Streifzug entlang Bulgariens Schwarzmeerküste (3/5)

 

Insel Sankt Anastasia – Bulgariens Alcatraz

 

Bulgarien - Burgas, Hafen, Fähre zw. Burgas und Insel St. Anastasia, Bulgariens einziger bewohnten Insel

Katamaran am Anleger

Vom Südende des Meeresparks ist es nicht weit bis zum Kai, an dem die Fähre zu Bulgariens einziger bewohnter Insel ablegt. Eine halbe Stunde dauert die Fahrt mit dem Katamaran durch die Bucht von Burgas zu dem sechs Kilometer entfernten Eiland Sankt Anastasia. Die Fahrkarten müssen vorab gebucht werden (reservations@gotoburgas.com). Um die nur einen Hektar große Insel ranken sich viele Legenden. Allein schon ihre bizarren Küstenformationen haben so phantasievolle Namen wie Pilz, Drachen oder versteinertes Piratenschiff. Doch auch konkret hat St. Anastasia einiges zu bieten.

Bulgarien - Insel St. Anastasia in der Bucht von Burgas, Kirche, ältestes Gebäude auf der Insel aus dem 12.-14. Jahrhundert mit kunstvoller Ikonostasen-Schnitzerei

Ältestes Gebäude auf der Insel aus dem 12.-14. Jahrhundert mit kunstvoller Ikonostasen-Schnitzerei

Bis 1923 war die Insel Sitz eines Klosters, das anschließend zum Gefängnis wurde und heute Museum, Gästehaus und Restaurant ist. Das Museum informiert nicht nur über die Inselgeschichte, bei der auch der Piratenschatz nicht fehlen darf. Es gibt zudem interessante Einblicke in die Tiefen des Schwarzen Meeres. Neben den Fischarten dokumentiert es Bulgariens internationales maritimes Unterwasser-Archäologie-Projekt von 2015 bis 2018, das größte seiner Art weltweit. Wer wissen möchte, zu welchen Schiffen die Anker in den Archäologischen Museen gehörten, findet hier Fotografien von verschiedenen gut erhaltenen Schiffswracks der alten Griechen und Römer.

Bulgarien - Insel St. Anastasia, Museum, Texte und Fotos zum Archäologischen Unterwasserprojekt im Schwarzen Meer von 2015-2018, antike Schiffe

Dokumentierte antike Schiffswracks

Eine Spezialität in dem kleinen Inselrestaurant sind die frittierten Sprotten. Sprotten gehören zu den bekanntesten und verbreitetsten Schwarzmeer-Fischen und werden mit Haut und Haaren, sprich Gräten, verzehrt. Zur Erinnerung an den Inselbesuch erhält jeder Gast vor der Rückfahrt ein Zertifikat, das ihn verpflichtet, sich mit einem Lächeln an den Ort zu erinnern und von ihm zu erzählen. Was hiermit geschehen ist!

Bulgarien - Insel St. Anastasia, frittierte Sprotten im Insel-Restaurant; die Sprotte ist der bekannteste Fisch an der Schwarzmeer-Küste

Frittierte Sprotten

 

Pomorie – Legendäres St. Georg-Kloster

 

Das einzige noch von Mönchen bewohnte und geführte Kloster an Bulgariens Schwarzmeerküste liegt am Westende der Altstadt von Pomorie. Wie viele der rund 150 Klöster in Bulgarien bietet es Gästezimmer zum Übernachten an. Die Reservierung ist unkompliziert. Mail-Anfragen werden zum Beispiel so beantwortet: „Hi, you are welcome, but we need to know, when you want to visit our monastery. Please, tell me the days of the calendar. We are waiting for your response.“ E-Mail: ierotey_13@abv.bg

In seiner heutigen Form existiert das Kloster seit 1856. Doch seine Geschichte reicht weit zurück. Beim Vormarsch der Osmanen wurde es im 15. Jahrhundert völlig zerstört und auf seinem Gelände ein Feudalgut errichtet. Die Neugründung fußt auf einer Legende. Danach hatte der unheilbar erkrankte türkische Feudalherr Selim Bey eines Nachts im Traum eine Heilquelle auf seinem Hof gesehen. Am nächsten Morgen ließ er danach graben. Man fand die Quelle und nachdem Selim Bey davon getrunken hatte, wurde er gesund. Daraufhin bekehrte er sich zum Christentum und gründete das Kloster mit seinem Landbesitz neu.

Bulgarien - Pomorie, Kloster St. Georg, Wundertätige Quelle und St.Georg-Relief

Wundertätige Quelle und St.Georg-Relief

Beim Graben war man auf ein Relief von Georg dem Drachentöter gestoßen. Der Heilige wurde zum Patron des Klosters und ist in seinen diversen Darstellungen nicht zu übersehen. In dem frei stehenden Glockenturm fließt die Quelle bis heute. Wer möchte kann davon trinken oder das Wasser in Flaschen abfüllen. Wesentlich jüngeren Datums sind die Malereien zum Leben Jesu zwischen den Klosterzellen. Sie entstanden erst bei der letzten Renovierung.

