und Garnelen ein, zu Seebrasse, Wolfsbarschfilet, Kabeljau oder Dorade.
Der auffällige Steinbau am Eingang zum Vieux Bassin ist das letzte Überbleibsel der Befestigungsanlagen, die bis zum Ende des 17. Jahrhunderts den gesamten Hafen umgaben. Später diente das Gebäude als Unterkunft für den königlichen Statthalter. Heute widmet es sich Honfleurs maritimer Geschichte, die neben tüchtigen Seefahrern, auch von Reedern, Abenteurern und Piraten geprägt ist. Eine Inschrift am Tordurchgang erinnert an Samuel de Champlain, der 1608 in Honfleur aufbrach, um Québec in Kanada zu gründen.
„Le Corsaire“. Im ehemaligen Wohnhaus des Seeräubers Jean Doublet kann man heute übernachten und speisen
Das Haus des Freibeuters Jean Doublet aus dem 17. Jahrhundert besitzt jetzt als „Maison du Corsaire“ drei Gästezimmer und ein Restaurant. Es steht nur wenige Meter entfernt von dem hölzernen Glockenturm der Katharinenkirche. Die zweischiffige Seemannskirche Sainte-Catherine aus dem 15. Jahrhundert ist eine der größten Holzkirchen Frankreichs.
Am Rand des alten Hafenbeckens erzählt das Ethnographische Museum vom einstigen Leben in Honfleur
Es lohnt sich also, durch die pittoresken Gassen zu schlendern und sich von den vielen kleinen Geschäften verführen zu lassen, darunter allein über dreißig Galerien. Das hat seinen Grund. Im 19. Jahrhundert wurde Honfleur zur Wiege des Impressionimus. Eugène Boudin, der Vater des Impressionismus und Mentor von Claude Monet, wurde 1814 hier geboren. Ein Museum ist ihm gewidmet. Aber auch andere Maler wie Courbet, Sisley, Jongkind, Pissarro, Renoir und Cézanne zog es an die Strände der französischen Kanalküste. Bei dieser Gelegenheit trafen sie sich in der Ferme Saint-Siméon. Honfleurs historischer Bauernhof hält heute als Hotel die Erinnerung an die Künstler wach.
Nicht nur die britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey profitieren bekannter Maßen vom feucht-milden Klima durch den Golfstrom, sondern auch die Küsten der Normandie. Es lag daher nahe, die Insel Tatihou vor Saint-Vaast-la-Hougue (Manche) auf der Halbinsel Contentin seit ihrer touristischen Öffnung 1992 in einen exotischen Garten am Meer zu verwandeln. Und damit vielen anderen der Region folgen zu lassen. Zumal die Trennmauern zwischen den Bauten der ehemaligen Quarantäneinsel zusätzlichen Schutz gewähren. Außer Palmen sind unter den Pflanzen aus fernen Welten sogar der Arganbaum aus Marokko und die Schirmakazie aus Südafrika hier heimisch geworden. Auch die Seevögel haben die unter Naturschutz gestellte Insel längst für sich entdeckt.
Die Insel ist heute ein großer botanischer Garten
Ein wichtiges Datum ist die Seeschlacht von La Houghe im Mai 1692, bei der die königliche französische Flotte von der englisch-niederländischen Allianz versenkt wurde. Französische Wracks aus dieser Zeit wurden 1990 von einem Taucher entdeckt und 2022 identifiziert. Die daraus geborgenen Funde bilden heute den Mittelpunkt des kleinen Meeresmuseums.
Der Vauban-Turm auf der Insel Tatihou gehört heute zum Uneso-Weltkulturerbe
Um weitere englische Angriffe auf die Bucht zu verhindern, ließ Ludwig XIV. 1694 durch den Festungsbaumeister Benjamin de Combes auf der Insel Tatihou und dem gegenüber liegenden Hügel von La Hougue nach dem Vorbild von Vauban Festungstürme erbauen. Seit 2008 gehören die beiden Türme zusammen mit elf anderen von und nach Vauban erbauten Festungen zum Unesco-Welterbe. Insgesamt umfasst die Geschichte der Festung drei Jahrhunderte. Zuletzt bezog die deutsche Armee sie in den Atlantikwall mit ein. Die Bunker existieren bis heute.
Eine Fähre auf Rädern verkehrt zwischen Saint-Vaast-la-Hougue und der Insel Tatihou und rollt an Land
Vom Yachthafen von Saint-Vaast-la-Hougue (1700 Einw.) setzt ein Amphibienfahrzeug in kurzer Fahrt auf die 28 Hektar große Insel über. Dank seiner vier Räder kann das Schiff zum „Anlegen“ aufs Land rollen. Bei Ebbe erreicht man das Eiland in 25 Minuten auch zu Fuß.
