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Reiseführer Madrid

Paseo de Recoletos / Palast des Marqués de Salamanca

Der Paseo de Recoletos ist zunächst die Verlängerung des Paseo del Prado, jener Meisterleistung des späten 18. Jahrhunderts. Vom Verkehr umtost, wechseln sich an beiden Seiten dieser Prachtstraße moderne Firmensitze mit Stadtpalästen des späten 19. Jahrhunderts ab. Während der Paseo del Prado heute als Kunstmeile glänzt, ist seine nördliche Fortsetzung ganz eindeutig Madrids mondäne Adresse zum Wohnen und Arbeiten.

Praktische Tipps: Paseo de Recoletos
gibt's hier...
  • Adolfo Domínguez

Serrano 18, Metro: Serrano.

Klare, minimalistische Herren- und Damenmode. Laden unweit der Plaza de Colón, mitten auf der „goldenen Meile“ der Calle Serrano gelegen.


  • Biblioteca Nacional

Paseo de Recoletos 20, Tel.: 91 580 77 59, Montag bis Samstag 10.00 – 21.00, Sonntag und Feiertag 10.00 – 14.00, Eintritt frei, Metro: Colón.

Spanische Nationalbibliothek mit reichhaltigen Buchbeständen, die bereits auf die Sammlungen der Habsburger und der Bourbonen zurückgehen.


  • Café Gijón

Paseo de Recoletos 21, täglich von 08.00 – ß1.30, Metro: Banco de España.

Eine Kaffeehausinstitution, die auf mehr als 100 Jahre Geschichte zurückblickt. Treffpunkt der spanischen Literatur- und Künstlerszene bis heute. Dabei spannt sich der Bogen von Buñuel und García Lorca bis zum heutigen Bestsellerautor Pérez Reverte.


  • Café del Espejo

Paseo de Recoletos 31, Montag bis Freitag, Sonntag 10.30 – 01.00, Samstag 16.00 – 02.00, Metro: Colón.

Wie der Name schon sagt, ein Traditionscafé voller Spiegel, das außerdem mit einem schönen Pavillon aus Eisen und Glas aufwartet.


  • Fundación BBVA

Paseo de Recoletos 10, Tel.: 91 537 69 64, Montag bis Samstag 11.00 – 20.00, Sonntag und Feiertag 11.00 – 14.00, Metro: Banco de España.

2008 aufgebauter und von der Großbank BBVA finanzierter Ausstellungsraum, der dabei hilft, die Kunstmeile Paseo del Prado nach Norden zu verlängern.


  • Fundación Mapfre Vida Recoletos

Paseo de Recoletos 23, Tel.: 91 581 16 28, Montag 14.00-21.00, Dienstag bis Samstag 10.00-21.00, Sonntag und Feiertag 12.00-20.00, Metro: Banco de España.

Pendant zur oben erwähnten Kunststiftung der BBVA, in diesem Fall jedoch von einer spanischen Lebensversicherung finanziert.


  • Loewe

Serrano 26 (Frauen) und Serrano 34 (Männer), Metro: Serrano.

Der spanische Designklassiker schlechthin, spezialisiert auf Kleidung und Accessoires aus Leder und Wildleder.


  • Purificación García

Serrano 28, Metro: Serrano.

Aus Galicien stammende Designerin für Damenmode, die häufig mit Naturmaterialien und hochwertigen Kunstfasern wie Neopren arbeitet.


  • Teatro María Guerrero

Tamayo y Baus 4, Tel.: 91 310 15 00, Metro: Colón.

Für viele so etwas wie die Kathedrale des spanischen Autorentheaters. Nahezu obligatorische Bühne für alle großen Regisseure, Schauspieler, Tänzer des Landes.

 

Nach einem im frühen 19. Jahrhundert abgerissenen Augustinerkonvent (Convento de Recoletos) benannt, geht die Entstehung des Paseo de Recoletos auf die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. In jener Zeit, also fast genau ein halbes Jahrhundert nach der Fertigstellung des Paseo del Prado, entstanden an dessen Nordflanke die ersten Paläste. Gebäude gab es in dieser Region allerdings schon zuvor, so zum Beispiel den zuvor erwähnten Convento de Recoletos. Bezeichnenderweise war an dieses Kloster eine Bodega angehängt, die nicht nur eine Trinkstube, sondern auch ein Weingroßhandel war. Auf dem Gelände des Klosters und seiner Bodega entstand ab 1830 ein Palast, der für die weitere Entwicklung dieses Boulevards wegweisend sein sollte: der Palast des Marqués de Salamanca.

