„Wir glauben dran!“
Marseille, das „Chicago Frankreichs“, Stadt der Gegensätze, der Kriminellen und Zuhälter, der Schmuggler und Gestrandeten, der Einwanderer und der Suchenden und der Verlorenen. Legende und Wahrheit. Vor 2.600 Jahren siedelten die ersten Menschen an einer Quelle im heutigen Panier. In der geschützten Bucht legten die Griechen einen Hafen an. Generationen von Flüchtlingen, Glücksrittern, Hoffnungsvollen und Verzweifelten sind seitdem hier an Land gegangen: Phönizier, Römer, Italiener, Spanier, Juden, Araber, Algierienfranzosen und zuletzt Tausende von Nordafrikanern, die auf dem Weg ins bessere Europa hier hängen geblieben sind.
Die Stadt bei Tag und ...
Im Norden zieht die schnurgerade, vierspurige Rue de la République dem Panier eine messerscharfe Grenze. Heute beginnt hier mit den einst prächtigen Bürgerhäusern aus Baron Haussmanns Zeit der nördlichste Teil Afrikas, die Belsunce mit ihren arabischen Läden, Teestuben und Märkten. Europäer fallen hier auf. Fotografierende Touristen bekommen schon mal Prügel angedroht. Viele Nordafrikaner leben illegal hier. Sie fürchten sich vor Zivilpolizisten, die Illegale aufspüren und einsperren.
... bei Nacht
Am Rand hat das moderne, das Weltstadt-Marseille, dem Panier schon seinen ersten Stempel aufgedrückt - so behutsam, als wollten die Planer den Alteingesessenen beweisen, dass sie nichts zu befürchten haben. Die Alte Charité, im 17. Jahrhundert als Armenhaus und Hospital errichtet, hat man zum Museum und Kulturzentrum umgebaut, nachts dezent in Rosa- und Blautönen des Sonnenuntergangs erleuchtet. Auf der anderen Seite, im Alten Hafen verkaufen die Fischer seit 2000 Jahren jeden Morgen ihren Fang frisch vom Boot, Flundern, Seewolf, Muscheln und sogar Seepferdchen. Manche Fische zappeln noch. Sie starren die Passanten mit großen Augen an. Es riecht nach Meer, nach Sonne und nach reichlich Zeit.
Die Fischer gehören dazu
Eine Fischerin verkauft einen spiegelglatten, bonbongroßen orange-weiss marmorierten Stein, der im Meer Muscheln als Verschluss dient: Die Augen der Heiligen Lucia. „Wer sich eines davon in den Geldbeutel legt, hat immer genug zum Leben“, verspricht die alte Frau. „Wir glauben dran“, antwortet sie auf die Frage, ob man sich darauf verlassen könne. Schließlich sei dies eine jahrhundertealte Tradition der Marseiller Fischer.
„Es ist mein Viertel!“
Am Sonntagmorgen flanieren viele Marseiller am Alten Hafen, der längst schick gemachten, sanierten „guten Stube“ der Stadt. Manche fahren mit Inlinern über den zehn, zwölf Meter breiten Bürgersteig. Auf den Pollern sitzen Straßenverkäufer mit billigem Spielzeug und anderem Ramsch. Ein Künstler zeichnet die Passanten und bietet die Bilder zum Kauf an. Ein Fotograf macht Polaroidaufnahmen und versucht, sie an die Spaziergänger zu bringen. Fanny macht seit 20 Jahren Straßenmusik. So steht es auf dem Schild, das die Akkordeonspielerin vor sich aufgestellt hat. Sie singt die Lieder der Piaf und lässt, ebenfalls per handgeschriebenem Pappschild, alle wissen: „Ich singe selbst, das ist kein Playback.“
Lebendiges Marseille
Am Straßenrand wartet ein Cabriobus auf Fahrgäste. Der Bus macht die Runde der offiziellen Sehenswürdigkeiten: Die Präfektur, die etwas in die Jahre gekommene einstige Prachtstraße Cannebière, das Stadion, die rue de Rome. Natürlich fährt er auch hinauf zu Notre Dame de la Garde. Hoch über dem Fähranleger auf der anderen Seite des Rathauses glänzt die Schutzheilige der Marseiller golden in der Sonne. Sie hat die Stadt vor der Pest und vor mancher Invasion bewahrt. Zur Stadtsanierung im Panier hat sie sich offiziell noch nicht geäußert.
Was sagt die Jungfrau zur Stadtsanierung?
Zéphore könnte der Kampf um ihr Viertel egal sein. Sie ist eine der wenigen Hausbesitzer. Niemand kann sie hinaussanieren. Aber, so sagt sie wütend, „es ist mein Viertel und die Leute hier, egal ob Franzosen oder Einwanderer, Moslems, Juden, Christen oder sonst etwas sind meine Nachbarn, meine Freunde, meine Familie.“
Stadtrundgang:
Die Literaturkritikerin Sabine Günther bietet unter dem Titel ”Der
andere Blick” auf deutsch und französisch literarische Stadtrundgänge in Marseille an. Für eine 2-stündige Promenade durch die Marseiller
Innenstadt kann man zwischen 5 Themen wählen: Marseille zur Zeit der
französischen Romantik, die Stadt der Exilanten während des 2.
Weltkriegs, auf den Spuren des Philosophen Walter Benjamin, auf den Spuren
von Blaise Cendrars und Antonin Artaud und Marseille – Krimistadt.
Direktreservierung bei Sabine Günther: Chemin de la Porte rouge,
F - 13530 Trets
Tel/Fax: 0033-(0) 4 42 29 34 05, gunthersabine@infonie.fr.
Das aktuelle Programm befindet sich auf der Website des Vereins Passage & Co.: http://www.passage-co.com.
Website des Autors: http://www.ecomedia-journalist.de
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