Nomen est omen. Um 1130 schenkte Heinrich I., König von England und Herzog der Normandie, den Weiler an der Sienne dem späteren Malteserorden, und schuf damit Frankreichs erste Komturei. Die fast 500 Jahre lang – außer vom Papst – unabhängige „Villedieu“, Stadt Gottes, entwickelte sich zu einer Hochburg der Kupferschmiede, der Schmiede von Pfannen und Kesseln, auf Französisch Poêles. Eine Kupferwerkstatt gibt es noch. Es soll Frankreichs letzte sein. Das Atelier du Cuivre, 54 rue du Général Huard, öffnet seine Türen auch für Besucher, die den Handwerkern beim Drücken, Hämmern und Polieren über die Schulter schauen möchten (www.atelierducuivre.fr).
Ehemalige Glockengießerei
Neben Kupferschmieden ließen sich seit dem Mittelalter Glockengießer in Villedieu-les-Poêles (Manche) nieder. Bis heute schreibt die Glockengießerei Cornille-Havard, 10 rue du Pont Chignon, Geschichte. Anlässlich der 850-Jahr-Feier von Notre-Dame in Paris stellte sie neue Glocken für die Kathedrale her. Sie läuteten zum ersten Mal am 23. März 2013. Nach dem Brand 2019 wurden sie zur Wiedereröffnung von der renommierten Werkstatt repariert. Die Glockengießerei ist zu besichtigen (www.cornille-havard.com).
Blick in den Cour aux Moines, einen der alten Hinterhöfe der Kupferschmiede
Villedieu-les-Poêles (3500 Einw.) blieb von der Zerstörung im letzten Krieg verschont. So konnten sich die alten Wohn- und Arbeitsorte der Kupferschmiede bis heute erhalten. Um die dreißig Innenhöfe mit den Werkstätten, die wegen der Brandgefahr vom Wohnbereich getrennt lagen, werden heute als besondere Sehenswürdigkeit präsentiert und liebevoll gepflegt. Überragt wird die Ortschaft von der Kirche Notre-Dame, deren Schutzpatron die Brüder des Hospitalordens der Johanniter waren. Hinter den Veränderungen bis ins 19. Jahrhundert hinein versteckt sich ein gotisches Gotteshaus aus dem 13. Jahrhundert, woran der Innenraum der Kirche erinnert.
Die Kirche Notre-Dame überragt die Ortschaft
Auf einem Felsvorsprung über dem Varenne-Tal thront die im 9. Jahrhundert gegründete mittelalterliche Stadt Domfront (Orne). Der einst vollständig befestigte Ort (3500 Einw.) war der Lieblingssitz von König Heinrich I. In der Burg empfing er seinen Hof, wenn er in der Normandie war. Die Burg ist heute Ruine. Einige Wehrmauern und Festungstürme haben sich jedoch fotogen erhalten, genauso wie hübsche Fachwerkhäuser und elegante Stadthäuser.
Auf dem alten Kopfsteinpflaster setzt aber auch die Moderne ein Ausrufezeichen. Der Neubau der Kirche Saint-Julien aus den 1920er Jahren ist einer der ersten sakralen Stahlbeton-Bauten Frankreichs. Von ihrem die Dächer überragenden zeltförmigen Turm bietet sich ein grandioser Ausblick.
Stéphane Leroyer an der Mostpresse
Stéphane Leroyer ist mit Leib und Seele Winzer. Allerdings handelt es sich auf seinem Bio-Hof „La Poulardière“ in Saint Fraimbault nicht um Weinreben, sondern um Birnen und – na ja – auch um Äpfel. Die Region um Domfront ist das Land der Birnen. Sie reifen an bis zu 200 Jahre alten Bäumen. Cidre und Calvados, Apfelwein und Apfelbrand, aus der Normandie kennt man. Seine Heimat ist das Pays d’Auge (Calvados, Orne, Eure). Weniger bekannt jedoch ist der Poiré, der aus Birnen hergestellt wird.
Schaufass im Calvadoskeller mit Birnensekt, Birnensaft und Birnencidre
Der Poiré Domfront AOP hat seinen Ursprung und seine Qualität auf höchster Stufe schützen lassen. Ganz ohne Äpfel geht es aber auch hier nicht. Der Calvados Domfrontais AOC ist eine Ehe zwischen Birnen und Äpfeln. Die Brüder Leroyer und ihre Kollegen produzieren die ganze Palette: Saft, Sekt, Wein und Calvados. Wem der Cidre zu herb ist, wird den Poiré lieben! Auf „La Poulardière“ kann man zusehen, wie er entsteht. (www.lapoulardiere.com)
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