Dieser 1811 in Málaga geborene Adlige hatte durch teilweise halbseidene Geschäfte in wichtigen Wirtschaftszweigen wie Bau, Bank und Börse ein immenses Vermögen angehäuft und war um die Mitte des 19. Jahrhunderts einer der reichsten Männer in ganz Spanien. Grundstein dieses Millionenvermögens war das Monopol über den Salzhandel, das José de Salamanca bereits in jungen Jahren errang und das sich sehr schnell als wirksames Werkzeug zur Vermehrung seines Reichtums erwies. Doch das Leben des Marqués war nicht nur in unternehmerischer Hinsicht ereignisreich. Gleich mehrere Male geriet er zwischen die Fronten der permanenten politischen Auseinandersetzungen zwischen Liberalen und Konservativen, was ihn 1849 für mehrere Jahre nach Frankreich ins Exil trieb.

Der Stadtpalast, den sich Salamanca bereits als junger Mann in Madrid bauen ließ und der als der eleganteste aller madrilenischen Palais galt, dokumentiert seinen frühen Ruhm und Reichtum erstklassig. 1857 im Paseo de Recoletos Nummer 10 fertig gestellt, war er ein Werk eines der wichtigsten Architekten der Jahrhundertmitte, Narciso Pascual y Colomer, seines Zeichens auch Erbauer des spanischen Parlaments. Dem Marqués war also nichts zu teuer, um seinen sozialen Rang unter Beweis zu stellen.

Im Unterschied zu vielen anderen Mitgliedern seines Standes war José de Salamanca aber nicht nur ein risikofreudiger Unternehmer (beides ungeheuerlich für die in Passivität erstarrte spanische Aristokratie), sondern auch eine Spielernatur. Letzteres wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Mehrmals verzockte er sich an der Börse und musste schließlich sowohl seinen Palast als auch seine Gemäldekollektion verkaufen. Salamanca zog in ein etwas bescheideneres Domizil im Süden Madrids um, sein prachtvoller Palast an der hiesigen Adresse wanderte in den Besitz der Hypothekenbank. Heute gehört er einer neueren spanischen Großbank, der BBVA, die hier seit dem Herbst 2008 Ausstellungsräume installiert hat. Ein Verwendungszweck, über den sich der Marqués de Salamanca mit Sicherheit gefreut hätte.

Der Name dieses abenteuerlustigen Mannes bleibt in Madrid aber bis heute durch das Stadtviertel erhalten, das ab 1860 vom Paseo de Recoletos ausgehend in Richtung Osten entstand und für das Salamanca mit seinem Stadtpalast eigentlich den Grundstein legte. Das elegante Stadtviertel Barrio de Salamanca war nach Pariser Vorbild geplant und sollte dem Madrider Großbürgertum sowie dem Stadtadel angemessene Unterkünfte bieten. Großzügig geplante, geometrisch zugeschnittene Straßen sowie ebenso geräumige Bauwerke mit einer Tiefe von durchschnittlich 30 Metern waren die Kennzeichen dieses Stadtviertels, das der feinen Gesellschaft der Hauptstadt den Ausbruch aus dem übervölkerten Stadtzentrum gestattete.

Ermöglicht wurde der Bau des Barrio de Salamanca durch eine der wichtigsten urbanistischen Reformen in der Geschichte Madrids, den Plan Castro. Nach dem Urbanisten Castro benannt, beinhaltete dieser Plan nämlich den Abriss der seit 1625 existierenden Stadtumfassung, in deren Grenzen sich mehr als zwei Jahrhunderte lang das Wachstum Madrids abgespielt hatte. Statt der verwinkelten Straßenzüge der Habsburgerzeit sollten nun neue, großzügige Stadtteile entstehen, mit breiten Straßen, die eine gute Durchlüftung ermöglichten. Luxus und Hygiene waren nunmehr das Motto, zumindest für Bürgertum und Aristokratie. Für diese Klassen entstanden neben dem Barrio de Salamanca auch noch andere Stadtteile wie Argüelles im Westen Madrids. Ein weiteres Kennzeichen dieser neuen Stadtplanung war aber auch die räumliche Trennung der sozialen Schichten. Für die im Entstehen befindliche Industriearbeiterschaft wurden ebenfalls neue Stadtviertel geplant, die natürlich wesentlich weniger luxuriös ausfielen als die eben erwähnten Bezirke – einer der Gründe, weswegen der „Plan Castro“ die Entstehung zahlloser Favelas am Stadtrand nicht verhindern konnte. Adel und Bürgertum war aber mit den neuen Stadtteilen bestens gedient, bereitete der neue Urbanismus des 19. Jahrhunderts doch der traditionellen Anarchie ein Ende, mit der in Madrid während langer Epochen Paläste in buntem Gemisch mit Armenhospizen und Gefängnissen existiert hatten. Nun konnte man also dem Elend aus dem Weg gehen und machte sich beim Betreten der Straße nicht mehr das edle Schuhwerk schmutzig.


