Text und Fotos: Susanne Radke
Der Lokalaugenschein bestätigt rasch, dass es sich bei der Region Pilion in Griechenland durchaus noch um einen „Geheimtipp“ handelt. Massentourismus hat hier bislang noch nicht Fuß fassen können und wenn man den einheimischen Würdenträgern glauben darf, so sollte sich das auch künftig nicht ändern.
Schon der Anflug mit Blick auf den Olymp ist ein Erlebnis
Ihr Wort in den Ohren der griechischen Götter, die hier offenbar ihren Sommerwohnsitz aufschlugen. Kein Wunder, denn die langgestreckte Halbinsel (die in ihrer Form an Italien erinnert) befand sich in komfortabler Nähe des Olymp und hat selbst auch recht imposante Berge zu bieten. Der Gipfel Pourianos Starros ist mit 1.624 m der höchste Berg des Pilion, die gesamte Gebirgskette beginnt im Norden und fällt dann nach Richtung Süden hin immer weiter ab. Hier war auch die Heimat der wilden Zentauren, die griechischen Freiheitskämpfe nahmen auf der Halbinsel ihren Ausgang und viele griechische Autoren – von Homer bis Euripides – fühlten sich vom dichtbewaldeten Piliongebirge inspiriert. Die Ostflanke des Gebirges, die auf die Ägäis hinabblickt, fällt steil zu einer felsigen, rauen, aber malerischen Küste hin ab. Viel sanfter (und auch etwas wärmer) präsentiert sich die Westküste, wo der Pilion in zahllosen Buchten und Stränden den Pagasitischen Golf umschmeichelt, auch heute noch die Heimat vieler Fischer und Seeleute.
Der malerische Ort Tzasteni auf der Straße nach Trikeri
Nach der Landung in Thessaloniki geht es in Richtung Katerini und Larissa. Seit dem Sommer 2008 kann übrigens auch Volos, die einzig größere Stadt und damit Hauptstadt des Pilion mit der Air Berlin zweimal wöchentlich direkt von Nürnberg und Wien aus angeflogen werden. Ansonsten führt die knapp 300 km lange Route in dreieinhalb - gemütlichen – Stunden zunächst durch Thessaloniki, dass
sich verkehrsreich, geschäftig und – zumindest auf den ersten Blick - wenig attraktiv präsentiert. Schon bald nähert man sich aber den Bergen und richtig interessant wird es im Tempeltal. Hier lockt ein Zwischenstopp, wenn man Augenbeschwerden hat und in der Kapelle dem zuständigen Heiligen eine Kerze anzünden, oder einfach die wildromantische Schlucht mit wunderschönen alten Baumriesen und einer beeindruckenden Vogelwelt genießen will.
Volos schickt die Argonauten aus
Entstehender Nachbau der "Argos"
Wenn man in Volos ankommt, hat man es schon fast geschafft. Die Stadt, 1955 bei einem Erdbeben zum Großteil zerstört, wurde modern, nicht unbedingt charmant, aber funktional wieder aufgebaut. Man findet aber auch noch einige historische Bauten. Eine von der Regierung unterstützte Gruppe von “Experimental-Archäologen” baute im Hafen von Volos das Schiff “Argos” nach, mit dem die Argonauten damals - offenbar genau von hier aus - in See gestochen sein sollen. Es bedurfte jahrelanger intensiver Recherchen in alten Schriften, Aufzeichnungen und Überlieferungen, damit man sich ein Bild davon machen konnte, wie dieses Schiff höchstwahrscheinlich ausgesehen haben könnte. Das komplizierte Puzzlespiel sollte möglichst hohe historische Genauigkeit garantieren. Das 30 Meter lange und 10 Tonnen schwere Holz - Schiff wurde komplett aus den ursprünglichen Materialien hergestellt und es war nicht einfach, die Technik herauszufinden, nach welcher die damaligen Schiffsbauer gearbeitet haben. Heute kennt niemand mehr diese Art des Schiffsbaus und man benötigte mehrere Versuche (Modelle, Computeranimation und Probeläufe), um eine wirklich seetaugliche Form zu finden. Das Schiff mit 50 freiwilligen Ruderern brach im Juni 2008 von Volos ins Schwarze Meer auf, gemäß der sagenumwobenen Route. Ob man am Ziel das Goldenen Vlies findet, dürfte allerdings bezweifelt werden. Man bewegt sich vor allem – historisch korrekt – mit Ruderern fort und erreicht damit eine Geschwindigkeit von 5 Knoten.
