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Reiseführer Kaiserslautern

 

Stadtgeschichte für jedermann

Das Theodor-Zink-Museum


Wer das Theodor-Zink-Museum besucht, kann sich auf eine interessante Spurensuche und eine Geschichtsreise durch die Barbarossastadt begeben, darf dabei aber nicht ein Feuerwerk sensationeller Exponate erwarten.

Theodor-Zink-Museum in Kaiserslautern

Blick in den Innenhof des Theodor-Zink-Museums

Mit der Jungsteinzeit beginnt der Museumsrundgang, ehe das Mittelalter mit Funden von Grabungen im Burgbereich vorgestellt wird. 

Die historische Mitte der Barbarossastadt
Der Burgberg ist gleichsam das historische Zentrum Kaiserslauterns, das in Erinnerung an die Errichtung der Kaiserpfalz Friedrich I. den Beinamen Barbarossastadt erhielt. Doch nicht erst Kaiser Barbarossa residierte auf dem Burgberg. Bereits sein Vater Herzog Friedrich II. von Schwaben ließ hier eine frühmittelalterliche Festung erbauen. Ausgrabungen in den 1930er und 1950er Jahren, so kann man dem entsprechenden Saaltext entnehmen, förderten eine Ringmauer aus dem 11. Jahrhundert zutage, abgesehen von einer Felsrampe mit Fahrgleisen. Desweiteren erfahren wir, dass die Pfalz beim ersten Besuch des Kaisers im Jahr 1158 wohl noch nicht fertiggestellt war. 1172 wurde die Pfalz erstmals urkundlich erwähnt. Der Pfälzische Erbfolgekrieg hatte verheerende Folgen für den Bestand der Kaiserpfalz und des Renaissanceschlosses (1570/80) von Pfalzgraf Johann Casimir: Beide wurden in Schutt und Asche gelegt, sodass heute lediglich die Ummantelung der Kapelle und die Grundmauern der Pfalz erhalten sind.

Ein wichtiges frühmittelalterliches Zeugnis im Museum ist ein sandsteinernes Baufragment aus dem 9.Jahrhundert, das vermutlich vom karolingischen Vorgängerbau der Stiftskirche stammt. Begleitend zum Exponat erfährt der interessierte Besucher, dass es zudem einen spätromanischen Kirchenbau gegeben hat, der bei Grabungen Mitte der 1960er Jahre freigelegt wurde. Der Bau der gotischen Stiftskirche kam auf Veranlassung von Friedrich I. zustande und begann Ende des 13.Jahrhunderts. Erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts fügte man die Westtürme an den Sandsteinquaderbau an.

Bodenfliesen und Ringdolche
Bodenfliesen aus dem 13./14. Jahrhundert, im Bereich der Stiftskirche geborgen, sind ebenso zu sehen wie ein Bronzelöffel, den man beim Abriss des Hauses Nusshag in der Steinstraße sichern konnte. Sehenswert sind auch zwei Ringdolche aus dem 15.Jahrhundert, der Zeit des Bauernaufstandes in der Pfalz. Aus dem Beginn des 17.Jahrhunderts datiert der Schlussstein vom Gasthaus „Zum Riesen“. Ob die ausgestellte sandsteinere Kanonenkugel wohl im 30-jährigen Krieg abgefeuert wurde? Wer benutzte das Rapier, das man im Schlossbereich von Kaiserslautern fand? Wir wissen es nicht. Was wir jedoch kennen, ist die Anlage der Stadt und ihrer wichtigen Bauten wie Martins- und Stiftskirche, Altenhof, pfalzgräfliches Schloss und Kaisersplatz – dank dem Modell, das die Stadt um 1625 zeigt.

Theodro-Zink-Museum in Kaiserslautern

Das Stadtmodell aus der Zeit um 1625

Doch nicht nur Funde aus dem Mittelalter sind zu sehen, sondern auch ein Eichenschrank aus dem 18.Jahrhundert - Ausdruck bürgerlicher Wohnkultur in der Stadt. Aus dem gleichen Zeitraum stammt außerdem das ausgestellte Porzellan der Manufaktur Frankenthal, darunter eine Terrine mit Schäferin und Landschaften (1786). Wer sich für Porzellan interessiert, wird im Wadgasser Hof mehr zu Gesicht bekommen.

