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Reiseführer Madrid

Das Highlight: der Palacio de Comunicaciones

Madrid, Palacio de Comunicaciones

Der Palacio de Comunicaciones war ursprünglich nichts anderes als das Hauptpostamt und gibt mit seiner monumentalen und doch verschnörkelten Zuckerbäckerfassade dem gesamten Platz sein Gesicht. Für die Konstruktion dieses Bauwerks musste ein Teil des Retiro-Parks weichen, dessen Ausläufer sich im späten 18. Jahrhundert noch an dieser Stelle befanden. Erst danach konnten die Architekten Antonio Palacios und Otamendi dieses kolossale Bauwerk aus Kalkstein hier hin platzieren. Die pompöse Gestaltung der Fassaden sowie der kathedralenartige Zuschnitt einiger Gebäudeteile lässt beileibe nicht auf seine tatsächliche Funktion schließen und brachte dem Bauwerk sehr schnell den Spitznamen „Nuestra Señora de las Comunicaciones“ ein.

Der 1917 fertig gestellte Bau ist zum Teil auch das Resultat der ganz persönlichen stilistischen Vorlieben seines Erbauers Antonio Palacios. Dieser ließ sich bei diesem Gebäude ganz von spanischen Regionalstilen beeinflussen und in diesen Zusammenhang vor allem von der spanischen Spätgotik. Dieser in Madrid kaum anzutreffende Architekturstil war in Spanien bis weit ins 16. Jahrhundert hinein präsent, als in vielen Teilen Europas schon längst die Renaissance ihren Siegeszug gefeiert hatte. Die die Gotik wieder aufgreifende Neogotik mit ihren vielen Varianten war ein typischer Baustil der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und stand im Zusammenhang mit der Geistesbewegung der Romantik, die in vielen Ländern Europas die eigene Geschichte und vor allem das Mittelalter wieder entdeckte. Dies bedeutete gleichzeitig eine Abkehr von der Idealisierung der Antike, die vielerorts in den Jahrhunderten zuvor betrieben worden war und die im Klassizismus des 18. Jahrhunderts ihre Entsprechung gefunden hatte. 

Der 1874 in Galizien geborene und 1945 in Madrid verstorbene Architekt Palacios war einer der Wegbereiter der architektonischen Modernisierung der spanischen Hauptstadt. Er war zeit seines Lebens sehr stark durch die zeitgenössische französische (Gustave Eiffel) und deutsche Architektur (Otto Wagner) beeinflusst. In Madrid gestaltete er nicht nur den Kommunikationspalast, sondern auch das Gebäude des Kunstvereins, den Atocha-Bahnhof, das Cervantes-Institut sowie etliche Metrostationen.

Heute wird dieses Bauwerk nur noch zum Teil als Hauptpostamt genutzt. Ein anderer Trakt des Palastes wird gerade zum Amtssitz des Madrider Bürgermeisters umgebaut. Was für ein Kontrast zum fast schon idyllischen Rathaus auf der Plaza de la Villa, unweit der Plaza Mayor!

 

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