Reiseführer Oldenburg
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg – Landesgeschichte (Teil 4)
Von der mittelalterlichen Ringburg bis zum Renaissance-Schloss spannte sich der eine Teil der Landesgeschichte, während sich ein weiterer mit der Neuzeit bis ins 20.Jahrhundert befasst.
Römisches Mosaik „Raub der Europa“, um 200 v.u.Zeitrechnung
Dass es in Oldenburg im Mittelalter eine Burg gab, war der Tatsache geschuldet, dass Oldenburg an wichtigen Handelswegen lag, die es zu kontrollieren galt. Wie die Burg der Grafen von Oldenburg im 16.Jahrhundert ausschaute, kann man einem Modell entnehmen. Sehr verschachtelt erscheint die Burganlage, die unter Graf Anton Günther zu einem Stadtschloss mit Renaissancegewand verwandelt wurde. Zu erfahren ist, dass zwischen 1607 und 1615 der wesentliche Schlossumbau stattfand, bei dem der Große und der Kleine Saal, die Hohe Pforte und die Kapelle zu einem dreigeschossigen Hauptgebäude mit Satteldach zusammengefasst wurden. Mit diesem Umbau fand die Umgestaltung der mittelalterlichen Burg jedoch keinen Abschluss. 1632 wurde ein neues Küchen- und Brauhaus errichtet. Jahrzehnte später brach man die Kemenate ab. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde umgebaut, verworfen und erneut umgebaut, hatte doch jeder der in Oldenburg residierenden Herzöge seine eigene Vorstellung von einem fürstlichen Wohnambiente. Damit sich der Besucher den Prozess der Veränderungen vorstellen kann, wirft er am Besten einen Blick auf das Modell des Schlosses um 1890 und vergleicht es mit dem oben genannten Modell.
Raub der Europa in Oldenburg
Als eine sehenswerte Kuriosität erscheint ein römisches Mosaik mit der Darstellung des Raubs der Europa. So recht scheint es nicht in den Bereich der Landesgeschichte zu passen und eher im Bereich Kunstgewerbe beheimatet zu sein. 1944 kam dieses Mosaik aus 85000 Steinstiften nach Deutschland. Zuvor war es in der Villa Giulia zu sehen. Warum es angekauft und warum es in Oldenburg ausgestellt ist, erfährt der Besucher durch den diesbezüglichen Saaltext leider nicht.
Die Schlacht von Altenesch
Doch kehren wir in die hiesige Geschichte zurück, tauchen ein in die Zeit der Ritter und in das Schlachtgetümmel von Altenesch. Aus diesem scheint auch das ausgestellte Schwert zu stammen, das 1925 geborgen wurde. Diese Schlacht zwischen einem Adels- und einem Bauernheer war von entscheidender Bedeutung für den Aufstieg des Landes Oldenburg, wie aus einem weiteren Saaltext zu entnehmen ist.
Dass es im Mittelalter auch im Tod Unterschiede zwischen Adel und einfachem Volk gab, sieht man an den Steinsärgen aus schwerem Buntsandstein, den sich nur die Edlen des nördlichen Weser-Ems-Gebiets leisten konnten. Innen waren derartige Särge wie der ausgestellte Steinsarg aus Rodenkirchen mit Stangen- und Gabelkreuz sowie Rundbogenarkaden geschmückt. Zu den Edlen, die die Geschicke des Landes Oldenburg bestimmten gehörten neben Christian I. der Streitbare auch Gerd der Mutige und Johann V. sowie Christian I., König von Dänemark.
Anno 1547
1547 ist das Jahr, in dem die Burg Delmenhorst von Verbänden Anton I. angegriffen und in einem Handstreich genommen wurde. Damit war die bisherige Münstersche Herrschaft über Delmenhorst besiegelt. Die Oldenburger Grafen waren dadurch in der Lage, ihren Einflussbereich auszudehnen. Auf diese Zeit verweist auch der ausgestellte Wappenstein mit der eingemeißelten Jahreszahl. Auch der Erbfall von Jever Jahrzehnte nach der Einnahme der Burg von Delmenhorst trug zur Machterweiterung der Oldenburger Grafen entscheidend bei.
