Reiseführer Rom

Ara Pacis Augustae

Bruchstücke der Ara Pacis Augustae wurden an seinem ursprünglichen Standort 1568 entdeckt – mehr als sechs Meter unter der Erdoberfläche in Höhe der Grundmauern des Palazzo Fiano Almagià. Die zunächst nicht einzuordnenden Trümmer identifizierte erstmals 1879 der deutsche Archäologe Friedrich von Duhn als Bestandteile der Ara Pacis Augustae. 1903 konnten weitere Fragmente unter schwierigen Bedingungen – einige Gebäude waren zu untertunneln – zutage gefördert werden. Und 1937 hat man in einem technischen Kraftakt sogar ganze Erdschichten eingefroren, um auf diese Weise das Eindringen von Wasser zu verhindern und die restlichen Teile an die Oberfläche zu holen. 1938 erhielt anlässlich des 2000. Geburtstags des Kaisers Augustus der einst ihm gewidmete und jetzt wiedererrichtete „Altar des Friedens“ einen neuen Platz in einem eigenen Pavillon am Tiberufer, einen halben Kilometer entfernt von seinem früheren Standort am Rande der Via del Corso.

Rom: Ara Pacis Augustae

Kaiser Augustus hat den „Altar des Augusteischen Friedens“ in seinem autobiographischen Rechenschaftsbericht „Res Gestae“ erwähnt:

„Als ich aus Spanien und Gallien nach Rom zurückkehrte, nachdem ich in jenen Provinzen erfolgreich gewesen war, beschloss der Senat, dass zu Ehren meiner Rückkehr auf dem Marsfeld der Altar des Augusteischen Friedens errichtet werde und die Beamten, die Priester und die Vestalinnen dort alljährlich ein Opfer darbringen sollen....“

Die „Res Gestae“

Augustus` „Res Gestae“, die er am Ende seines Lebens verfasste, erweisen sich als eine selbstherrliche Inszenierung seiner Person durch die ausführlich geschilderten militärischen Triumphe und Schachzüge seines langen politischen Lebens. Weiten Raum nehmen auch die Schilderungen der an seine Erfolge anknüpfenden Ehrungen seitens des römischen Volkes und des Senats ein. Augustus legte aber Wert auf die Feststellung, er habe nicht nach diesen Ehrungen gestrebt. Er berichtet weiter über seine Wohltaten für das römische Volk und es folgen Anmerkungen zur Expansion des Römischen Reichs und zum Umgang mit nahen und fernen Völkern.

Rom: Res Gestae

Die Überschrift der „Res Gestae“ beginnt mit den Worten RES GESTAE DIVI AUGUSTI QUIBUS ORBEM TERRARUM . . . etc. Die vollständige Übersetzung der Überschrift lautet:

„Die Taten des vergöttlichten Augustus, mit denen er den Erdkreis der Herrschaft des römischen Volkes unterworfen, und die Aufwendungen, die er für den Staat und das römische Volk gemacht hat.“

Sein politisches Testament wurde in bronzene Tafeln eingeschnitten und vor dem Mausoleum des Augustus aufgestellt. Sie gingen in den späteren Wirren verloren. Doch es existierten einige Kopien. Am besten erhalten ist die in Stein geschnittene an der Wand eines Tempels der Roma und des Augustus im fernen Ankara, das als Ancyra einst Hauptstadt der römischen Provinz Galatia war.

Die in Ankara entdeckte Kopie diente als Vorlage für den in eine Travertinwand eingemeißelten Text, der sich über viele Meter unterhalb der Glasfront des neuen Ara Pacis-Pavillons hinzieht. Die Idee dazu stammte von Mussolini, der 1937/38 das Areal um das Mausoleum des Augustus völlig neu gestalten ließ: Häuser wurden abgerissen, monumentale Gebäudekomplexe mit teils überdimensionierten Mosaiken, Marmorfriesen und pathetischen Inschriften nahmen deren Platz ein. Unberührt blieben die Kirchen San Rocco und San Girolamo dei Croati, aus dem 17. bzw. 16. Jahrhundert, Zeugnisse des christlichen Rom, das sich – so die Vorstellungen Mussolinis – an diesem Platz mit der römischen Antike und der faschistischen Ära vereinen sollte.

Der neue Pavillon

Die ursprüngliche Umhüllung des Friedensaltars, errichtet nach den Plänen des Architekten Vittorio Ballio Morpurgo, wurde am 23. September 1938, dem 2000. Geburtstag des Augustus, von Mussolini eingeweiht. Sie existierte bis 2002. Zwischenzeitlich hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass „die Hülle von 1938....den konservatorischen Standards von heute nicht mehr genügt“. Mit dem Neubau wurde der New Yorker Stararchitekt Richard Meier beauftragt. Seine moderne Umbauung der Ara Pacis öffnete für das Publikum im April 2006 nach langen, heftigen Kontroversen, die noch heute nicht verstummt sind. So verstieg sich der damalige rechtslastige Bürgermeister Gianni Alemanno 2008 zu der Ankündigung, der Pavillon „solle abgerissen werden, wenn dafür das Geld da ist“. Im Kern ging es beim Streit um Meiers Bau immer um die Frage: Darf in einer Altstadt wie der römischen ein so großes zeitgemäßes Gebäude errichtet werden? Tatsächlich war es der erste moderne Bau im historischen Zentrum seit dem Ende der faschistischen Ära. Die Debatte geht weiter!

