Zakynthos

 

Zakynthos, Ionische Insel, Griechenland - Caretta caretta tauch zum Luftholen auf

Eine Unechte Karettschildkröte taucht aus dem flachen Wasser zum Luftholen auf

Zakynthos ist der Hauptnistplatz der großen vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten im Mittelmeer. Die Unechte Karettschildkröte wird bis zu 120 Zentimeter lang und wiegt dann bis zu 110 Kilo. Zwar erscheinen die Tiere schwimmend im Wasser recht wendig, aber gegen zudringliche Schiffsschrauben haben sie keine Chance. Und genau das ist das Problem.

Die Szene: Die ausladende Bucht von Laganas ist touristischer Schwerpunkt der Insel, ein Beschäftigter der Tourismusbranche vor Ort brachte es mit dem Begriff „Ballermann von Zakynthos“ wohl am ehesten auf den Punkt. Shops, Tavernen und Supermärkte scheinen sich endlos bis an den schmalen Strand aneinanderzureihen, bunte Lichter blinken und den ganzen Tag dudelt Musik aus unzähligen Lautsprechern. Vom Strand ist nicht wirklich viel zu sehen, denn hier stehen die Liegen so eng, dass sich einem bei einem unfreiwilligen Schaulaufen entlang der Wasserkante das Bild von eng gepackten Ölsardinen in einer Dose unwillkürlich aufdrängt. Nun ja, jede/r wie er/sie’s mag und Schönheit liegt im Auge des Betrachtenden.

Zakynthos, Ionisches Meer, Griechenland - Hafen bei Agios Sostis

Die Idylle trügt: am Hafen bei Agios Sostis starten die Ausflugsschiffe und -boote in die Bucht von Laganas, Reisebusse bringen die Gäste bis zur Mole

Die Konzentration des Massentourismus an diesem Ort ist sicher kein Zufall, denn die Bademöglichkeiten sind fantastisch. Der Meeresboden fällt flach ab und ist überwiegend sandig, das Wasser ist klar und ohne gefährliche Strömungen. Aber wie immer im wahren Leben, heißt es: des einen Freud ist des anderen Leid. Denn die Schildkröten schwimmen nicht nur weiter draußen im tieferen Wasser, sondern auch im flachen Wasser in Strandnähe bei 5-6 Metern Wassertiefe. Dichter kommt man mit Taucherbrille und Schnorchel an die beeindruckenden Tiere, die wie Relikte aus der Saurierzeit wirken, wohl nirgendwo auf solch einfache Weise heran.

Zakynthos, Ionische Inseln, Griechenland - Infomaterial über Meeresschildkröten

Infomaterial des 1983 gegründeten gemeinnützigen Vereins Archelon, der sich den Schutz der Meeresschildkröten in Griechenland auf die Fahnen geschrieben hat. Freiwillige und ehrenamtliche Helfer*innen tragen die Arbeit des Vereins, der sich auch aus dem Verkauf kleiner Souvenirs bei Infoveranstaltungen finanziert

1999 wurde das Gebiet zum Meeresnationalpark erklärt, was die ohnehin geschützten Tiere noch einmal unter Schutz stellen sollte. Das schließt Tourismus jedoch nicht aus. Also versucht man es mit einem Spagat. Während man einerseits die Strandabschnitte überwacht bzw. ganz sperrt, in denen die Tiere ab Juni nachts bei mehreren Besuchen ihre insgesamt bis zu 1000 Eier vergraben, sind die gepanzerten Tiere tagsüber eine touristische Attraktion, die mit Wasserfahrzeugen fast gnadenlos verfolgt wird. Dass Menschen sich schwimmend, mit ihren Motorbooten, Tretbooten oder größeren Ausflugsschiffen ebenfalls gegenseitig in die Quere kommen, bleibt dabei nicht aus.

Zakynthos, Ionische Inseln, Griechenland - Turtle Beach

Schluss mit lustig am Turtle Beach: auf einem Streifen von 5 m Breite ab Wasserkante darf man tagsüber noch liegen und laufen, dahinter wird der Sand weicher, ideal für die Schildkröten ihre Eier abzulegen.

Und wenn es im Sommer Abend wird in Laganas, geht die Party ab, während der Nachbarstrand um 19 Uhr für die Schildkröten gesperrt wird. Die zahlreichen Helfer*innen und Engagierten vor Ort können jedes Jahr nur hoffen, dass möglichst viele Tiere den widrigen Umständen trotzen und ihre Gelege im warmen weichen Sand verbuddeln, denn wenn die Weibchen sich allzu sehr gestört fühlen, werden die Eier nach mehreren Fehlversuchen abgestoßen. Man muss kein Rechengenie sein, um bei einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 1-2 Tieren pro Gelege und einer Zeit von 20 Jahren bis zur Geschlechtsreife die Chancen für die Unechte Karettschildkröte als Art hochzurechnen. Zumal sie nur an den Ort zurückkommen, an dem sie geschlüpft sind und das auch nur, wenn sie den Weg vom Gelege ins zunächst rettende Wasser selbst zurückgelegt haben.

