Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther
Über Jahrtausende waren die Alpen Grenzregion, auch in ihrem südwestlichen Bogen zwischen Frankreich und Italien. Zu einer Zeit, als die Erschließung der Täler nicht so weit gediehen war wie heute, bildeten die im Südosten Frankreichs fließenden Flüsse Durance und Ubaye und die zu Fuß zu überquerenden Pässe der provenzalischen Alpen die einzigen und daher strategisch wichtigen Verbindungen. Aus diesem Grunde wurden hier mächtige Festungen errichtet, die in ihren gewaltigen Ausmaßen sogar noch heute überraschen.
Im Fort des Salettes bei Briançon
Gleich fünf Täler hatten die auf einem Felssattel liegende Zitadelle Briançon und 25 umliegende Befestigungsanlagen zu beschützen. Diese nördlich von Nizza im Département Hautes-Alpes gelegene Festungsstadt ist ebenso Teil des so genannten Französischen Hexagons von Befestigungen wie Mont-Dauphin, das aus dem Nichts auf einem Felsplateau errichtet wurde.
Als Architekt trug sich hier Sébastien Le Prestre de Vauban in die Annalen der Militärgeschichte ein. Vom einfachen Soldaten war er zum Festungsbaumeister des Sonnenkönigs Louis XIV. aufgestiegen. Bei uns mag Vauban eher ein Unbekannter sein, obgleich ihm die Befestigungen von Saarlouis und Luxemburg zu verdanken sind. In Frankreich gilt er als berühmtester aller Militärbaumeister. Er hat wie kein anderer zuvor Festungen auf schwierigem Gelände anlegen und das System der Bastionen verfeinern lassen. Festungen wie zum Beispiel Longwy wurden sogar noch im Ersten Weltkriegs wirkungsvoll eingesetzt. Über die Zahl der Bauwerke, die er plante oder überplante, streiten sich die Experten. Einige sprechen von bis zu 160 Festungsbauten, die seine Handschrift tragen.
Aufmerksame Besucher bei einer Führung in Briançon
An der Grenze zum Herzogtum Savoyen wurden nach dem Widerruf des Edikts von Nantes die Hugenotten als Anhänger des Irrglaubens aus dem Land vertrieben. Zugleich ließ der Sonnenkönig Einfälle im benachbarten Herzogtum ausführen, wo viele protestantische Glaubensflüchtlinge eine neue Heimat gefunden hatten. Dass derartige französische Angriffe nicht auf das Wohlwollen des in Turin residierenden Herzogs Victor-Amadeus stießen, versteht sich von selbst. Savoyen seinerseits unternahm im Namen der protestantischen Augsburger Liga Angriffe auf französisches Gebiet. Dies war für den Sonnenkönig und seinen Festungsbaumeister Vauban Anlass genug, am Ende des 17. Jahrhunderts die Zitadelle von Briançon als Grenzfeste errichten zu lassen.
Briançon: eine Bastion wie aus dem Lehrbuch
Blick von einer der Bastionen
Wer sich über Embrun oder von Turin aus Briançon nähert, nimmt schon von weiten die gestuften Festungsringe der Stadt wahr. Zugleich thronen auf umliegenden Felsenplateaus weitere Festungen wie das Fort des Trois Têtes, das Fort des Salettes, das Fort du Château und das Fort Dauphin. Der Zugang in die Stadt erfolgt über die nun nicht mehr hochgezogenen Zugbrücken und die offenen Tore, deren Fallgitter heute Zierrat sind. Nicht zu übersehen ist die stufige Form der Festungsanlage, deren jeweilige Terrassen von den nächst höher gelegenen aus überblickt und mit Kanonen und Musketen geschützt werden konnten.