Der Jäger aus Kurpfalz
Wichtig in der Geschichte der Stadt war die Zeit, als Pfalzgraf Johann Casimir („Der Jäger aus Kurpfalz“) von 1571 bis 1583 regierte. Dieser war gläubiger Calvinist und bot daher den in Frankreich verfolgten Hugenotten Zuflucht in seiner Grafschaft.

Immer wieder waren es Kriege, von denen die Stadt nicht verschont wurde, so auch nicht vom Schwedischen Krieg. Ein Ende bereitet den kriegerischen Auseinandersetzungen der Westfälische Frieden von 1648.

 

Mit „Siebenmeilenstiefeln“ wandern wir weiter durch die Geschichte und erfahren davon, dass Kaiserslautern nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges im Jahr 1763 drei Jahrzehnte lang von Kriegen verschont wurde. Wir lesen außerdem vom Aufblühen von Kunst und Kultur unter der Regentschaft von Carl Theodor.

Wie man in der Zeit des Biedermeiers in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts als gut betuchter Bürger lebte, zeigt eine „Rauminszenierung“ nebst dem Familienporträt des Bürgermeisters Adam Weber, der ein Tabakfabrikant und Kaufmann war.

Schlachtgetümmel, Hambacher Fest und ...
Museumsbesucher können „Augenzeuge“ der Schlacht bei Morlautern werden, die vom 28. bis 30. November 1793 stattfand: „Unser Verlust in diesen Tagen wird, mit Inbegriff der gebliebenen Dachsen, auf siebenhundert Mann angegeben. ...Der Wahlplatz war ... dikke mit Leichen besät ...Alle umliegenden Bauerschaften wurden vom Militär herbei getrieben, und angehalten, die steif gefrorenen Blutgestalten unter die Erde zu bringen, und die Lauter von ersoffenen Franzosen zu reinigen. ...“

Von der Zeit der französischen Besatzung und den Tagen des Bayerischen Rheinkreises wird Wissenswertes vermittelt - Dokumente in Französisch wurden damals zur Regel. Auf das Maifest auf dem Hambacher Schloss – es fand am 27.Mai 1832 statt und markiert den Beginn des Kampfes für eine republikanische Verfassung – wird ebenso eingegangen wie auf die Provisorische Regierung der Pfalz, die 1849 ihren Sitz in der Fruchthalle nahm.

Theodor-Zink-Museum in Kaiserslautern

Kaiserslautern, das war auch Pfaff und Kayser

Vom Eisenhammer zum Stahlwerk
Das Thema „Eisenindustrie der Pfalz“ wird ausführlich abgehandelt. Dabei wird auch auf Familie von Gienanth Bezug genommen, die bereits im 18. Jahrhundert Eisenhämmer und Schmelzen in Trippstadt und Winnweiler gepachtet hatten. Was klein begann mündete unter der Ägide von Carl von Gienanth (1818-1890) in der Gründung eines Stahlwerks, in dem mit dem damals neuen Bessermer-Verfahren produziert wurde. Neben den von Gienanths waren es die Pfaffs, die zum Wirtschaftsstandort Kaiserslautern wesentlich beitrugen und dort Nähmaschinen fertigen ließen. Bis 1952 war Pfaff ein Familien geführtes Unternehmen. Nach wechselvollen Jahren erfolgte 2008 die Insolvenz. Unterdessen stellt ein Nachfolgeunternehmen in Kaiserslautern wieder Industrienäh- und Textilschweißmaschinen her. Dies geschieht in einem neuen Werk in Kaiserslautern. Aus der Frühphase des Unternehmens Pfaff stammt das trompetenähnliche Echokornett.

Nähmaschinen produzierten auch die Gebrüder Kayser, mal ganz abgesehen von Fahrrädern. Zu sehen ist unter anderem eine Blechdose für Nähzubehör, die dieses Unternehmen um 1900 vermarktete. Eine Widmungstafel aus Messing und Silber ist dem Gründer des Eisenwerkes Kaiserslautern gewidmet. Es war eine Wertschätzung für Friedrich Carl Euler zum 25-jährigen Bestehen des Unternehmens. Darüber hinaus wird der eine oder andere Besucher erstaunt sein, wenn er erfährt, wie viele Brauereien in der Stadt einst existierten.  Bender's Flaschenbiere waren ebenso geschätzt wie der Gerstensaft der BBK, die Barbarossa Kaiser Pils und Alt braute. Wie wohl Marhoffer Weizen-Bier geschmeckt haben mag?

