Der blutige Osteraufstand 1916
Im Hauptpostamt von Dublin erinnert eine Bronzestatue an die Tage zwischen dem 24. und 30. April des Jahres 1916, als sich hier das Hauptquartier des Aufstandes gegen die Engländer befand. Der Aufstand scheiterte rasch, doch die überfällige Unabhängigkeit war nicht mehr aufzuhalten. Was war in jenen Tagen passiert?
Schon im Jahre 1913 hatten sich als Antwort auf die wachsende Radikalisierung der protestantischen Anhänger einer Union mit England (Unionisten) im katholischen Lager Freiwilligenorganisationen gebildet, die Irish Volunteers und die Irish Citizen Army. Beide Seiten hatten sich nicht zuletzt aus Deutschland mit Waffen versorgt.
Doch herrschte innerhalb der katholischen Organisationen - allen voran die Irish Republican Brotherhood (IRB) - keineswegs Einigkeit darüber, was der beste Weg zu Erlangung der Unabhängigkeit sei. Eoin MacNeill, einer der führenden Köpfe der IRB, wollte erst breite Schichten der Bevölkerung für sich gewinnen, ehe man losschlagen sollte. Ohne sein Wissen und gegen seinen Willen wurden jedoch konkrete Pläne für militärische Aktionen geschmiedet. Erneut wurde Deutschland um Waffenlieferungen gebeten, ganz nach dem Motto: der Feind meines Feindes ist mein Freund. Das deutsche U-Boot, das mit der Nachricht auf den Weg geschickt wurde, den Aufstand abzublasen, wurde von der britischen Marine aufgebracht.
Als MacNeill von den Aufstandsplänen erfuhr, ließ er in letzter Sekunde Flugblätter und verschlüsselte Anzeigen in Zeitungen veröffentlichen, in denen der Aufstand abgesagt wurde.
Doch diesem Aufruf folgten nicht alle. Am Ostermontag dem 24. April 1916 - dieser Tag war gewählt worden, weil sich dann traditionell viele Offiziere außerhalb der Stadt beim Pferderennen aufhielten - besetzte eine kleine Truppe von Bewaffneten unter der Führung von James Connolly, ein marxistischer Theoretiker, und Pádraig Pearse, ein fanatischer Nationalist, das Hauptpostamt von Dublin. Pearse rief die Provisorische Regierung der Republik von Irland aus. Gleichzeitig wurden weitere öffentliche Gebäude besetzt. Doch der Anfangserfolg hielt nicht lange an, schon zwei Tage später waren Entsatztruppen der Briten eingetroffen, die mit größter Härte und unter Einsatz schwerer Artillerie, ohne die unbeteiligte Zivilbevölkerung zu schonen, den Aufstand niederschlug. Bis dahin war die Mehrheit der Bevölkerung keineswegs auf Seiten der Aufständischen gewesen, hatte sie gar als Verräter beschimpft. Waren zu diesem Zeitpunkt doch 80 000 katholische Iren als Freiwillige auf Seiten der Briten am Ersten Weltkrieg beteiligt.
Am Samstag dem 29.April unterschrieb Pearse die Kapitulation. Die Bilanz des Aufstandes: mehrere hundert Tote, die Mehrheit von ihnen Zivilisten.
14 Führer des Aufstandes wurden nach kurzem Prozeß hingerichtet. Doch es waren gerade diese Erschießungen - täglich wurde die Menge vor den Toren des Gefängnisses, wo die Erschießungen stattfanden, größer - die die zuvor isolierten Rebellen zu Helden und Märtyrern stilisierte. Dass der schwerverletzte Connolly auf einer Trage zur Hinrichtung gebracht wurde und auf einem Stuhl festgebunden erschossen wurde, festigte diese Entwicklung noch. Quasi über Nacht ging der Strom der katholischen irischen Freiwilligen zurück. Die Idee der Unabhängigkeit hatte wieder verstärkt Nahrung bekommen.
Unter den Aufständischen war übrigens einer, dessen Todesurteil durch Intervention der USA in eine Haftstrafe umgewandelt wurde: Eamonn de Valera, der spätere langjährige Premierminister und Staatspräsident Irlands.
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