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Musik aus Spanien

“The Famous Lippmann + Rau Festivals”  (3 DVDs - auch einzeln erhältlich)
DVD 1: “Legends of ‘Folklore Argentino’, ‘Flamenco’ and ‘Música do Brasil’”
Tropical Music 68.362
DVD 2: „Legends of ‚Spiritual & Gospel’ and ‚Folk & Country’“
Tropical Music 68.363
DVD 3: „Legends of the ‚American Folk Blues Festivals’“
Tropical Music 68.364
www.tropical-music.com

 

Horst Lippmann und Fritz Rau gründeten Mitte der 50er Jahre eine Konzertagentur. Viele kulturell ausgehungerte Nachkriegs-Deutsche verdanken den Lippmann+Rau-Konzerten ihre ersten Begegnungen mit authentischer „Negermusik“ und internationalen Folklore-Künstlern, die zehn Jahre zuvor noch als „entartet“ galten.


1962 organisierten L+R ihr erstes American Folk Blues Festival (AFBF), das sich im Laufe der Jahre zu einer Konzertserie entwickelte, die europaweit viele junge Pop- und Jazz-Musiker inspirierte – vor allem in Großbritannien und Skandinavien. Mick Jagger und Eric Clapton schwärmen heute noch davon, dass sie bei L+R’s AFBF-Konzerten endlich einmal jene schwarzen US-Idole live erleben durften, die sie zuvor nur von Import-Schallplatten her kannten.


Zum Glück nutzten der WDR Köln und der Südwestfunk Baden-Baden die Gelegenheit, solche - auch in den USA weitgehend unbekannten – Blues-Archetypen wie John Lee Hooker, Bukka White oder Jimmy Reed  der Nachwelt zu erhalten. Die jetzt auf DVD vorgelegten Aufzeichnungen aus den Jahren 1967-69 sind wertvolle Zeitdokumente – und zwar im doppelten Sinne.


Erstens zeigen sie Blues-Sänger und -Musiker, die ohne übertriebenen technischen Aufwand ein Kulturgut produzieren, für das die deutsche Sprache nur ein einziges Wort kennt: Blues-Feeling. Zweitens offenbaren diese Dokumente aus der TV-Steinzeit schonungslos jene – oft an peinliche Überheblichkeit grenzende - Hilflosigkeit, mit der die gut meinenden Moderatoren damals diesen Musikern begegneten. Trotzdem – oder gerade deswegen – wurde es vielen Blues-Künstlern erst in Europa so richtig bewusst, welche kulturelle Wertschätzung ihre Südstaaten-„Kneipenmusik“ verdient hat.


Der AFBF-Erfolg ermutigte L+R zu ähnlichen Projekten mit anderen US-Musikern. Die zweite der drei vorliegenden DVDs zeigt Künstler aus völlig unterschiedlichen Welten der US-Gesellschaft, die damals noch unvereinbar zu sein schienen. Zunächst präsentieren sich hier überschäumend temperamentvolle afroamerikanische Gospel-Solisten und –Chöre, die Aufnahmen stammen von 1965 und 1966. Anschließend pflegen weiße „Hillbiellies“ das Erbe der frühen weißen US-Siedler; ihre Interpretationen aus dem Jahre 1996  klingen heute vielleicht ein wenig altmodisch, aber grundehrlich und verdammt authentisch, und sind damit eine Pflichtlektüre für jeden ambitionierten Countrymusic-Fan.

Die DVD 1 präsentiert die – auch nach heutigen Maßstäben - virtuosesten Meisterleistungen dieses Dreierpakets. 1965 tanzte sich unter anderem die Flamenco-Legende La Singla die Seele aus dem Leib. 1966 zeigten brasilianische Folklore- und Jazz-Musiker dem deutschen Publikum auf allerhöchstem Instrumentalisten-Niveau, wer wirklich die Schuld am Boss Nova hatte. Mercedes Sosa und andere argentinische Musiker demonstrierten 1967 eindrucksvoll, mit welcher Ernsthaftigkeit – beinahe schon Würde – sie die volksmusikalischen Wurzeln ihrer Heimat pflegen.  wd@saw

 

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Cobla Sant Jordi: “La Sardana”
CD: World Village WV 498021 / harmonia mundi
www.coblasantjordi.com

Nach Tango, Rumba und Samba könnte die Sardana der nächste Modetanz der Weltmusik-Liebhaber werden. Das Bläser-Ensemble Cobla Sant Jordi wurde 1983 gegründet und pflegt diese katalanische Regional-Musik, die  ihre Blütezeit in den 20er/30er Jahren des vorigen Jahrhunderts erlebte. Eine Cobla ist auf keinen Fall ein aufdringliches Blasorchester – sondern eine Gruppe von hauchzart agierenden Kammermusikern. Dazu gehören Trompeten, Posaunen, Flügelhörner – und vor allem jene Instrumente, die außerhalb von Spanien kaum bekannt sind: flabiol, tambori, tibles, tenores. Nach dem Bürgerkrieg war diese feinsinnig heitere Musik und der dazu gehörende Kreistanz in Spanien aus dem öffentlichen Leben verbannt – wie auch andere Ausdrucksformen der katalanischen Kultur. Tanzmuffel brauchen übrigens keine Angst zu haben, die hier zu hörenden 14 Sardana-Beispiele – teils Klassiker, teils neue Kompositionen – sind auch ideal geeignet für stille Genießer. wd@saw

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Marina Rossell: „classics catalans“
CD & DVD: World Village WV 498023 / harmonia Mundi
www.worldvillagemusic.com
www.marinarossell.com

Flamenco und die übrigen heißblütigen Spielarten der spanischen Folklore sind jedem Touristen bekannt. Marina Rossell, die große Dame des katalanischen Liedes, ist hierzulande noch ein Geheimtipp. Denn erstens wurde in den Zeiten der Franco-Diktatur die gesamte Kultur Katalaniens in den Untergrund gedrängt. Und zweitens muss die – auf leisen Sohlen daher kommende und bewusst mit sparsamen Ausdrucksmitteln arbeitende – Sängerin sich heute gegen lautstärkere und optisch auffälligere Konkurrentinnen durchsetzen. Sie singt mit ihrer kraftvollen, aber niemals den vordergründigen Effekt heischenden Stimme von den Auswanderer-Schicksalen ihrer Vorfahren und von ihren privaten Liebes-Wehwehchen. Das klingt jederzeit verhalten wehmütig – und wirkt deshalb besonders intensiv. Die beiliegende Bonus-DVD wurde zwar – im Gegensatz zur CD - technisch anspruchslos produziert. Aber sie gibt dem Hörer einen hervorragenden Eindruck von der starken Ausstrahlungskraft einer Marina Rossell. wd@saw

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