Stärken kann man sich an der Hafenpromenade. Obwohl eine eher durchschnittlich Uferpromenade, lohnt sich der Besuch in einer der zahlreichen kleinen Hafenrestaurants unbedingt. Als lokale Spezialität wird hier nämlich der Traubenschnaps Tsipoura serviert und mit jeder kleinen Flasche eine Teller mit unterschiedlichsten meeresfrischen Spezialitäten, die einen zum Alkoholiker machen könnten, so köstlich – und riesig – ist die Auswahl.
Mitten drin in Argalasti
Olivenbäume und Platanen sind die häufigsten Bäume
Nachdem wir Volos hinter uns gelassen haben, tauchen wir erst richtig ein in den “echten” Pilion. Das heißt: viel unberührte Natur, viel grüne Wiesen, alte Olivenhaine, blühende Obstplantagen, Wälder und Bäche und Dörfer, wie aus dem Bilderbuch. Schon alleine die Anreise nach Argalasti, dem Zentrum der gesamten Region, belebt die Sinne, die von den Busstrapazen schon etwas betäubt sind. Aber so müde wir auch waren, die Landschaft, die hinter jeder Kurve mit immer neuen, überwältigenden Aussichten überrascht, zog uns schon nach kürzester Rast wieder ins Freie auf Erkundungstour. "Malerisch!" - war das einzige Wort, das uns immer wieder einfiel, denn tatsächlich entsprechen die alten Gebäude und steingepflasterten Wege sowie das gesamte gepflegte Erscheinungsbild genau diesem viel strapazierten Klischee. Man merkt deutlich, dass in Magnesia die strengsten Bauvorschriften von ganz Griechenland herrschen und dass die Einwohner viel Wert auf Tradition legen.
Argalasti, ein altes Handelszentrum, verfügt mit der Turmuhr der Heiligen Apostelkirche aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts über ein dominantes Wahrzeichen. Neben einigen Geschäften findet man hier eines der schönsten, im historischen Stil errichteten Hotels der Region. Von hier genießt man einen atemberaubenden Blick sowohl auf den pagasitischen Golf wie auch auf die Ägäis, wenn man sich nur die Mühe macht, einige Schritte außerhalb des Dorfes die innerhalb kürzester Zeit erreichbaren Aussichtspunkte zu erklimmen.
Überall am Pilion zauberhafte Aussichten auf zwei Meere
Entsprechend kurz sind auch die Wege zu den Stränden der beiden Meere, nach wenigen Fahrminuten auf schmalen Bergstraßen (10 - 15 km) erreicht man den zauberhaften Sandstrand Potistika, der gegenüber der nördlichen Sporaden liegt und durch seine markanten Felsen beeindruckt. Einen lang gestreckten Sandstrand, der selbst Karibik-Fans begeistern dürfte, findet man in Kalamos, aber auch in Melani, Paltsi, Platanias oder Mourtias. Alle Orte sind selbst im Hochsommer trotz ihrer individuellen Schönheit kein Anziehungspunkt für Touristenhorden und man findet immer "sein" privates Fleckchen.
Einer von unzähligen malerischen Felsstränden ist Potistika
Paradies für Wanderer und Biker
Wir entschlossen uns allerdings, ein wenig Sportsgeist zu demonstrieren und uns zu Fuß auf den Weg zu machen. Die jahrhundertealten, steingepflasterten Eselspfade, die den gesamten Pilion wie ein Netz durchziehen, verlocken wirklich, auf historischen Spuren zu wandeln und erlauben die unmittelbare Begegnung mit der Natur. Sie sollen in den kommenden Jahren mit EU-Geldern ausgebaut werden, um den hier erwünschten - sanften - Tourismus, also für Wanderer, Biker oder Pferdeliebhaber, zu fördern.
Die alten steingepflasteten Pfade bilden ein Netz für Wanderer
Wir spazierten gemächlich durch blühende Wiesen und riesige Platanen und erhaschten dazwischen immer wieder verführerische Blicke auf das tiefblaue Meer. Die Aussicht ist immer wieder anders und abwechslungsreich wie selten an einer Meeresküste. Begleitet von Schmetterlingen, riesigen Heuschrecken, Eidechsen und vielen Vögeln durchquerten wir Olivenhaine und kleine Schluchten, die ein besonderes Merkmal des wasserreichen Pilion sind. Das letzte Stück führte zwar die Straße entlang, doch begegneten wir nicht einmal zehn Autos - von denen uns zwei gleich mitnehmen wollten, an den Strand von Lefokastro. Auch dieser sanft abfallende Feinkieselstrand mit gelegentlichen Felsbrocken erfüllt jedes Klischee und gehörte uns (im April) alleine. Das beinahe durchsichtige Wasser war so unwiderstehlich, dass wir uns trotz eher frischer Temperaturen (um die 18 Grad) mit zusammengebissenen Zähnen hineinwagten. Gegen Abend fangfrischen Fisch - den wir selbst aussuchen konnten - in der Taverne direkt am Ufer, die offenbar zu jeder Jahreszeit geöffnet ist. Und die neben einigen singenden einheimischen Männern und einfachen, aber köstlichen Gerichten auch einen freundlichen Wirt besaß, der uns sofort nach Hause führte, als wir nach einem Taxi fragten.