Plaza de Colón / Torres de Colón

Der Grundstein für die Entstehung des späteren Platzes war das neogotische Monument für den Amerika-Entdecker Kolumbus, das an dieser Stelle zwischen 1881 und 1885 entstand. Nach und nach kamen weitere Bauwerke hinzu, die diesen riesigen Platz begrenzen. Erwähnt sei hierbei zunächst das städtische Kulturzentrum Centro Cultural de la Villa oder die 1977 errichteten Riesenskulpturen, die unter dem Namen Jardines del Descubrimiento (auf Deutsch: Gärten der Entdeckung) bekannt sind.

Den Platz dominiert jedoch ganz eindeutig ein Hochhaus, das mit seiner grünen Haube an der Nordwestseite des Platzes zu sehen ist, die Torres Colón. Zwischen 1967 und 1976 durch das Architektenbüro Manuel Lamela konstruiert, stoßen die „Kolumbus-Türme“ mit ihren 102 Metern Höhe bereits in Wolkenkratzerdimensionen vor. Interessant war hierbei die Konstruktionsweise dieses Bauwerks, denn es wurde gleichsam von oben nach unten gebaut, die einzelnen Stockwerke mit granatapfelfarbener Glasverkleidung wurden entlang der Stahlverstrebungen in Richtung Fundament vorangetrieben. Die grüne Abdeckung kam erst nachträglich hinzu.

Die Plaza de Colón markiert die Grenze, an der der Paseo de Recoletos endet und in den Paseo de la Castellana übergeht. Diese Verkehrsader führt auf rund 12 Kilometern Länge in den Norden Madrids und damit auch in das aktuelle Banken- und Versicherungszentrum der Stadt. Neue Wolkenkratzer von knapp 300 Metern Höhe stehen dort kurz vor ihrer Fertigstellung und lassen den Paseo de Recoletos dagegen wie eine Innenstadtidylle wirken.

Dieses fast brachiale Wachstum in Richtung Norden hat allerdings auch den Paseo de Recoletos erfasst. Zahlreiche Paläste des 19. Jahrhunderts wurden in den letzten Jahrzehnten abgerissen und durch funktional-nichtssagende Bürokomplexe ersetzt. Eine Initiative von Architekten und Stadtplanern bemüht sich derzeit darum, die noch verbleibenden Palais vor demselben Schicksal zu bewahren.


Biblioteca Nacional (Spanische Nationalbibliothek)

Madrid, Biblioteca Nacional

Das zweite große Bauwerk, das der Plaza de Colón ihr eigenartig zusammenhangsloses Gesicht verleiht, stammt aus jenem in dieser Region vom Aussterben bedrohten 19. Jahrhundert. Es handelt sich hierbei um die spanische Nationalbibliothek, in deren heiligen Hallen die Wissbegierigen jedoch nur mit spezieller Forschungsakkreditierung Eingang erreichen.

Die Institution, die inzwischen einen Bestand von 17 Millionen Werken erreicht hat, geht bereits auf das frühe 18. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1712 gründete der erste Bourbone auf dem spanischen Thron, Philipp V., seine königliche Bibliothek. Bereits damals waren die Druckereien dazu verpflichtet, ein Exemplar jeder Buchedition in dieser königlichen Bibliothek zu hinterlegen – eine Verpflichtung, die sich bis heute erhalten hat und die somit bei der Bildung eines Art bibliographischen Gedächtnisses der spanischen Nation hilft.

Der hiesige Sitz der spanischen Nationalbibliothek entstand ab 1865, ebenso wie der Palast des Marqués de Salamanca auf dem Gelände des Convento de Recoletos. Die Pläne beinhalteten dabei nicht nur die Unterbringung der bereits damals beeindruckenden Buchbestände, sondern auch die des Bauministeriums. Nicht zuletzt aus diesem Grund entschied sich der Architekt Francisco Jareño für die Konstruktion eines enormen quadratischen Baus mit griechisch inspiriertem Portikus. Nachträglich wurden hier die heutigen Bögen eingefügt. Die Bauarbeiten gingen aufgrund der chronischen Finanzkrise des spanischen Staates nur sehr schleppend voran und wurden aus diesem Grund erst im Jahr 1892 beendet.

Eine kleine Anekdote beweist, dass zwischen Büchern auch regelrechte Verbrechen blühen: 2007 musste die Chefin der Nationalbibliothek wegen eines Skandals um gestohlene Bücher zurücktreten. Bei dem Diebesgut handelte es sich um mehrere Exemplare einer Weltkarte, die ein Begleiter der ersten Kolumbus-Expedition angefertigt hatte. Wie bei derartigen Skandalen üblich, wurden aber auch zahlreiche persönliche Rechnungen beglichen, die den desolaten finanziellen und personellen Zustand ans Tageslicht brachten, in dem sich diese Institution befindet.

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