Reiseführer Kaiserslautern
Gartenschau Kaiserslautern
Die Landesgartenschau war gestern, die Gartenschau ist heute. Noch immer strömen Besucher von nah und fern zwischen April und Oktober in den Neumühlepark – dorthin vor allem mit Kind und Kegel – und zu den Themengärten auf den Kaiserberg. Diese grüne Oase der Stadt entstand in einem ehemaligen Steinbruch und auf einem Teil des Geländes der Kammgarnspinnerei.
Im Brauhaus genießt man deftige Pfälzer Küche
Nahe des alten Schlachthofes und des Brauhauses betreten wir das Gartenschaugelände. Nicht zu übersehen sind die Saurier, die sich hier eingefunden haben. Auch ein schlüpfendes Saurierbaby aus Sandstein fällt uns auf. Einige Besucher haben es sich auf den Bänken rund um einen Springbrunnen mit mehreren Fontänen bequem gemacht. Ein Blumenkranz umgibt diese Anlage. Hier kann man sich nicht nur an tiefrot blühenden Dahlien, sondern auch an den lila, gelben und weißen Tupfern zahlreicher anderer Sommerblumen erfreuen. Nicht zu übersehen ist der bewaldete Sandsteinhang, einst ein Steinbruch, jenseits der Lauterstraße. Gefährlich erscheint der Tyrannosaurus, einer der Lieblinge der jüngeren Gartenschaubesucher.
Walnuss, Mirabellen und ...
Hinter dem Eingang zieren Blumenampeln, riesige Tonamphoren und Palmen, Latana und Oleander den Hof zwischen den beiden Ausstellungsgebäuden. Der erste Themengarten, den wir betreten, ist der Obstmühlengarten, der rund um die aus dem Jahr 1850 stammende Obstmühle angelegt wurde. Betrieben wurde diese Mühle wie ein Göpel mittels Pferdestärken. Inszeniert wurde ein Obsthof mit Mirabellen, Äpfeln und Birnen. Nicht zu übersehen ist der Walnussbaum, ein typischer Obsthofbaum.
Dieses Ruderboot ist im Neumühlepark gestrandet
Zum Spielen in den Neumühlepark
Über eine Brückenrampe führt unser Weg vorbei an formal gestalteten Beeten mit Pflanzenschnitt in den Neumühlepark. Halb versteckt im Gehölz „streifen“ auch hier Saurier durch die Landschaft. Rundbeete und solche in Dreiecksform sind Ton in Ton mit roten und gelben Blumen bepflanzt. In einem Wasserlauf steht ein kleiner Junge mit Fangnetz und sucht nach Kaulquappen. Unbeeindruckt scheint er von den riesigen Sauriermodellen in seiner Nähe. Auch andere Besucher gehen eher achtlos an den Saurierfiguren vorbei, obgleich sie sich ins Blickfeld schieben, ob Diplodocus oder Ceratosaurus. Oma und Opa, Mutti und Vati mit Kinderwagen und größeren Kindern bilden die Mehrzahl der Besucher in diesem Teil der Gartenschau. Kein Wunder, denn neben einem Skaterparcours finden sich weitere Spielmöglichkeiten, ob Kletterwand oder Kletterparcours, Wasserspielplatz mit Archimedischer Schraube oder Fußballfeld.
Blühende Kakteen im Neumühlepark
Eisenkraut, Strohblumen und ...
Der eine oder andere Gartenliebhaber tritt an die Rabatten heran. Nimmt die Schneeflocken- und Flammenblumen näher in Augenschein, sucht nach Präriekerze und Strohblume so, als ginge es um eine botanische Exkursion. Mal überwiegt in den Blumenbeeten ein knalliges Gelb, mal ein Potpourri aus Weiß und Feuerrot. Erläuterungen an den jeweiligen Beeten erleichtern es herauszufinden, in welcher Farbe Mehlsalbei und Argentinisches Eisenkraut blühen. Ist das Gelbe da nicht der Sonnenhut und das Rote ein Löwenmäulchen? Neben den farbenfrohen Beeten stößt der Besucher auch auf Baumgruppen wie einige zusammenstehende Birken. Doch im nächsten Moment wird der Blick wieder auf die Farbenpracht der blühenden Blumen gelenkt, auf die gelb blühenden Studentenblumen, die feuerrot blühenden Begonien oder die tiefroten Prachtlobelien und die lila blühenden Gartenverbenen.
