Text und Fotos: Helga Schnehagen
Steilküste bei Karvana
Fast 400 Kilometer lang ist Bulgariens Schwarzmeerküste, die im Süden an die Türkei und im Norden an Rumänien grenzt. Der Streifzug entlang ihrer Küste gen Norden beginnt nahe der türkischen Grenze.
Sandstrand in Primorsko
Zu den kleineren Küstenorten im Süden gehört Primorsko. An seine Strände zieht es vor allem Bulgaren, darunter bis heute viele Jugendliche. Bereits in sozialistischer Zeit gab es hier ein internationales Jugendlager. Das entsprechend bulgarisch geprägte Städtchen liegt inmitten einer zehn Kilometer langen Bucht mit feinem Sandstrand und Küstenwald.
Unterkunft im Kloster von Pomorie
Inzwischen unterliegt die Bucht einem steten Wandel mit 3-Sterne-Hotels und luxuriösen Ferienwohnungen. Nicht überall sind die Ufer seicht. Wind und Strömung lassen die Bademeister des Öfteren die rote Fahne zu hissen. Dafür besitzen die Hotelanlagen wie „Forest Beach“ oder „Les Magnolias“ Pools. Eine kleine Strandbahn verbindet die einzelnen Strände mit dem Hauptort.
Wartende Jeeps
Besonders beliebt bei Touristen sind die Jeepsafaris ins waldreiche Hinterland. Die Geländewagen erwarten ihre Gäste vor dem Hotel „Les Magnolias“. Zuerst geht es auf das nördlich ins Meer ragende Kap. Auf einer Lichtung im Wald, etwa sechs Kilometer von Primorskos Zentrum entfernt, versteckt sich das rund 3500 Jahre alte thrakische Felsenheiligtum Beglik Tash, ein 0,6 Hektar großes Ensemble von „Steinhaufen“, dessen Bedeutung erst 2003 erkannt wurde.Hinter dem kreisförmigen Kultplatz von 56 Metern Durchmesser verstecken sich weitere Reste im Wald. Ebenso wie die der antiken Hafenstadt Ranuli an der Mündung des Ropotamo ins Schwarze Meer.
Beglik Tash
Der Blick auf Bulgariens Geschichte führt noch vor Griechen und Römern zurück zu den Thrakern, einem der ältesten und größten indogermanischen Völker. Zur Abhaltung ihrer Rituale wurden nachweislich Honig, Olivenöl, Wein und Milch über den heiligen Boden gekippt. Schilder erklären die Bedeutung der vierzehn Felsgebilde. Auf dem „Brautbett“ soll die Hochzeitsnacht vollzogen worden sein, in der „Heiligen Höhle“ die Große Muttergöttin ihren Sohn, den Sonnengott, geboren haben. In ihren „Fußabdruck“ werfen Besucher heute Münzen. Auch eine „Sonnenuhr“ und das „Haus des Orakels“ will man in den Steingebilden erkannt haben.
Heiliger Boden
Der Gang durch das „Labyrinth“ erfordert einigen Mut und eine schlanke Figur. Leichter ist es, fürs Urlaubsfoto unter den großen herzförmigen Stein mit dem Namen „Apistol Tash“ zu krabbeln. Einst sollen zu Neujahr, damals gleich nach der Sonnenwende, die Neugeborenen darunter gelegt worden sein. Bleibt die Frage: Wer saß auf Stein Nummer 4, dem „Thron“?
Apistol Tash
Mit Bestimmtheit weiß man, dass die die namenlose Große Muttergöttin die thrakische Götterwelt dominierte. Der Überlieferung nach vollzog sie mit ihrem Sohn, dem Sonnengott, die Heilige Hochzeit. Damit vereinten die Thraker die Verehrung der Großen Muttergöttin mit einem Sonnenkult und – so könnte man es interpretieren – gewährleisteten so die Balance zwischen Himmel und Erde.
Höhle
Die Weiterfahrt durch den Strandscha-Nationalpark gleicht einer Achterbahnfahrt. Rums geht es die Böschung in das ausgetrocknete Flussbett hinunter, rums geht es wieder hinauf. Der alte Jeep aus Sowjetzeiten hält allen Strapazen stand, hüpft und holpert über Stock und Stein, schlingert im Sand und windet sich auf löchrigen, wurzelreichen Waldwegen. Wenn die Fahrertür aufspringt, zieht der Mann am Lenkrad sie mit geübtem Griff wieder heran. Als Beifahrer hält man die Luft an und jauchzt dann erleichtert vor Vergnügen.
Bei Bulgarien stellt sich rasch die Assoziation "Balkan" ein. Ganz so falsch ist das nicht, zieht sich doch die gleichnamige, langgestreckte Gebirgskette, Namensgeberin des gesamten südosteuropäischen Raumes, auf einer Länge von 420 km von Ost nach West mitten durch das kleine Land. Überhaupt sind es die Gebirge und Hügellandschaften, die den Charakter Bulgariens prägen: Zu eindrucksvollen Gebirgstouren laden die kargen alpinen Regionen des Rila- und des Pirin-Gebirges im Südwesten des Landes ein.
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Uralt und quicklebendig, elegant und hipp. Urgeschichtlich, thrakisch, griechisch, römisch, byzantinisch, osmanisch: Auf sein kulturelles Erbe kann Plovdiv bauen. 2019 glänzte es damit als europäische Kulturhauptstadt.
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