Reiseführer Kaiserslautern
Unterwegs in Kaiserslautern:
Vom Japanischen Garten zur Kaiserpfalz
Über einen Hang unweit des ehemaligen Gefängnisses der Stadt, in dem heute Hotelgäste nächtigen, erstreckt sich der Japanische Garten mit seinem kaskadierenden Wasserfall, einem Teich voller japanischer Prachtkarpfen, einem Teehaus für die traditionelle Teezeremonie sowie unterschiedlichen Bambus- und anderen Gehölzen. Von hier aus erkunden wir das historistische Kaiserslautern ebenso wie die Altstadt.
Einer der wenigen noch erhaltenen Fachwerkbauten
in der Stadt: das Spinnrädl
Villen wird man in der Stadt nur wenige entdecken, so auch oberhalb des Japanischen Gartens. Doch wer glaubt in der Villenstraße noch historische Villenarchitektur dicht an dicht zu sehen, der wird enttäuscht werden. Wenn wir denn historische Architektur ausmachen, so bezieht sich dies auf die Architektur des ausgehenden 19.Jahrhunderts. Zu dieser gehört die ehemalige Industrieschule am Benzinoring 2. Bei diesem Schulbau handelt sich um einen viergeschossigen Sandsteinquaderbau, der als Zweiflügelanlage in Hanglage erbaut wurde. Auf dem Weg zur Pfalzgalerie, wie die Industrieschule ein Kind des Historismus, passieren wir eine geschlossene historistische Bebauung an der Hackstraße und am Benzinoring. Dieses Quartier wurde im Zuge der Stadterweiterung nach 1887 errichtet. Erker und Türmchen, Zwerchhäuser und Aufsätze schaffen ein rhythmisches Bild des Straßenraums in ansteigendem Terrain.
Unterwegs im Quartier Hackstraße/Benzinoring
Aus der Renaissance entnahm der Architekt Carl Spatz Ideen für den palastähnlichen Bau des ehemaligen Pfälzischen Gewerbemuseums, der heutigen Pfalzgalerie, die nicht nur Impressionisten wie Max Slevogt und Max Liebermann, sondern auch die Landschaftsmalerei des 19.Jahrhunderts und amerikanische Gegenwartskunst präsentiert. „Eingestreut“ in den Gemäldereigen sind, das entspricht den historischen Wurzeln des Hauses, auch immer wieder kunsthandwerkliche und kunstgewerbliche Exponate sowie bildhauerische Arbeiten. Der Museumsplatz, eine Grünanlage vor dem Museumsbau, dient als „Ausstellungsfläche“ moderner Skulpturen: Zu sehen ist Erich Hausers aus Edelstahl gefertigte, sich über den Rasen „schlängelnde“ „Raumsäule 7/68“ sowie Christoph Freimanns leuchtend rote, fast elf Meter hohe „Große Wenga“ und Hans Steinbrenners aus Eiche gefertigte „Große Figur“.
Setzen wir unsere Tour über die Martin-Luther-Straße talwärts in Richtung Pfalztheater fort, so hätten wir beinahe einen Teil der städtischen Geschichte der Barbarossastadt übersehen: Bei archäologischen Grabungen im Zuge des Theaterneubaus wurden Spuren der Besiedlungen geborgen, die bis ins 6. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurückreichen. Noch sichtbar sind der Stadtgraben (um 1300) und die Basis des Metzgerturms, gleichfalls ein Zeugnis der mittelalterlichen Stadtgeschichte. Durch spezielle „Pflasterung“ sind jungsteinzeitliche Langhäuser kenntlich gemacht worden.
Vor dem Zugang zum Pfalztheater hat die von Gunther Stilling aus Carrara-Mamor gearbeitete „Kopfbüste“ mit dem Titel „Angelo Caduto“ ihren Platz. Nur wenige Schritte von diesem „Gefallenen Engel“ entfernt ist eine weitere bildhauerische Arbeit von Stilling zu sehen: „Re Africano“. Blicken wir in Richtung Unionstraße, so sehen wir die sogenannte Kleine Kirche. Seinen Name trägt dieser im 18. Jahrhundert entstandene kleine Kirchenbau zurecht. Beim Weitergehen stehen wir vor einer der zahlreichen Skulpturen im öffentlichen Raum, die nicht nur im Kontext des einen oder anderen Bildhauersymposiums entstanden: Es ist ein Werk von Rainer Mährlein, der sich am Bildhauersymposium Wege der Kunst im Jahr 2000 beteiligt hatte.
