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Reiseführer Madrid

La Latina

„La Latina“, diesen eigenartigen Namen trägt dieses Stadtviertel wegen einer Frau der Renaissancezeit: Beatriz Galindo. Diese Dame war vermögende Madrider Witwe, enge Vertraute der Königin Isabel der Katholischen und in allen humanistischen Disziplinen bewandert. Aufgrund dieser umfassenden Bildung und ihrer perfekten Lateinkenntnisse erhielt sie schließlich ihren Beinamen La Latina. Dieser ist noch heute als Name der Metrostation sowie der gesamten Gegend verewigt, denn Beatriz Galindo war um 1500 so etwas wie die inoffizielle Gründerin dieses Stadtviertels.

Praktische Tipps zu: La Latina
gibt's hier...
  • Das Stadtviertel und seine Volksfeste: Fiesta de la Paloma

Wie es sich für ein alt eingesessenes Stadtviertel gehört, so wird auch in La Latina eines der traditionsreichsten Volksfeste der ganzen Stadt gefeiert. Die Fiesta de la Paloma ist der gleichnamigen Jungfrau gewidmet, die etwas weiter im Süden des Viertels in der gleichnamigen Kirche Iglesia de la Paloma aufbewahrt und am 15. August jeden Jahres in feierlicher Prozession durch die engen Straßen getragen wird. Die Gassen sind an diesen Tagen geschmückt, die Bars haben bis in den frühen Morgen geöffnet, und es werden Madrider Spezialitäten verzehrt. Dazu wird immer wieder einer der traditionellen Madrider Tänze, der Chotis, getanzt – zumeist von älteren Herrschaften und in der typischen Madrider Tracht des 18. Jahrhunderts. Da viele Madrilenen um diese heiße Jahreszeit in Urlaub sind, hat das Fest einen fast privaten Charakter. Eine Art  Nachbarschaftsparty und damit ein absoluter Insidertipp für alle, die eine interessante Alternative zu den überfüllten Stränden suchen.

  • Restaurante Casa Domingo Nieva

calle de Toledo 70, Tel.:  durchgehend geöffnet, 25 – 35 Euro pro Person, Tel.:  913 651 181
An der Metrostation Latina führt die traditionsreiche calle Toledo vorbei. Sie müssen diese Straße nur 5 Minuten bergab laufen, und schon stoßen Sie rechter Hand auf ein unscheinbares Restaurant, dessen Eingang wie eine der typischen madrilenischen Bars aussieht: Holztische, Kachelboden, lauter Lärmpegel, Spielautomaten. Lassen Sie sich von diesem Panorama nicht täuschen, sondern von einem der Kellner in das Restaurant im ersten Stock führen. Für Ihren Mut werden Sie mit einem der besten Cocidos der spanischen Hauptstadt belohnt, und das zu absolut akzeptablen Preisen.
 

  • Teatro La Latina

Plaza de la Cebada 2, Tel.: 91 365 28 35.

Eines der traditionsreichsten Theater der Stadt. Schauplatz von Triumphen urspanischer Stars der Copla und des Flamenco. Zugleich aber auch eine der gefragtesten Bühnen des Unterhaltungstheaters. Wer des Spanischen halbwegs mächtig ist und eine Eintrittskarte ergattert, wird hier einen guten Einblick in die spanische Volksseele bekommen.

 

Madrid, La LatinaBeatriz Galindo war nämlich nicht nur reich und gebildet. Sie nutzte beide Talente auch aus, um aktiv in das Zeitgeschehen einzugreifen, und zwar durch die Errichtung gemeinnütziger Bauten. An der Stelle des heutigen Teatro de la Latina ließ die reiche Witwe ein Krankenhaus konstruieren, auf dem nebenan gelegenen Grundstück stiftete sie einen Konvent für den Franziskanerinnenorden.
Das Hospital mit angeschlossenem Konvent war der Ausgangspunkt für die Entstehung des späteren Stadtviertels, das nach der Ernennung Madrids zur spanischen Hauptstadt in südliche Richtung zu wachsen begann. Neben dem Hospital wurde in dieser Gegend im  frühen 16. Jahrhundert auch der städtische Schlachthof erbaut, in dessen Umgebung sich wiederum Gewerbe ansiedelten, die tierische Abfallprodukte verarbeiteten - damals wie heute eine übel riechende Angelegenheit.

Es stank, Blut floss die Straßen hinunter, Kranke und Sieche waren in nächster Nähe untergebracht – nicht gerade eine Einladung für die noblen Herrschaften der Hauptstadt. Noch mehr in Verruf geriet La Latina, als der Stadtrat 1565 die Umwandlung einiger Grundstücke in eine Mülldeponie verfügte. Waren die Wohnverhältnisse in dieser Gegend im 16. und 17. Jahrhundert schon schlimm genug, so verschlechterten sie sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der beginnenden Industrialisierung noch mehr. Latina und das benachbarte Lavapiés wurden von einer großen Masse neu ankommender Industriearbeiter überschwemmt. Obwohl die Häuser inzwischen zwar größtenteils fünf Stockwerke hatten, konnten sie so viele Neubewohner nicht fassen. So entwickelten sich die casas de dormir zum neuen, makabren Miethit in Madrid, und vor allem in ohnehin schon übervölkerten Stadtteilen wie Latina. Diese Behausungen dienten den Armen dazu, die Nacht gegen eine geringe Miete zu verbringen. Doch die geschäftstüchtigen Vermieter schreckten nicht einmal davor zurück, bis zu sechzig Personen pro Nacht und Zimmer einen Schlafplatz anzubieten. Kein Wunder also, dass in einem französischen Reiseführer des späten 19. Jahrhunderts vermerkt wurde, die Vorstädte Madrids erweckten den Eindruck, als befinde man sich bereits in Nordafrika.

 

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