Kaulquappen auf der Spur
Immer wieder Saurier
Upps, wer trottet denn da umher? Es ist ein Seismosaurus, der es auf stolze 45 Meter Körperlänge bringt. Nicht nur diesem Saurier steht man Aug' in Aug' gegenüber, sondern auch einem Iguanodon, der aus dem Unterholz tritt und sich scheinbar auf uns zu bewegt. Gegenüber dem Seismosaurus ist der „Leguanzahn“ mit nur 10 Meter ein Zwerg. Die Urviecher sind zwei von insgesamt 80 originalgetreu nachgebildeten Dinosauriermodellen, die man nach und nach beim Gang durch den Neumühlepark entdecken kann. Unter diesen sind auch Mutter und Kind Triceratops. Hinter den beiden sieht man ein mit Buntnesseln, Studentenblumen und Prachtlobelien bepflanztes Bett. Rottöne und zartes Gelb sind die Farbtupfer im sonstigen Grün des Gartens. Auch Kakteenfreunde kommen im kleinen Kakteengarten auf ihre Kosten. Der eine oder andere Kaktus zieht im Sommer mit knallroten und orangen Blüten die Blicke auf sich.
Turmbläser und Kindergeschrei
Was macht denn eigentlich der liegende Trompeter auf der Mauer? Dieser Turmbläser gehört zur Kunst in der Gartenschau und wurde von Wilfried Koch in Bronze geschaffen. Während wir ein wenig am Naturtheater verweilen, lässt sich das Kindergeschrei nicht ausblenden. Andrang herrscht auf der Turmrutsche ebenso wie im Klettergarten und bei den Korbschauckeln. Unter den fürsorglichen Blicken einiger Väter turnen Kids geschickt über die zwischen Pfosten über dem Boden gespannten Seile – kleine Artisten im Neumühlepark. Nebenan wird Wasser gemahlen, dank sei der Archimedischen Schraube und zahlreicher Schöpfräder.
Der Neumühlepark – auch ein Spielparadies für die Jüngsten
Schutzzone Steinbruch
Während Dimetrodon und Protosaurus vor 65 Millionen Jahren ausstarben, haben in unseren Breiten kleine Echsen wie Zauneidechsen überlebt. Sie nehmen bei strahlendem Sommerwetter ein Sonnenbad auf einem rostroten Felsenabsatz des Neumühleparks. Es handelt sich um die rekultivierte Zone des ehemaligen Steinbruchs des Bauunternehmers Leonhard Kröckel, der in der Nähe des Stadtparks einst eine prächtige Villa bewohnte. In den Stollen des Steinbruchs haben Fledermäuse einen idealen Lebensraum gefunden. Entstanden ist der Buntsandstein der sogenannten Trifelsschichten vor etwa 220 Mio. Jahren. Die 20 Meter hohe und mehr als 500 Meter lange Felswand, die Teil der Gartenschau ist, entstand im Zuge des jahrzehntelangen Steinabbaus.
Hinauf zum Kaiserberg
Ein wenig bergan geht es, wenn wir in den hoch gelegenen Teil der Gartenschau wollen. Dabei gelangen wir zum Meuthscher Turm. Diesen ließ Franz Flamin Meuth, der Mitbegründer der Kammgarnspinnerei und Direktor des Zentralgefängnisses der Stadt, in seinem Villengarten erbauen. Der Turm ist der Überrest des einstigen zweigeschossigen Gartenpavillons. Meuth soll, so wird erzählt, vom Obergeschoss des Turms aus den Sternenhimmel beobachtet haben. Auf einem „Belvedere“ oberhalb des Turms stoßen wir auf einen sandsteinernen Lastenträger, ehe wir zum Garten biblischer Pflanzen gelangen. In deren Mittelpunkt steht der „Baum der Versuchung“, ein Apfelbaum. Welche biblische Bedeutung allerdings Oleander, Olivenbaum, Kumquat und andere Pflanzen haben, wird dem Besucher leider nicht vermittelt.
