Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther
Skulpturen am Teufelshaus – Satyr oder Satan?
Die Schlacht um Arnheim ist in Literatur, in die Geschichte und in die Filmhistorie eingegangen. Im September 1944 fand die Operation Market Garden statt. Ziel war es, den alliierten Verbänden die Niederrhein-Querung zu ermöglichen. Diese Operation scheiterte, weil polnische und britische Verbände nicht durch amerikanische Divisionen, die in Nijmegen lagen, unterstützt wurden. Die vorhandene Bewaffnung der britischen Fallschirmspringer reichte nicht aus, um den Häuserkampf und den Kampf um die Brücke von Arnheim zu stemmen. Waffentechnisch war die Deutsche Wehrmacht auch durch den Einsatz von Tiger-Panzern den Alliierten haushoch überlegen. Verlustreich war die Schlacht, in deren Verlauf alle Stadtbewohner die Stadt verlassen mussten. Einige kamen in den Häusern des Niederländischen Freilichtmuseums unter, wie man einer Infotafel vor dem Eingang des Museums entnehmen kann. Acht Tage nach dem Beginn der größten Luftlandeoperation des Zweiten Weltkriegs begann die Evakuierung der überlebenden Briten und Polen aus Arnheim. Die Ereignisse wurden im Buch „Die Brücke von Arnheim“ (1974) von Cornelius Ryan und im Film „Die Brücke von Arnheim“ (1977) unter der Regie von Richard Attenborough aufgearbeitet. An diesem Film waren als bekannte „Filmstars“ Sean Connery und Michael Caine beteiligt.
Durch dieses Tor wurde einstmals Flusssand in die Stadt geschafft
Ausgangspunkt des Rundgangs auf den Spuren der oben genannten Schlacht ist der Infopavillon „Airborne on the Bridge“ direkt am Niederrhein und mit Blick auf die berühmte Brücke von Arnheim. Diejenige, die wir heute sehen, ist die dritte Bogenbrücke ihrer Art; heute als John-Frost-Brücke bekannt. Bevor wir uns mit der jüngeren Geschichte der Stadt eingehend befassen, fällt unser Blick etwas abseits der Rijnkade auf das Provinzhaus und das Sabelspoort aus dem 14. Jahrhundert. Es ist eines der wenigen Bauwerke, die die Schlacht um Arnheim weitgehend unbeschadet überstanden hat. Einst war das Tor, das zeitweilig auch Gefängnis war, von Häusern dicht umstanden. Diese mussten wegen der Zerstörung infolge des Zweiten Weltkriegs abgetragen werden. Heute wird das Stadttor der einstigen mittelalterlichen Stadt von der Verwaltung der Provinzregierung mitgenutzt. Das Tor war ursprünglich eines von vier Hauptstadttoren. Der Name leitet sich von dem Wort für Sand ab, wurde doch durch dieses Tor Flusssand aus dem Rhein in die Stadt gebracht.
Weithin sichtbar: die Kirche St. Eusebius
Durchschreitet man das Tor, dann befindet man sich auf dem Markt.Zugleich hat man von dort einen sehr guten Blick auf die hochgotische Kirche St. Eusebius. In dieser Kirche befindet sich eine Skulpturengruppe von 19 Fallschirmspringern, die ebenso an die Operation Market Garden erinnert wie auch die bernsteingelben Leuchtkörper, bei deren Anblick man an die am Himmel schwebenden Fallschirme denken muss.
Denkmal für die ermordeten Juden der Stadt
Nahe der Kirche stößt man auf ein Denkmal für die jüdischen Bürger Arnheims, die zum großen Teil den Zweiten Weltkrieg nicht überlebt haben. Das Denkmal besteht aus einem steinernen Koffer und der steinernen Thorarolle. Als Inschrift lesen wir: „Vergeet nimmer wat hen is angedaan“.
Denkmal „Mensch und Macht“ auf dem Audrey-Hepburn-Platz
Und noch ein Denkmal findet sich nahebei. Auf dem Audrey Hepburnplein werden wir mit einer sitzenden, nackten, männlichen Figur konfrontiert, die die Arme und Hände in Abwehrhaltung hochgehoben hat. „Mensch gegen Macht“ lautet der Titel der Arbeit, die 1953 enthüllt wurde und von Gijs Jacobs van den Hof (1889-1965) stammt. Dieses Denkmal erinnert an die deutsche Besatzung und zugleich an den niederländischen Widerstand, insbesondere den Widerstand der Bewohner Arnheims.