Gedämpftes Licht empfängt die Besucher im Eingangsbereich. Umso überraschender die von den riesigen Oberlichtern herein strömende natürliche Lichtflut im Hauptraum, die den Altar phantastisch ausleuchtet und keine „falschen Schatten“ zulässt. Man stoße hier auf Mr. Meiers typische Attribute, heißt es aus Expertenmund, auf seinen exzessiven Gebrauch von Glas wie bei der 13 m hohen und 50 m langen gläsernen Vorhangfassade oder auf seine obsessive Vorliebe für Gitterkonstruktionen. Glas, wenig Stahl und beigefarbener römischer Travertin sind die Materialien, die Meier einsetzte.

Konferenzsaal und digitale Bibliothek sowie ein Dachgarten mit Café und Bar und schönem Ausblick auf das benachbarte Mausoleum und den Tiber auf der anderen Seite vervollständigen den öffentlichen Bereich.

Rom: Ara Pacis Augustae

Der Altar

Der römische Senat beschloss im Jahre 13 v. Chr. seinen Bau nach der Rückkehr des siegreichen Augustus aus Spanien und Gallien. Er sollte als Symbol verstanden werden, als Sinnbild einer Friedensordnung unter der Alleinherrschaft des Augustus, nachdem das zurückliegende Jahrhundert gezeichnet war von desaströsen sozialen Konflikten, Bürgerkriegen und verlustreichen Kämpfen in fernen römischen Provinzen. Der kunstvolle Reliefschmuck des Altars beschwört die Verbundenheit mit Roms großen Traditionen und prophezeit Wohlstand und Fruchtbarkeit für das sich abzeichnende „Goldene Zeitalter“.

Politische Propaganda und Personenkult sind dabei unübersehbar. Das Zusammenspiel von Thron und Altar wird betont. Augustus erscheint als Friedensgarant, der dem Wohlergehen des Reiches und der Erde dient. Rom wird zur Stadt des Aeneas, des sagenhaften Ahnherren des Julier-Geschlechts, in das Augustus durch Adoption eintrat und auf diese Weise in der römischen Welt seine unauslöschlichen Spuren hinterlassen konnte.

Ursprünglich war der Altar im Freien aufgestellt. Als man im vorigen Jahrhundert daran dachte, die wiedergefundenen Einzselteile zusammenzufügen und der Öffentlichkeit zu präsentieren, wurde eine Schutzhülle gleich mit eingeplant. So erhielt Mussolinis Lieblingsarchitekt V. B. Morpurgo den Auftrag. Nicht alle Originalteile hatte man aufspüren können. Sie sind bis heute verschollen. Andere wurden zwar gefunden, aber außer Landes gebracht. Die im Vatikan verwahrten wurden dem italienischen Staat geschenkt, die aus dem Wiener Museum ihm verkauft, die im Louvre ausgestellten blieben in Paris und die in der Villa Medici, die ja von Frankreich genutzt wird, verließen auch nicht ihren Platz. Sie wurden durch Abgüsse ersetzt.

Die Ara Pacis wurde aus Carrara-Marmor gefertigt. Sie steht auf einem nahezu quadratischen Sockel von 11,60 m X 10,65 m. Eine mit prachtvollen Reliefs innen wie außen geschmückte Umfassungsmauer umschließt den auf drei Stufen stehenden eigentlichen Altar. Zwei 3,60 m breite Durchgänge an den Schmalseiten öffnen sich zum Altarraum. Die Innenseiten der Umfassung zeigen im unteren Teil einen stilisierten Palisadenzaun als symbolische Abgrenzung des Altarbereichs, darüber Stierschädel (Bukranien) mit daran aufgehängten Blumen- und Fruchtgirlanden und Opferschalen. Ein Lotus-Palmettenband unterteilt die Innenseite horizontal.

Außen nimmt ein Mäanderband die horizontale Unterteilung vor. Akanthusranken und -blüten und allerlei kleines Getier bedecken die untere Zone, während die obere Zone von einer Vielzahl ganz unterschiedlicher großartiger Reliefs verziert wird, mit teils mythologischen, teils historischen Darstellungen. Auf dem nur fragmentarisch erhaltenen Relief links des Aufgangs zum Altarraum waren Romulus und Remus und die Höhle mit der sagenhaften Wölfin dargestellt. Erkennbar ist nur noch der Hirte Faustulus und Mars (?). Daneben rechts die besser erhaltene Szene mit Aeneas und den Opfertieren. Die Längsseite rechts zeigt den Weihezug des kaiserlichen Hofstaats, vorab die Träger der Liktorenbündel, dann Augustus, die Konsuln und zahlreiche Familienangehörige mit ihren Kindern. Die gegenüber liegende Seite ist weniger gut erhalten. Sie zeigt das Ende der Prozession mit den Witwen aus Augustus` Verwandtschaft, Senatoren und Magistratsbeamten. Auf der nördlichen Schmalseite soll ein Relief der Stadtgöttin Roma angebracht gewesen sein, gut erhalten ist die Darstellung daneben, die die Göttin Pax, nach anderer Auffassung die Erdgöttin Tellus zeigt inmitten üppiger Vegetation.

Die meisterhafte Relieftechnik, die hier zum Zuge kommt, lässt, so einige Experten, den Schluss zu, dass griechische Künstler Rat gebend oder selbst Hand anlegend an der Gestaltung beteiligt waren.

(Auf dem schmalen Streifen zwischen Lungotevere in Augusta und Via di Ripetta)





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