Auf dem Weg zum Kaiserberg: der Meuthscher Turm. Diesen ließ Franz Flamin Meuth, der Mitbegründer der Kammgarnspinnerei und Direktor des Zentralgefängnisses der Stadt, in seinem Villengarten erbauen
Streuobstwiese, Rotation und ...
Sind wir auf dem Kaiserberg angekommen – hier existiert auch ein nur bei Führungen zugängliches Vogelschutzgebiet in der ehemaligen Parkanlage der Familie Kröckel -, so stehen wir vor einer Streuobstwiese mit Hochstammobstbäumen, Lebensraum für Schwalbenschwanz und Gartenschläfer sowie Feldsperling. Auf dem angelegten Obstschnitt-Lehrpfad kann man mehr über die Obstkultivierung erfahren. Inmitten der Obstwiese entdecken wir ein gelbes Rundsegment: „Rotation" von Ritzi Jacobi. Es entstand im Rahmen des Künstlersymposions "Skulpturenweg Rheinland-Pfalz e.V." Weiterlaufend erreichen wir eine „Aussichtsplattform“, auf der ein steinerner Sessel mit Hocker steht. Also bitte Platz nehmen! 1993 schuf die damalige Schülerin der Meisterschule, Inka Gierden, diesen fast drei Meter langen, 1,40 Meter breiten und 1,55 Meter hohen skulptierten Sessel. Lassen wir den Blick über den Kaiserberg, die Stadt und den Pfälzerwald schweifen und uns ein wenig entschleunigen. Noch eine weitere Skulptur hat ihren Platz auf dem 295 Meter hohen Kaiserberg: „Invasion“ von Michael Zwingmann.
Kunst auf dem Kaiserberg von Michael Zwingmann
Alte Obstsorten, Kräuterspirale und Bauerngarten
Überzogen ist der Kaiserberg von einem ellipsenförmigen Wegesystem. Im Mittelpunkt steht eine heute kaum mehr wahrnehmbare terrassierte Freilichtbühne. Spätestens wenn man Freilandkiwis und alte Obstsorten wie Schwarzäugige Susanne sieht, weiß man, dass das milde Klima der Pfalz ein Gewinn für die bisweilen exotische Obstkultivierung ist. Thematische Gärten mit und ohne Kräuterspirale sind nicht nur für Gartenfreunde interessant, sondern auch für Familien mit Kindern. Welches Großstadtkind hat jemals Rotkohl im Freiland gesehen, weiß, welche Blattform Wermut hat oder wie das Heilkraut Echter Alant ausschaut? Römische Kamille gedeiht auf dem Kaiserberg ebenso wie Pflaumen-Fetthenne und Scheinknöterich – man muss nur in dem entsprechenden Themengarten vorbeischauen. Rot blühende Gänsekresse, Sanddorn, Knoblauch und Löwenzahn sind gleichfalls „Gäste“ auf dem Kaiserberg. Besucht man den Bauerngarten, so wird man vielleicht erstmals Bamberger Hörnchen und Edzell Blue, beides Erdäpfelsorten, zu Gesicht bekommen. Der Kaiserberg ist außerdem ein Ort fast vergessener Nutzpflanzen wie Knollen-Platterbse und Luftetagenzwiebel.
Einmalig ist wohl das aus Weiden geschaffene „gotische“ Gotteshaus auf dem Kaiserberg. Fünf Monate lang wurde an diesem „Naturbauwerk“ gearbeitet, ehe die knapp 30 Meter lange Kirche fertiggestellt war.
Weitere Informationen
Gartenschau
Lauterstraße
67657 Kaiserslautern
iKL-Gemeinnützige Integrationsgesellschaft Kaiserslautern mbH
An der Kalause 9
67659 Kaiserslautern
info@gartenschau-kl.de
www.gartenschau-kl.de
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