Wie immer, wenn man in Amsterdam auf ein Stadtviertel mit breiten Straßen trifft, bedeutet dies, dass man ein Quartier erreicht hat, in dem das Großbürgertums residiert. So auch in der Plantagebuurt, dem Plantagenviertel.
Kurios ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass das Viertel aus einer finanziellen Notlage der Stadt gegen Ende des 17. Jh. entstand. Allzu viel Geld war in den Ausbau des noblen Grachtengürtels gesteckt worden – jetzt musste damit Schluss sein! Doch brach liegen lassen wollte man das Land auch nicht, also entstand das erste Naherholungsgebiet der Stadt mit allerlei vergnüglichen Zeitvertreiben inklusive. Bis um 1850 wieder einmal das Thema Wohnungsnot die Stadtväter traktierte. Also gab man, nach Absprache mit etlichen reichen, jüdischen Familien den Bau breiter Straßen und repräsentabler Villen in Auftrag. Die jene wohlhabenden Bürger nach der Fertigstellung auch bezogen. Die Wohnlage um den Hortus Botanicus und am Artis Zoo wurde zu einer der noblen Adressen Amsterdams.
Von hier bis zum Recht Boomslot östlich des Nieuwmarkts dehnte sich einst das Judenviertel aus, wo die meisten der 100 000 Amsterdamer Juden (in Holland 140 000) seit dem 16. Jh. in Frieden lebten. „Mokum Aleph“ nannten sie Amsterdam, das „Jerusalem des Westens“. Ohne ihren kulturellen, ökonomischen und politischen Einfluss – bis heute sind die Bürgermeister der Stadt Juden – wäre die Entwicklung Amsterdams durch alle Epochen weit zurück geblieben.
Die Zäsur geschah durch den Holocaust Anfang der 1940er Jahre. Nur 5200 holländische Juden überlebten ihn, in Amsterdam derer nicht einmal die Hälfte. Heute zählen wieder 30 000 Juden zur Stadtbevölkerung.
Der Spaziergang führt über die Herengracht und die Muiderstraat zum Mr. Visserplein. Die Funktionalität dieses Platzes als Verkehrsknotenpunkt erscheint Manchem unattraktiv, andere sind von der funktionalen Ebenmäßigkeit angetan. Familien streiten an dieser Stelle ohnehin nicht, denn im alten, stillgelegten Straßentunnel unter dem Platz können die Kinder sich im TunFun, einem 4000 m² großen Riesenspielplatz, nach Herzenslust austoben.
Gezeeligheid an der Herengracht
Danach ist wieder Zeit für Kultur, die an der Portugese Synagoge (www.esnoga.com) auf ihre Kosten kommt. Der Symmetrie des hohen monumentalen Gebäudes sind die kleineren Bauten des Rabbinats, der Wintersynagoge und der Ets Haim, einer der berühmtesten jüdischen Bibliotheken der Welt, hinzugefügt. Die Synagoge, die 1670-75 erbaut wurde, war nie zerstört und konnte somit gar den originalen Innenraum, dessen hölzernes Tonnengewölbe von hohen Säulen getragen wird, erhalten. Wie seit eh und je wird der Boden mit Sand ausgestreut, und wenngleich die Atmosphäre eher dunkel ist, so scheint sie nicht geheimnisvoll, sondern klar und ohne Dünkel.
Wie auch das Joods Historisch Museum gegenüber. Architekturfreunde werden an diesem Gebäude ihren Wunsch nach ungewöhnlichen Baustilen erfüllt sehen, denn seine imposante Stahl- und Glaskonstruktion verbindet vier russische (aschkenasische) Synagogen aus dem 17./18. Jh. auf kühne Weise miteinander. Ein Gang durch dieses bekannte Museum, vermittelt ein breites Wissen über die Geschichte der Juden in Amsterdam, die jedoch nicht losgelöst ist von der jüdischen Historie im Allgemeinen, vom Holocaust, vom Zionismus, dem Einfluss der jüdischen Kultur auf die holländische und vice versa. Eindrücklich und gut verständlich auch die Kinderausstellung. Dazu und zu Wanderausstellungen: www.jhm.nl.