Arnheim

Ein Stadtrundgang nicht nur auf den Spuren der Schlacht um die Brücke von Arnheim (2/2)

 

Das Airborne Monument in einer kreisrunden Grünanlage im Fortgang des Nijmeegseweg und Eusebiusbuitensingel ist die nächste Station auf unserem Stadtrundgang. Das Denkmal für die britischen Luftlandetruppen besteht aus einer im Krieg beschädigten Säule des ehemaligen Justizpalastes, die auf einem Sockel steht. Symbolisch gleicht diese Säule einer sogenannten Memento-Mori-Darstellung, also der Symbolisierung des Vergänglichen. Der Schriftzug, den wir entdecken, lautet: „17. SEPTEMBER 1944“. Neben dem Denkmal befinden sich an einer Mauer zwei Reliefs: Das eine zeigt Pegasus, das Symbol der Luftlandetruppen, das andere enthält den Schriftzug „Battle of Arnhem 44, Bridge to the future 94“. Das Denkmal ist Marius Van Beek zu verdanken.

Arnheim - Das Airborne-Denkmal

Das Airborne-Denkmal

Von dem Denkmal aus hat man im Übrigen einen guten Blick auf die St. Walburgiskerk, die seit 2013 nicht mehr als Kirche genutzt wird. Mehr als die Hälfte der Bausubstanz der Kirche überstand die Schlacht um Arnheim. Einer der beiden Türme wurde allerdings durch ein abstürzendes Flugzeug schwer beschädigt. Ein Teil des ehemaligen Gotteshauses wird als Hotel, ein anderer Teil als Museum genutzt, das sich mit der bewegten jüngeren Geschichte der Stadt beschäftigt.

Mitten in der Lauwersgracht steht eine Stellage mit Glocke. Sie wurde am 17. September 1956 durch einen Bürgerausschuss dem damals amtierend Arnheimer Bürgermeister geschenkt, der sich große Verdienste um den Wiederaufbau der Stadt erworben hatte. Die Glocke erklingt nur zweimal im Jahr, nämlich am 4. und 5. Mai, in Gedenken an die Arnheimer, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. Bei den Tagen im Mai handelt es sich um die Daten der Befreiung der Niederlande durch die Alliierten.

Arnheim - Eine der Gartenskulpturen nahe Musis Sacrum

Eine der Gartenskulpturen nahe Musis Sacrum

Wie überall in Arnheim findet man Kunst im öffentlichen Raum auch an der oben genannten Gracht. Ein tanzendes Paar hat sich am Gewässer eingefunden, dank an Eka Thoden van Velzen. Lebensfreude strahlt diese Skulptur unter freiem Himmel aus. Die Schlacht um Arnheim scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Wie in klassischen, vor allem barocken Gartenanlagen durchaus üblich gehören auch Skulpturen von antiken Gottheiten zur Gestaltung des Grachtengrünzugs. „Pluto“ von Ignatius Van Logteren ist so eine Gartenskulptur, auf die wir beim weiteren Spaziergang stoßen.

Arnheim - Musis Sacrum, das alte Konzertgebäude von Arnheim

Musis Sacrum, das alte Konzertgebäude von Arnheim

Nur wenige Schritte entfernt gelangen wir zum Konzertgebäude namens Musis Sacrum am Velperplein. Das Bauwerk mit charakteristischen Ecktürmen und mit Anlehnungen an die Baukunst der Renaissance und Barock erbaut, erinnert ein wenig an ein Loire-Schloss. Entstanden ist der Bau im Jahr 1847. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Konzertgebäude als Wehrmachtsheim genutzt, sodass keine Konzerte stattfinden konnten. Unterdessen gibt es einen modernen gläsernen Anbau, der als architektonischer Kontrapunkt wirkt und dessen Fassade sich zur umgebenden Grünanlage öffnen lässt. So sind Konzerte auch im Park zu hören.