Käse, Käse, Käse auf dem Markt in der Stadt
Übrigens an Markttagen kann man auf dem Markt nicht nur Brennnessel-, Nelken- und Kreuzkümmel-Käse, sondern auch Stoffe sowie Pflanzsetzlinge, Kräuter, Topfpflanzen und Blumen kaufen. Dabei dehnt sich der Markt auch auf den Bereich von St. Eusebius und des sogenannten Teufelhauses aus. Einst war dies ein Stadtschloss im Stil der Renaissance. Herzog Karel van Gelre war zunächst der Besitzer, und nach dessen Tod am 30. Juni 1538 übernahm es General Maarten van Rossum. Daher spricht man auch vom Van-Rossum-Haus. Die Fassade wird von sieben Statuen geschmückt. So erblicken wir Maximilian von Österreich, Philipp der Schöne, Karl der Fünfte, Karel van Egmond, Willem van Jülich und nicht zuletzt Maarten van Rossum selbst. Auch ein Landsknecht ziert als Statue die Fassade. Namensgebend sind wohl zwei Teufelsfiguren, die einen Bogeneingang stützen.
Das Teufelshaus, einst ein herzogliches Stadtschloss
Nach diesem Exkurs geht es zurück zur Rijnkade und zum Infozentrum Airborne on the Bridge: Aus der Sicht von drei an der Schlacht um Arnheim beteiligten Personen tauchen wir in die Septembertage 1944 ein. Dabei handelt es sich um den britischen Leutnant John Grayburn, den deutschen Hauptsturmführer der 9. SS-Panzerdivision Viktor Eberhard Gräbner und den niederländischen Kapitän Jacob Groenewoud. In einem Schwarz-Weiß-Film schildern diese – dargestellt durch Schauspieler – ihre Sicht der Dinge. Wir erfahren, dass der Zug unter dem Kommando von Grayburn als erster am 17. September gegen 22 Uhr die Brücke erreichte. Die Kämpfe der nachfolgenden Tage waren erbittert. Bei dem Versuch eine Sprengladung zu entschärfen, die die deutschen Soldaten für die Sprengung der Brücke angebracht hatten, kam Grayburn ums Leben. Wir sehen außerdem eine Luftaufnahme vom 18. September mit der Kolonne, die Gräbner befehligte, um die Brücke zu verteidigen. Auch Gräbner zählt zu den Toten im Kampf um die Brücke, wie wir in einem Text erfahren. Neben der Darstellung des Kampfgeschehens finden sich in der Ausstellung einige wenige Originalexponate, so die Auszeichnung „Bronzener Löwe“ des Majors Dennis Munford. Er gehörte dem Royal Artillery Regiment an und organisierte den Beschuss der Kolonne unter dem Kommando Gräbners. Man kann auch einen Brief lesen, den das Rote Kreuz an die Gattin des Kriegsgefangenen Norman Butterworth schrieb. Butterworth war unter denen, die die Van Limburg-Stirum-Schule verteidigte. Ob ihm dabei Benzedrin geholfen hat, wissen wir nicht. Wir wissen jedoch, dass Aufputschmittel ganz wichtig in der Kriegsführung waren. Nur so hielten die Soldaten den Belastungen stand.
Die legendäre Brücke von Arnheim
Vom Rheindeich aus hat man einen guten Blick auf die Brücke von Arnheim, die zu Ehren eines der an der Schlacht beteiligten Soldaten seit 1977 den Namen John-Frost-Brücke trägt. Auf dem Deich stoßen wir auf ein Denkmal, dass aus mehreren Würfeln mit Himmeldarstellungen in Schwarz-Weiß besteht. Erinnert wird damit, so eine Inschrift, an den niederländischen Widerstand 1940 bis 1944 sowie an die Opfer des Krieges. Dicht bei trifft man auf eine gezackte Infotafel, die uns die Geschichte der John-Frost-Brücke näherbringt
Am Niederrheinufer: Denkmal für die Opfer der Schlacht um Arnheim
Ein Geschütz, dessen Geschützrohr auf die Brücke zielt, ist ein weiterer Teil der „Geschichtsinszenierung“ zur Schlacht um Arnheim. In einer Gartenanlage mit vielfältig blühenden Blumen steht eine weitere Infotafel, die an den oben erwähnten Jacob Groenewoud erinnert. All dies ist Teil der sogenannten Airborne Route, der man durch Arnheim folgen kann, um die Ereignisse vom September 1944 zu begreifen.
Erinnerung an die Septembertage 1944 und den vergeblichen Versuch der Alliierten, die Brücke von Arnheim zu erstürmen
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