Reiseführer Madrid
Almudena-Kathedrale (Catedral de la Almudena)
Direkt an der Südseite des Palacio Real liegt ein weiteres repräsentatives Bauwerk, das der Westseite Madrids ihren monumentalen Charakter verleiht: die Almudena-Kathedrale (Catedral de la Almudena). Ihre Nordfassade lässt auf den ersten Blick vermuten, dass es sich hier ebenfalls um ein klassizistisches Bauwerk wie den Königspalast handelt. Doch weit gefehlt, denn die spanische Hauptstadt ist erst seit den frühen neunziger Jahren im Besitz dieses kirchlichen Monumentalbaus. Viele Jahrhunderte hindurch war Madrid in kirchenorganisatorischer Hinsicht nämlich nichts als ein Anhängsel der alten Reichshauptstadt Toledo. Hauptstadt, aber nicht mal Sitz eines Erzbischofs. Das war Wasser auf die Mühlen all derer, die Madrid schon immer für eine künstliche, historisch nicht gewachsene Hauptstadt hielten und nach wie vor halten.
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- Catedral de la Almudena (Almudenakathedrale)
calle Bailén 10, Tel.: 91 – 559 28 74, Montag bis Sonntag 10.00 – 14.00 und 17.00 – 21.00, Führung 6 Euro, mit Besuch der Krypta 8 Euro.
Geplant war der Bau einer Kathedrale schon seit langer Zeit, doch dauerte es bis nach 1870, bis endlich genug Geld gesammelt worden war, um das Bauprojekt in die Wege zu leiten. Im neo-romanischen Stil wurde mit der Errichtung einer Krypta an der Südseite begonnen, woran sich allerdings wieder mehrere Jahrzehnte des Stillstands anschlossen. Wieder war kein Geld da, und so wurde erst nach dem Bürgerkrieg weiter gebaut. Für die Faschisten sollte die Kathedrale zusammen mit dem angrenzenden Palacio Real ein Teilstück der neuen, monumentalen Westfassade Madrids werden, welche man über etliche weitere, gigantische Denkmäler mit dem etwas weiter nordwestlich gelegenen Escorial verbinden wollte.
Doch auch unter Franco waren Wunsch und Wirklichkeit zwei verschiedene Dinge. Der Bau der Almudena-Kathedrale machte zwar Fortschritte, doch die Konstruktion der Kuppel hatte man immer noch nicht beendet. Dies blieb dann einer späteren, demokratischen Stadtregierung vorbehalten. 1993 wurde das Bauwerk dann schließlich eingeweiht - und geriet prompt wegen der knallbunten Deckenfresken, extra anlässlich der Prinzenhochzeit 2004 erstellt, in die Kritik.
Die in Richtung Palacio Real weisende Hauptfassade wird durch vier Heiligenskulpturen gekrönt, unter anderem die des San Isidro Labrador und der Santa María de la Cabeza, zwei der wichtigsten Heiligen der Hauptstadt. Der rechte der beiden Kirchtürme ist als „Turm der Galizier“ bekannt, weil all seine Glocken von galizischen Gläubigen gestiftet wurden. Jede der vier Glocken ist dabei einer anderen Marienfigur gewidmet. Die von weitem hin sichtbare Barockkuppel wird durch die Figuren der zwölf Apostel flankiert, allesamt Werke des spanischen Bildhauers Luis Sanguino. Derselbe Künstler schuf zur Einweihung der Kirche im Jahre 1993 auch die drei Bronzeportale, die an der Ostseite (zur calle Bailén hin) zu sehen sind. Hierbei stellt das mittlere Tor den legendären Fund der Almudenafigur im 11. Jahrhundert dar, auf der linken Seite ist reliefartig die Einweihung der Kirche durch Papst Johannes Paul II. zu sehen, während das rechte Bronzetor die jedes Jahr am 9. November stattfindende Almudena-Prozession aufgreift.
Im Inneren des Bauwerks findet man direkt gegenüber des eben beschriebenen Portals eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Kathedrale, den Altar der Almudena-Jungfrau mit einem Altarbild eines der wichtigsten spanischen Maler der Frührenaissance, Juan de Borgoña. Die Hauptkapelle ist dem oben erwähnten Heiligen San Isidro Labrador und seiner Frau Santa María de la Cabeza gewidmet, deren Reliquienschrein aus dem 13. Jahrhundert nach langen Irrwegen nun wohl definitiv in der Kathedrale seinen Platz gefunden hat. .
Die Almudena-Legende
Den Namen „Almudena“-Kathedrale trägt das Bauwerk, wie oben bereits kurz angerissen, wegen einer Jungfrau, deren Skulptur wir an der Südseite, neben dem Eingang zur Krypta, in einer Mauernische sehen: die Virgen de la Almudena. Die Jungfrauenskulptur soll im 8. Jahrhundert an dieser Stelle vor den angreifenden Muslimen versteckt worden sein, die innerhalb kürzester Zeit große Teile der iberischen Halbinsel unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Einige Jahrhunderte später, im Jahr 1085, fiel dann laut Legende eben jenes Stück der Stadtmauer bei der christlichen „Wiedereroberung“ Madrids in sich zusammen. Es erschien, von zwei brennenden Kerzen erleuchtet, die Figur der Almudena. Kein Wunder also, dass die Jungfrau zur Stadtpatronin Madrids aufstieg und gleichzeitig auch zur Namensgeberin der hiesigen Kathedrale.