Das schönste Ende Griechenlands
Wirklich schwierig war es, aus der Fülle von Orten und Eindrücken irgendwelche Favoriten herauszufinden. Ob nun die vielen kleinen Bergdörfer (Magrinita, Afetes, Lafkos, Neochoris,etc.), die sich an den Gipfeln festkrallen und so urtümlich gewachsen wirken, dass man sich kaum vorstellen kann, dass sie einmal nicht da standen. Oder die Steinhäuser mit schmalen Fensterluken und Ornamenten an den Außenwänden, aus Stein gehauene Treppen und gekantete Dächer aus grünlichgrauem Schiefer, gemütliche Dorfplätze, die immer noch echte Treffpunkte für Einheimische und Besucher sind, verschlungene enge Pflastergässchen, steinerne Brunnen und dazwischen byzantinische Kirchen mit wunderbaren Wandmalereien und reich geschnitzten Altären, für deren Errichtung die Frauen der Dörfer einst ihren Goldschmuck spendeten. Auf vielen Bergen findet man auch wunderschöne Klöster (aus dem 10. bis 18. Jh.) und die meisten sind für Besucher offen. In einigen kann man auch kostengünstige „Zellen“ mieten und die friedliche Atmosphäre, die imposante Umgebung und dazu meist noch eine einzigartige Aussicht genießen. Ein Wort noch zu den typischen „Pilion-Häusern“, mehrstöckige, steinerne „Trutzbauten“, die ein wenig an Burgtürme erinnern und auch deren wehrhaften Charakter ausstrahlen. Kein Wunder, war man doch an dieser küstenreichen Gegend immer wieder Angriffen von Piraten ausgesetzt. Heute lebt man zwar friedlicher, aber die historischen Bauwerke finden sich noch vielerorts und sollen nun auch zunehmend renoviert werden - der Stil wurde ohnehin auch in die heutige Architektur der Halbinsel übernommen.
Die ursprünglichen Pilion-Häuser findet man an vielen Orten
Einige besonders imposante Vertreter der Pilionhäuser findet man in Trikeri – ein Fischerort, aus dem viele berühmte Kapitäne stammen -, dem es unter all den Dörfern gelungen war, unsere ganze Gruppe noch einmal besonders zu bezaubern. Es liegt auf einem Berg am südlichen Ende des Pilion und zusammen mit der Insel Paleo Trikeri, dem Fährhafen Alogoporos und dem Fischerdorf Agia Kiriaki zählt dieser Fleck zu den vielleicht schönsten überhaupt in Griechenland. Erst 1995 wurde hierher eine befestigte Straße gebaut (entlang der sich eine verführerische Bucht an die andere reiht) und vielleicht fühlt man sich deshalb in ein anderes Jahrhundert zurückversetzt, egal ob in den steingepflasterten Gässchen der Hauptortes oder im malerischen Kloster Evagelistria, das den höchsten Punkt der Insel dominiert. Der freundliche Abt heißt hier jeden willkommen – auch erholungssuchende Urlauber – und in den Tavernen am Ufer weiß man kaum, welche der köstlichen Spezialitäten man zuerst probieren soll. Fischliebhaber sind allerdings etwas im Vorteil…
Agia Kiriaki klebt förmlich am Hang über dem Meer
Am Rückweg kamen wir am etwas mondänen Seebad Milina vorbei, am malerischen Hafen Horto (wo sich die größte, schön angelegte Apartementanlage der Halbinsel befindet) oder an einem weiteren Traumstrand in Afissos, wo uns in unmittelbarer Ufernähe sogar eine Gruppe von Delfinen begrüßte. Fest steht, dass man sich beim Besuch des Pilion unbedingt ein Auto mieten sollte, denn es gibt hier so viel zu entdecken, dass es wirklich schade wäre, nur einen Ort kennenzulernen. Die unzähligen Strände sind ebenso sehenswert wie die Bergdörfer, die Olivenhaine konkurrieren mit den grünen Schluchten und wenn man das Auto einmal stehen lassen möchte, kann man immer noch die – von Mai bis Oktober geöffnete - Dampfeisenbahn zwischen Volos und Milies ausprobieren, die über hohe Steinbrücken und entlang blühender Hänge durch eine märchenhafte Landschaft führt. Vermutlich wird es Ihnen ähnlich ergehen wie mir – eine einzige Reise ist einfach nicht genug!
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