Zakynthos, Ionische Inseln, Griechenland - Blick über den Porto Koukla Beach nahe Agios Sostis auf Marathonissi

Blick über den Porto Koukla Beach auf Marathonissi

Von Agios Sostis und dem benachbarten Küstenstreifen bis Keri kann man zu der kleinen unbewohnten Insel Marathonissi hinüberschauen. Ob die Form des Islands nun der einer Schildkröte ähnelt oder nicht, bleibt beim Anblick der eigenen Phantasie überlassen, aber dass der einladende Strand ebenfalls ein bevorzugter Ablageplatz für den Schildkrötennachwuchs ist, macht die Situation nicht einfacher. Täglich fallen in der Saison auf der Insel Tourist*innen ein, heißt es am breiten feinsandigen Strand ‘sehen und gesehen werden’. Auch hier sind die Bademöglichkeiten traumhaft und für das leibliche Wohl sorgen schwimmende Kioske mit allem was eher nicht zu einer gesunden Ernährung gehört, begleitet von einer ständigen Musikberieselung etwa durch Reggae.

Zakynthos, Ionische Inseln, Griechenland - Traumhafter Strand auf Marathonissi

Am Strand von Marathonissi

Sich als Außenstehende oder Außenstehender der Empörung hinzugeben und den moralischen Zeigefinger in Richtung der Griech*innen zu schwingen, dass das doch alles keineswegs so ginge, wäre völlig verfehlt. Die gut 40.000 Zakynther leben hauptsächlich vom Tourismus und ihnen ist klar, welches Pfund sie mit Caretta caretta in der Hand haben. Turtle-Watching wird zwar auf der Insel in solch inflationärer Häufigkeit angeboten, dass einem die Allgegenwärtigkeit der Schildkrötenbilder bis in die Träume heißer Nächte dringt und bis man gewahr wird, dass es doch nur der eigene Schweiß ist, in dem man gerade schwimmt und nicht das feine Wasser des Ionischen Meeres und auch das Bett tatsächlich schildkrötenfrei ist. Fast jede Touristin oder jeder Tourist möchte wenigstens einmal den Tieren möglichst nahe kommen und ja, zugegeben, es ist ein schönes Erlebnis. Aber dieses Interesse macht viele Inselbesucher*innen auch offen für die Informationen derer, die sich mit viel Engagement und oft ehrenamtlich für den Schutz der Tiere einsetzen, wie eben die Menschen bei Archelon.

Zakynthos, Ionische Inseln, Griechenland - Blühender Oleander

Blühender Oleander

Überhaupt ist es die Natur, die die grüne Insel reizvoll macht, die meisten Orte bleiben eher gesichtslos. Anders als zum Beispiel die Inselhauptstadt von Korfu, wirkt Zakynthos-Stadt oder Zante-Town vergleichsweise wenig einladend. Das hängt vielleicht auch mit dem verheerenden Erdbeben am 12. August 1953 zusammen, dem bereits leichtere Beben in den Tagen zuvor vorangegangen waren. Neben der Nachbarinsel Kefalonia wurde Zakynthos so stark durchgeschüttelt, dass nahezu kein Gebäude unbeschädigt blieb. Den Zerstörungen fielen auch die architektonischen Kulturgüter etwa aus der 400 Jahre währenden Zeit der venezianischen Herrschaft zum Opfer. Was die tektonischen Reibereien der Eurasischen Platte und der Afrikanischen Platte, die bei Kefalonia aufeinandertreffen, stehen gelassen hatten, wurde vielerorts ein Opfer der Flammen, denn das Beben kam zur Mittagszeit, als viele Herde und Öfen in den Wohnhäusern befeuert wurden. Manches wurde originalgetreu wiederaufgebaut, anderes durch moderne Bauten ersetzt.

Zakynthos, Ionische Inseln, Griechenland - Kirche in Lithakia

Kleine Kirche in dem Ort Lithakia

Die Insel wird auch in Zukunft mit Beben rechnen müssen, auch Brände brechen immer wieder aus und lassen unter anderem schwarz verkohlte Baumgerippe zurück. Hauptsache, es trifft nicht die oft mehrere Jahrhunderte alten Olivenbäume der Insel, denn die sind ein erheblicher Wirtschaftsfaktor auf Zakynthos. 2 Millionen Bäume seien es, die auf der Insel gehegt und gepflegt würden, erzählt eine zugezogene Insulanerin, wirft allerdings ein, dass die Zahl Gesamtergebnis einer jeweils eigenen Zählung der Plantagenbesitzer*innen und nicht verifiziert sei. Zudem seien Zweifel durchaus berechtigt, denn für die Anzahl der Bäume müsste die Insel größer sein, als sie tatsächlich ist, fügt sie nach einer kurzen Pause zur allgemeinen Erheiterung der Zuhörerinnen und Zuhörer hinzu. Egal, der eine oder andere Baum mehr oder weniger, wen juck’s, mag so manche Inselbewohner*in denken.

 

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