 

Pomorie-See – „Weißes“ und „Schwarzes Gold“

 

Bulgarien - Pomorie, Blick auf den Pomorie-See

Blick auf den Pomorie-See

Wie die meisten Städte der Region entstand auch Pomorie aus einer thrakischen Siedlung, wurde später griechische Kolonie und schließlich im 1. Jahrhundert römische Civitas Magna, eine große, wohlhabende Stadt. Nördlich der Altstadt liegt der Naturpark Pomorie-See. Von frei zugänglichen Stationen kann man hier die verschiedensten Vogelarten beobachten. Der See ist eigentlich eine Lagune, die seit der Antike als Saline genutzt wird. Das Salzmuseum an seinem Südufer dokumentiert als einziges in Osteuropa wie aus Meerwasser durch Verdunstung, mit Hilfe der Sonne, Salz gewonnen wird.

Bulgarien - Pomorie, Salzmuseum, 20-Lewa-Schein von 1995 (gedruckt), 1928 (in Umlauf gebracht) mit den Salzwiesen

20-Lewa-Schein mit den Salzwiesen im Museum, 1928 in Umlauf gebracht

Bis 1934 hieß Pomorie Anchialo(s). Der Name ist griechischen Ursprungs und bedeutet „in der Nähe des Salzes“. Die enorme Bedeutung des Salzes bis in unsere Zeit bezeugt der 1925 gedruckte bulgarische 20-Lewa-Schein, der im Museum ausgestellt ist. Seine Rückseite zeigt Pomories Meerwassersalinen. Die Salzgärten neben dem Museum führen vor Augen, wie das „Weiße Gold“ produziert wird: noch immer auf die gleiche Art wie vor über 2000 Jahren.

Bulgarien

Salzgärten beim Salzmuseum

Obendrein schenkt die Lagune dem Ort „Schwarzes Gold“. Der Heilschlamm vom Grund des Pomorie-Sees soll bis zu 90 Leiden lindern helfen. Zu diesem Zweck hat man in den letzten zwanzig Jahren große neue Kurhotels gebaut, die Pomorie vom Kurort zur Kurstadt gemacht haben.

 

Thrakischer Grabhügel – Singulärer Backsteinbau

 

Pomories bedeutendste Sehenswürdigkeit ist leicht zu übersehen. Sie liegt vier Kilometer östlich etwa 300 Meter abseits der Hauptstraße nach Varna. Es handelt sich um ein zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert erbautes Hügelgrab, möglicherweise das Mausoleum einer reichen thrakischen Familie.

Bulgarien - Pomorie, Thrakisches Kuppelgrab

Thrakisches Kuppelgrab

Ein 22 Meter langer Gang mit zwei Seitenkammern führt zu einer Rundkammer von knapp zwölf Metern Durchmesser, über der sich eine fast sechs Meter hohe Kuppel wölbt. In den fünf Nischen standen einst Statuen oder Urnen. Der Bau unterscheidet sich von allen anderen bekannten thrakischen Gräbern nicht nur durch die hohle Säule in der Mitte, in der Steinstufen an die Oberfläche geführt haben sollen, sondern auch durch die Bauweise aus durch Mörtel zusammengefügte Bruchsteine und rote Ziegel. Das Grab, das an Mausoleen römischer Kaiser im Kleinformat erinnert, ist eine bisher einzigartige Demonstration von der Vermischung römischer und thrakischer Traditionen.

Bulgarien - Pomorie, Thrakisches Kuppelgrab

Blick in das Innere

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

Kurzportrait Bulgarien

Bei Bulgarien stellt sich rasch die Assoziation "Balkan" ein. Ganz so falsch ist das nicht, zieht sich doch die gleichnamige, langgestreckte Gebirgskette, Namensgeberin des gesamten südosteuropäischen Raumes, auf einer Länge von 420 km von Ost nach West mitten durch das kleine Land. Überhaupt sind es die Gebirge und Hügellandschaften, die den Charakter Bulgariens prägen: Zu eindrucksvollen Gebirgstouren laden die kargen alpinen Regionen des Rila- und des Pirin-Gebirges im Südwesten des Landes ein.

Mehr lesen ...

Plovdiv. Imperiale Größe auf dem Balkan

Uralt und quicklebendig, elegant und hipp. Urgeschichtlich, thrakisch, griechisch, römisch, byzantinisch, osmanisch: Auf sein kulturelles Erbe kann Plovdiv bauen. 2019 glänzte es damit als europäische Kulturhauptstadt.

Plovdiv

Mehr lesen ...