Nicht nur die 23er
Dass die Kriegsbegeisterung in Kaiserslautern groß war, kann man einem entsprechenden Saaltext entnehmen. Die Soldaten des 23er Infanterieregiment, denen an der Fruchthalle das 23er Denkmal gewidmet ist, kämpften in Lothringen – und zahlten den Blutzoll. Vier Fliegerangriffe erlebte Kaiserslautern am 17.März 1918. Am 5.Dezember 1918 rückten dann erste französische Truppen in Kaiserslautern ein.

Theodor-Zink-Museum in Kaiserslautern

Inflationsgeld mit vielen Nullen

Was es mit der Bewegung „Freie Pfalz“ und den separatistischen Strömungen für eine Autonome Pfalz im Jahr 1923 auf sich hatte, kann man in einem ausführlichen Saaltext nachlesen. Die sogenannten Goldenen Jahre waren aber nicht nur Jahre der politischen Verwerfungen, sondern auch der Inflation.


Ein Dreipfünder Kornbrot kostete in Kaiserslautern am 26. August 1923 190000 Mark, am 21. September 6500000 Mark ...“

 

 

 

Es folgten die Jahre des sogenannten III. Reiches, die eigentlich bereits mit den Reichstagswahlen 1930 begannen. Damals erhielt die NSDAP in Kaiserslautern die höchsten Stimmanteile. Kaiserslautern wurde die Gauhauptstadt der Westmark, nachdem das sogenannte Ermächtigungsgesetz am 23. März 1933 in Kraft getreten war. Wie man während dieser Zeit, vor allem während der Kriegszeit, lebte, verdeutlicht eine Inszenierung, bei der der Volksempfänger im Mittelpunkt steht. Eine weitere zeigt neben einer Gasmaske einen Löscheimer und einer Löschspritze – umgeben von Fotos des zerstörten Kaiserslautern. Nicht vergessen wird die Geschichte der Juden in Kaiserslautern, deren Anteil an der Bevölkerung 1933 kaum ein Prozent betrug. Spätestens mit der Zerstörung der Synagoge am heutigen Synagogenplatz war das jüdische Leben in der Stadt ausgelöscht. Es dauerte bis 1965, ehe wieder ein jüdisches Gemeindehaus mit Synagoge eingerichtet wurde.

Auferstanden aus Ruinen
Die Jahre nach dem II. Weltkrieg werden in einer Vielzahl von Schwarz-Weiß-Fotos dokumentiert, so auch in einer Aufnahme von einer Demonstration vor dem Pfalztheater im Jahr 1952, auf der die Freilassung von Kriegsgefangenen gefordert wurde. Ein Ereignis besonderer Art war 1956 das Aufbringen eines Zebrastreifens am Fackelrondell. Es war die Zeit, als die Steinstraße noch Rotlichtviertel und Off Limits für amerikanische Soldaten war – auch dazu gibt es ein Bilddokument. Einen der berühmten Söhne der Stadt, den Boxeuropameister im Schwergewicht Karl Mildenberger, kann man in einer Schwarz-Weiß-Aufnahme bestaunen. Mit diesen Eindrücken aus den 1960er Jahren endet unsere Reise durch Kaiserslauterns Geschichte.

Hafnerware, Porzellan und ...
Wer sich für Kunstgewerbe interessiert, der sollte anschließend den Wadgasser Hof aufsuchen, wo nicht nur sogenannte Hafnerware wie ein Schauteller mit Abendmahlsszene, sondern auch Mobiliar, so ein Tabernakelaufsatzsekretär, gezeigt werden. Außerdem gibt es Frankenthaler Porzellan zu sehen, darunter die Figurengruppe „Apoll und die vier Elemente“. Einen Essighändler aus Porzellan kann man ebenso bestaunen wie eine Zuckerschale mit Purpur-Camaïeu-Malerei sowie ein Potpurri mit Vogelmalerei. Gusseiserne Öfen sind obendrein zu sehen und auch eine Reihe sogenannter Brettstühle.

Weitere Informationen
http://www.kaiserslautern.de/leben_in_kl/kultur/museen/theodor-zink-museum/?lang=de

Theodor-Zink-Museum / Wadgasserhof
Steinstraße 48 / 55
67657 Kaiserslautern

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