Eines der Zugangstore in die Festungsstadt
Wie ein Zick-Zack-Band schließt der äußere Mauerring die Zitadelle gegen das Tal ab. Damit der Feind nicht allzu schnell – wenn überhaupt – in die Stadt einrücken konnte, wurden dem inneren Tor noch gleich zwei zu einander versetzte Tore vorgeschaltet. Zwischen den Vortoren platzierte man ein Wachhaus mit entsprechender Bemannung. Am oberen Mauerring sind kleine gemauerte und mit einem Glockendach überkuppelte »Schwalbennester« zu sehen, die als Wachtürmchen dienten. Betritt man die Stadt durch die Porte de Pignerol, dann entdeckt man einen Hinweis auf das Magazin C als Teil des Torbaus. Hier waren die Brieftauben untergebracht, die man in Zeiten ohne Telefon, Fax und Emails für die Nachrichtenübermittlung brauchte.
Wie ein Adlerhorst thront das Fort du Château über Briançon
An breite Pfeilspitzen erinnern die Grundrisse der Bastionen, die man beim Besuch der Stadt betritt. Bastionen, auch Bollwerke genannt, haben immer eine Flanke zwischen Bastions- und Verbindungsmauer und eine äußere Brustwehr, die in einen Graben abfällt. Wer auf dem Place Géneral Eberlé steht und über die Brustwehr auf den Graben und die Terrassen hinunterblickt, der sieht die so genannten Traversen. Es sind Trennmauern, die verhindern sollen, dass einzelne Abschnitte der terrassierten Festung aufgrund seitlichen Beschusses getroffen werden können. Zugleich sieht man zwischen den Bastionen die Verbindungsmauern, Kurtinen genannt. Im Falle der Bastion Dauphin ist der Kurtine ein dreieckiger Bau vorgelagert, der trotz dieser Form Demi-Lune (Halbmond) genannt wird. Vor dem letzten Mauerring fällt das Glacis, eine Aufschüttung aus Erdreich, leicht ins Tal ab und bietet freies Schussfeld für die in einem verdeckten Gang des Glacis eingesetzten Musketenschützen.
Ein geostrategisches Bollwerk
Bunte Putzbauten bestimmen das Straßenbild von Briançon
Die unruhigen Zeiten gehören in Briançon längst der Vergangenheit an; die Festung ist heute ohne Funktion. Innerhalb des Festungsrings drängen sich an schmalen Gassen Häuser mit zartgelbem, himmelblauem und orangem Putz aneinander.
Bizarre Felslandschaft auf dem Weg zum Fort Queyras
In Serpentinen geht es von Briançon hinauf zum Col de l’Izoard. Oberhalb der Baumgrenze breitet sich eine bizarre Berglandschaft aus: Felsschlote und -kamine in gelblich-brauner Farbe, graue Muren und rostrote Flanken. Vom Pass kommend, schiebt sich im Tal der Guil auf einem Felssporn das Fort Queyras ins Blickfeld.
Noch heute versperrt eine Zugbrücke den Zugang zum Fort Queyras
Im Kern ist es eine mittelalterliche Burganlage mit Wehrgängen und einem zentralen Bergfried, die am Ende des 17. Jahrhunderts durch Bastionen verstärkt wurde. Noch heute gelangt der Besucher nur über eine Zugbrücke in die Festung und betritt die Nord-Ost-Bastion.
Nach Plänen Vaubans zur Festung ausgebaut: die Burganlage von Queyras bei Ville-Vielle Château
Als Vauban beauftragt wurde, die Burg umzugestalten, hatte das geostrategische Gründe: Truppen des damaligen Herzogs von Savoyen waren über den Col Saint Martin ins Queyras-Tal gezogen und hatten den Ort Château-Ville-Vieille überrannt, der am Fuße des Burgbergs liegt. Die Bewohner hatten sich zuvor in die Burg geflüchtet und harrten zunächst aus. Unter ihnen war ein junger Bursche, der sich eines Nachts heimlich in den Ort aufmachte und die Häuser in Brand setzte. Das war für die Savoyer Anlass genug sich zurückzuziehen und für den französischen Monarchen, die Burg verstärken zu lassen.
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