Zu sehen am ehemaligen Kolbenhof
Mit der Unionstraße haben wir einen Teil der innerstädtischen Fußgängerzone erreicht, zu der auch die Steinstraße zählt, wo sich Cafés, Restaurants und Pubs aneinanderreihen. Laufen wir Richtung Kaiserbrunnen, dann passieren wir die Kolbenstraße, wo im 13.Jahrhundert ein Kloster gegründet wurde, das vier Jahrhunderte später zum adligen Kolbenhof umgestaltet wurde. Zwischen 1665 und 1688 residierte hier Johann Casimir Kolb von Wartenberg, preußischer Minister und Reichsgraf, sowie fast zeitgleich die Erzieherin der Liselotte von der Pfalz, Maria Ursula Kolb von Wartenberg. Wenige Schritte sind es zum Altstadthotel, untergebracht in einem Wohn- und Geschäftshaus aus der Zeit um 1800. Betrachtet man die Wandmalerei an der Stirnseite – Mann mit Weinkrug – so deutet diese daraufhin, dass hier einst eine Weinstube existiert haben muss. Schräg gegenüber steht das Theodor-Zink-Museum. Im Durchgang zum Theodor-Zink-Museum, das sich der bewegten Stadtgeschichte Kaiserslauterns widmet, beugt sich die schreibende Relieffigur des Mundartdichters Paul Münch zu den Vorbeigehenden hinunter. Geschaffen hat dieses Kunstwerk der aus Trippstadt gebürtige Otto Kallenbach. Stehen wir im Innenhof des Museums, so stehen wir eigentlich im Hof des ehemaligen Fuhrmannsgasthauses „Haus zum Rheinkreis“, zu dem auch eine Scheune gehört. In der Remise sehen wir neben zwei Leiterwagen auch einen Leichenwagen. Gegenüber vom Museum befindet sich der Wadgasser Hof, der gleichfalls museal genutzt wird. Ursprünglich hatten Prämonstratenser diesen Hof erbaut. Er diente ihnen als zollfreies Lager für Güter, die nach Wadgassen, dem Hauptsitz des Ordens, transportiert werden sollten. 1655 wohnte die Pfalzgräfin Maria Elenore nach dem Tod ihres Gattens im Wadgasser Hof, der zu einem Sommerschlösschen umgebaut wurde. Schauen wir in eine Seitenstraße hinter dem Theodor-Zink-Museum, so entdecken wir die Reste der Stadtmauer, die einst Kaiserslautern schützte. Am Ende der Steinstraße steht der sogenannte Kaiserbrunnen. Friedrich I. genannt Barbarossa krönt sitzend mit langem Bart sowie Zepter und Fisch in den Händen neben der Figur von Rudolf von Habsburg die Brunnenanlage. Doch es gibt noch mehr in Kaiserslautern zu entdecken, so auch die nahe Villa Zschocke, ein typisches Kind des Historismus. Zudem entdecken wir einen steinernen Wegweiser, auf dem die Reisezeit nach Saarbrücken mit 18 Stunden und die nach Mannheim mit 14 ½ Stunden angegeben ist – lang ist es her.
Der Kaiserbrunnen am Mainzer Tor
Über den Stockhausenplatz, die Epplergasse und die Klosterstraße erreichen wir die St.Martinskirche am St.Martinsplatz. Entstanden ist dieser Sakralbau im Zusammenhang mit einer von Rudolf von Habsburg veranlassten Klostergründung. Auf seine Veranlassung kamen Franziskanermönche in die Stadt, die seit 1276 Stadtrechte und die Reichsfreiheit besaßen. Nach der Klosterauflösung Ende des 18. Jahrhunderts wurde aus der Klosterkirche eine Stadtpfarrkirche, die in ihrer wechselvollen Geschichte auch als Reithalle und Zeughaus diente. Das abgeknickte Langhaus folgt in seiner Anlage dem Straßenverlauf. Auffallend ist, dass dem Sakralbau ein eigener Kirchturm fehlt. Vor der Kirche plätschert der Fontainebrunnen, an dessen Fuß weiße Schwäne zu sehen sind. Zu den wenigen Fachwerkbauten der Stadt gehört das auf das Jahr 1812 zu datierende Haus Elbert. Im gleichfalls am Martinsplatz stehenden Stadthaus mit barockem Portalschmuck und dem Hecht als Hauszeichen residiert heute die Emmerich-Smola-Musikschule, nachdem das Gebäude zwischen 1809 bis 1968 als Rathaus gedient hatte. Den „Eingang“ der Steinstraße schmückt die sogenannte Spoliensäule, die Baufragmente historischer Bauten der Stadt enthält. Den Sockel der Säule bilden nachgebildete Grenzsteine.
Der Fontainebrunnen vor der Kirche St. Martin
Lenken wir unsere Schritte nun in die Spittel- und Fischerstraße, so erreichen wir den Synagogenplatz. Zuvor jedoch kommen wir an dem gründerzeitlichen Bau des Vorschussvereins vorbei, einem ansehnlichen Bankgebäude mit weithin sichtbarer Kuppel. An der Fassade der Sparkasse sieht man eine Bronzeskulptur: Drei Männer kämpfen hier mit einem mächtigen Hecht. Am Synagogenplatz stand bis 1938 eine maurisch-byzantinisch geprägte Synagoge. Dank einer gelungenen Inszenierung kann man sich heute ein Bild von der Architektur und der Größe dieses Sakralbaus machen. Nur wenige Schritte sind es in die Friedrichstraße / Fischerstraße mit ihrer „expressionistischen“ Bebauung – dank sei dem Architekten Hermann Hussong, dem auch der sogenannte Rundbau zu verdanken ist.
Expressionistische Baugestaltung in der Friedrichstraße
Vom Synagogenplatz wenden wir uns zum Stiftsplatz und zur dortigen Stiftskirche, ein schlichter 54 Meter langer, gotischer Sandsteinbau mit seinen drei Türmen. In unmittelbarer Nachbarschaft steht das Spinnrädl, ein „Stück Ursprünglichkeit im Herzen der Pfalz“ -so das Motto. Es ist eines der wenigen noch erhaltenen Fachwerkgebäude der Stadt, in dem heute Pfälzer Küche genossen werden kann.
Über den Schillerplatz erreichen wir die Fruchthallstraße, wo nicht nur die an einen italienischen Palazzo erinnernde Fruchthalle steht, sondern auch ein martialisch anmutendes Kriegerdenkmal, entstanden zum Gedenken an die Gefallenen des 23. Königlich-bayerischen Infanterie-Regiments. Die Fruchthalle wird heute für Kulturveranstaltungen genutzt. Ursprünglich war sie als Markthalle mit offenen Arkaden konzipiert worden.
Der Casimirsaal von 1935
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