Eine kleine Pause tut an dieser Stelle sicher gut, zumal man am Café De Eland, Prinsengracht 296/Ecke Elandsgracht nicht vorbei gehen sollte. Gemütlich geht es hier zu, gegen Abend auch „jordaanees“, mit Palaver und Gesang also.
Ein anderes Erkennungsmal des alten Jordaan sind die Hofjes. Innenhöfe, um die sich, wie bei den Begijnhöfen, Häuser mit Wohnungen für die Bedürftigen der Gesellschaft scharten. Reiche Kaufleute, wohlmeinende Regenten, sozialkompetente Bürger, sie spendeten angesichts der Not, die im Jordaan des 17. und 18. Jh. herrschte, solche Wohnanlagen. Bis vor einiger Zeit noch konnte man in diese Welt auch noch als Fremder eintauchen, doch war die Zahl derer, die ignorierten, dass hier Menschen leben, die ein Recht auf Ruhe haben, zum Schluss so groß, dass die Eingangstüren heute verschlossen bleiben.
Verändert hat sich auch das ehemalige Kunst & Antiekcentrum De Looier entlang der Elandsgracht. Wo man früher des Stöberns, Guckens, Wunderns und Findens kein Ende finden konnte, herrscht heute Ordnung in dieser Welt eine Welt von Trödel und Antiquitäten. Was nicht bedeutet, dass die älteste Institution dieser Art in den Niederlanden und die größte Amsterdams nicht mehr attraktiv ist, nur eben aufgeräumt. Doch wer hier nicht fündig wird, kann das Stöbern auf Flohmärkten für immer vergessen.
Antiquitäten satt im De Looier
Ein kurzer Schlenker führt an die Prinsengracht und noch einmal in das Metier der Woonboote. Gegenüber dem Haus Nr. 296 ankert die „Hendrika Maria“, ein zum Woonbootmuseum umgebautes Frachtschiff mit etwa 80 m² Wohnfläche. Da geraten sogar ansonsten „coole Typen“ ins Schwärmen. Gegenüber, an der Keizersgracht (Nr. 324), zieht ein neoklassizistisches Monumentalgebäude den Blick in Bann, das Shaffy Theater.
Wohnbootmuseum
Es ist kurzweilig, entlang der schmalen Grachten zu spazieren, in die kleinen Lädchen, die Winkeltjes, zu gucken, hinein zu gehen, sich beim Stöbern in Kram, zwischen Büchern, in alten und neuen Schmuckstücken, in winzigen Boutiquen vollgestopft mit Accessoires oder in der Modekollektion eines hoffnungsvollen Jung-Designers zu verlieren. Hernach kehrt man wieder zur Prinsengracht zurück, genießt die Aussicht von dort und entert die nächste schmale Gasse. Voller Neugier, was einen dort erwarten mag. Manchmal ist es nur die Aussicht auf die Gracht dahinter, halb verdeckt von einem sehr schiefen Giebel, oder der Blick in ein Fenster, in dem vielleicht eine Sammlung von Minifahrrädern hinter der Gardine aufgereiht ist.
Hier, wo man dem Alltag der Amsterdamer in ihren eng aneinander stehenden Häusern so nah ist wie andernorts kaum, fällt eine weitere Veränderung auf: So haben die einstmals im ganzen Land fehlenden Gardinen nun doch Einzug gehalten vor die Fenster Amsterdamer Wohnungen – schlicht, um sich vor den neugierigen und keineswegs diskreten Blicken der zahlreichen Besucher der Stadt zu schützen. Damit ist der einstige Ausdruck eines unkapriziösen Lebensgefühls verschwunden – schade, für die Einheimischen!