Arnheim - Erinnerung an die Flucht von 20000 Arnheimer, die 1944 auf Befehl der Deutschen Wehrmacht die Stadt verlassen mussten

Erinnerung an die Flucht von 20000 Arnheimer, die 1944 auf Befehl der Deutschen Wehrmacht die Stadt verlassen mussten

Unseren Stadtrundgang setzen wir in der Grünanlage am Jansbuitensingel fort, einst Teil der ehemaligen mittelalterlichen Stadtbefestigung. Hier stoßen wir auf die Gartenskulptur „Bacchante“, gleichfalls wie „Pluto“ Ignatius Van Logteren zugeschrieben. Eine skulpturale Arbeit, die sich von dem Figurativen abhebt, ist die eines Schriftzugs: „VLUCHT“ lesen wir. Damit wird an den Befehl vom 23. September 1944 erinnert, der 20000 Arnheimer Bürger zwang, die Stadt zu verlassen. Sie flohen nach Norden. Als sie nach der Befreiung der Niederlande zurückkehrten, trafen sie auf eine zerstörte und geplünderte Stadt. Der Schriftzug befindet sich unweit der Apeldoornsestraat, eine der wichtigen Hauptfluchtrouten Arnheimer Bürger im Herbst 1944.

Arnheim - Street Art in Arnheimer

Street Art in Arnheim

Beim Weitergehen fällt unser Blick auf Street Art in der Apeldoornsestraat, ein Werk von Hzsivanski. Was stellt es dar? Eine indische Gottheit mit vier Augen? Eine Figur aus der Fantasiewelt? Auf alle Fälle zieht es die Blick derer an, die die Fassadenkunst entdecken, wie eben auch andere Street Art in der Stadt. Ansonsten stoßen wir auf weitere Werke von Van Logteren wie „Neptun“. Diese wie auch andere Gartenskulpturen befinden sich in einer von Hecken bestandenen Anlage, in der auch Springbrunnen plätschern und Fontänen emporschießen lassen. Und dann schiebt sich eine weitere Street Art in unser Blickfeld. Es scheint sich um einen Paradiesvogel zu handeln.

Arnheim - Detail vom Hauptbahnhof Arnheim

Detail vom Hauptbahnhof Arnheim

Schließlich gelangen wir zum Willemsplein. Dort steht ein bronzener Hirsch mit stattlichem Geweih, einst Teil einer Ausstellung im Sonsbeek-Park und ein Werk von François Pompon. Seit 1953 ist dieser Hirsch der Blickfang des Platzes, der teilweise von klassizistischen Bauten gesäumt wird. Beschließen wollen wir den Rundgang am Hauptbahnhof von Arnheim. Nichts erinnert mehr an den ehemaligen im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bahnhof. Die organische Postmoderne bestimmt die Architektur. Gekrümmte, weit spannende Konstruktionen finden wir, zudem Gewölbe und große Durchbrüche in der Architektur. Das Organische und teilweise Transparente überwiegt im Entwurf von UNStudio, Amsterdam. Der Stahlbetonbau erscheint luftig, zeigt fließende, zerfließende, wellenförmige Formen, die gelegentlich an Entwürfe von Zaha Hadid erinnern. Man denke dabei an das Phaeno in Wolfsburg. Der neue Hauptbahnhof steht für den Aufbruch, für den Aufbruch einer geschundenen Stadt, deren Narben immer noch zu sehen sind – und sei es virtuell wie auf der sogenannten Airborne Route.

Arnheim - Detail vom Hauptbahnhof Arnheim

Detail vom Hauptbahnhof Arnheim

Wer mehr als einen Tag in Arnheim verbringen möchte, der sollte sich ins Niederländische Freilichtmuseum und in die Parks nördlich des Hauptbahnhofs aufmachen. Park Sonsbeek ist dabei die größte Anlage, in der sich sowohl das Niederländische Wassermuseum – hier dreht sich noch das Mühlrad der Beginen-Mühle – als auch die Weiße Wassermühle sowie die Mühlen-Scheune mit Café und Naturinfozentrum befinden.

Arnheim - Die Weiße Mühle im Park Sonsbeek

Die Weiße Mühle im Park Sonsbeek

Info

https://www.visitarnhem.com

Anreise

Zurzeit gilt das Deutschlandticket für den Zug RE19 nach Arnheim.

 

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