Schandmaske
Kirche und Adel
Die Geschichte des Klosters Hude ist eng mit der Oldenburger Grafenfamilie verbunden. Diese stiftete als Sühneopfer dieses Kloster, das 1232 von Zisterziensern erbaut wurde. Gesühnt werden sollte mit der Stiftung die Ermordung des Grafen Christian im Jahr 1192. Hude wurde im Laufe der Geschichte die Grablege des Delmenhorster Zweiges der Grafen von Oldenburg. Nach der Reformation jedoch verfiel der Ort.
Die Bedeutung der Kirche manifestiert sich in deren sakraler Architektur und Kunst. Zu sehen sind im Landesmuseum einige mittelalterliche Schnitzereien wie die hl. Katharina aus der Sendkirche St. Sixtus und Sinicius in Hohenkirchen. Eine weitere Katharina-Figur stammt vom ehemaligen Choraltar der Kirche St. Dionysius (Holle). Aus dieser Kirche werden auch Maria mit dem Kind und die hl. Barbara gezeigt. Zur hohen Schule mittelalterlicher Sakralkunst gehören außerdem acht Szenen aus der Passion Christi und aus dem Marienleben, darunter das Abendmahl und das Jüngste Gericht.
Im Laufe des Rundgangs werden Besucher mit weiteren Themenbereichen wie „Das Handwerk“ sowie „Recht und Strafvollzug“ konfrontiert. Zudem erfährt man von der Bedeutung des Ackerbürgerstädtchens Wildeshausen als bedeutendes Töpferzentrum. Zu sehen ist eine fein gearbeitete und dekorierte Prunkschüssel (1674). Typisch für diese Keramik ist die Bemalung in Grün und Rot.
Bei Hofe
Kurz führt der historische Museumsstreifzug auch ins Oldenburger Münsterland. Doch nach diesem Exkurs taucht der Besucher in den Alltag am Oldenburger Hof des 17. Jahrhunderts ein. Zum Hofleben gehörte auch die Förderung der Kunst. Anton Günther förderte zum Beispiel das Talent des taubstummen Wolfgang Heimbach. Hofleben bedeutete aber auch das Verfeinern der Tischsitten, das leibliche Wohlergehen edler Damen und Herren. 17 Personen waren 1637 in der Schlossküche damit beschäftigt, Leckereien für die Grafenfamilie und Hofgefolge zuzubereiten. Ein Mahl mit acht Gängen war dabei keine Seltenheit. Werfen wir einen Blick auf einen Silberlöffel einer Hofdame, auf das zweiteilige Silberessbesteck aus Venedig und die Silbergabel mit Perlmutt, dann wissen wir, dass am Hofe nicht mit den Fingern gegessen wurde.
Hofmusiker sorgten bei Tisch für Unterhaltung. Es waren Lautenspieler, Holzbläser und Geiger, die aufspielten. Bei der Hochzeit von Anton Günther engagierte man zudem 13 Trompeter, die die Gäste zu unterhalten hatten.
Graf Anton Günther auf seinem Lieblingspferd Kranich
Graf Anton Günther
Wie der Schlossgründer ausschaute, kann man dem Porträt Graf Anton Günthers auf einer Konterfeibüchse entnehmen. Zu sehen ist der Graf auch in einer Glasmalerei auf seinem langschweifigen Pferd „Kranich“ und in einem Brustporträt (um 1659/60).
Die Grablege des Fürsten befindet sich in der Kirche St. Lamberti, die Kleidergarnitur jedoch im Museum. Wams, Pumphose, Strümpfe und Schleifenbänder waren 1937 dem Sarg entnommen worden. Auch die Barthaare des Fürsten kann man im Museum entdecken. Außerdem besitzt das Museum Teile des zerstörten Fürsten-Epitaphs. Dieses wurde 1791 bis auf zwei Statuen Anton Günthers durch das herabstürzende Kirchengewölbe zerstört.
Zum Zeitpunkt der Recherche waren die Räume, die sich mit der nachfolgenden Geschichte des Landes Oldenburg befassten wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich.
Weitere Informationen
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte (Schloss)
Schlossplatz 26
www.landesmuseum-ol.de
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