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Reiseführer Münsterland

Drei Burgen, eine Stadt: Lüdinghausen

 

Nirgendwo sonst im Münsterland findet man gleich drei Wasserburgen an einem Standort. Es handelt sich um die mittelalterlich geprägte Burg Vischering, in dem das Münsterlandmuseum untergebracht ist, der nicht öffentlich zugängliche münsterländische Adelssitz Burg Wolfsberg und die im Renaissancestil erbaute Burg Lüdinghausen.

Münsterland: Er verbindet Münster, Senden und Lüdinghausen - der Dortmund-Ems-Kanal

Er verbindet Münster, Senden und Lüdinghausen - der Dortmund-Ems-Kanal

Lüdinghausen liegt wie Münster und Senden an der Radroute Dortmund-Ems-Kanal. Es präsentiert sich als ein schmuckes Städtchen mit sehr viel Stadtgrün. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass die Stadt Mitglied in der Vereinigung Cittaslow ist, die sich für die Verbesserung der städtischen Lebensqualität einsetzt.

Überrascht dürfte jeder sein, der an dem 1951 errichteten Denkmal vorbeikommt, mit dem an die nunmehr mehr als 1000-jährige Geschichte der Gemeinheitsweiden und der letzten Kuhhirten Lüdinghausen erinnert wird. Ein Pfeife schmauchender Bauer steht auf einem massiven Sockel, daneben ein Heu futterndes Rind. Längst ist die Gräfte, der Burggraben, der Burg Wolfsberg unter einer Straßendecke verschwunden und dennoch finden sich noch Spuren der ehemaligen Befestigung in der heutigen Stadtbebauung. Die mittelalterliche Burg wurde im 19.Jahrhundert klassizistisch überformt, sodass nur ein geübtes Auge die Burg als solche erkennt. Nur wenige Schritte sind es bis zum Hake-Haus, einem Armeleutehaus aus dem 17.Jahrhundert und das älteste weltliche Gebäude Lüdinghausens. Diesem Gebäude gegenüber befindet sich eine kleine Grünanlage.

In dieser erinnert man sich mit einem Denkmal an die jüdischen Mitbürger und andere Opfer des NS-Regimes. Nach der Querung der Alten Stever stehen wir vor der aus Sandstein erbauten spätgotischen St. Felizitaskirche. Über die Burgstraße gelangen wir zur Borgmühle , die auf das frühe 15.Jahrhundert zurückgeht, und zur Burg Lüdinghausen gehört.

Münsterland: Nicht zu übersehen: St. Felizitaskirche in Lüdinghausen

Nicht zu übersehen: St. Felizitaskirche

Sitz der Herren von Lüdinghausen

Die Burg Lüdinghausen hat längst ihre Funktion verloren, wenn sie auch immer noch von einem Burggraben umgeben ist. Sie liegt inmitten des Stadtparks, einem beliebten Treffpunkt der jüngeren Lüdinghausener. Die heutige Burganlage geht im Kern auf das 13.Jahrhundert zurück und wurde im 16. Jh. unter Gottfried von Raesfeld zu einer ansehnlichen Renaissanceburg umgebaut. Anfänglich war die Burg das Lehen des Klosters Werden und gehörte den Herren von Lüdinghausen. Diese hatten nicht gerade das beste Verhältnis zu ihrem Landesherren, dem Fürstbischof von Münster, der deswegen einen Drosten und Truppen nach Lüdinghausen entsandte. Diese wurden auf Burg Vischering nördlich der Burg Lüdinghausen einquartiert.

Nachdem der letzte Besitzer der Burg Lüdinghausen kinderlos verstorben war, fiel diese Burg an den Fürstbischof von Münster und später an das Münsteraner Domkapitel. Im 19.Jahrhundert nutzte man die Burg als Landwirtschaftsschule. Heute dient sie als sozialkulturelles Zentrum.

Wohnkultur in der Renaissanceburg

An die Tatsache, dass die Burg zu einem Domkapitel gehörte, erinnert der Kapitelsaal, der laut einer Inventarliste aus dem späten 16.Jahrhundert mit fünf neuen Tischen, zwei Schrägtischen, sechs kleinen Schemeln, sechs mit schwarzem Leder bezogenen Stühlen und wenigen anderen Möbeln ausgestattet war. Zu sehen ist an der östlichen Stirnseite des Saals das Wappen derer von Raesfeld. Beim Schlossrundgang können wir zudem einen Blick ins Vestibül werfen, das ursprünglich mit dem Trauzimmer eine Einheit bildete. In diesen Räumen findet man einen meisterlich gearbeiteten Kamin, der sogenannte Adam-und-Eva-Kamin mit der „Versuchung im Paradies“. Blau und Grün ausgeschlagen sind das Vehof- und das Tüllinghoffzimmer. Diese Farben gehen auf das Ende des 19.Jahrhunderts zurück. Die sichtbare schlichte Sandsteintürrahmung des Zimmers verweist auf das einstige Vorhandensein eines Abtritts zur Gräfte hin.

Münsterland: Hinter diesen Mauern stößt man auf die Wohnkultur vergangener Jahrhunderte (Burg Lüdinghausen)

Hinter diesen Mauern stößt man auf die Wohnkultur vergangener Jahrhunderte

Das Wolfsbergzimmer, das Schlafzimmer des Burgherren während der Renaissancezeit, und das im Zwischengeschoss befindliche Patzlarzimmer kann man ebenso besuchen wie das Alrottzimmer, dessen freigelegte Farbreste auf die frühere Farbigkeit des Raumes verweisen. Ausgrabungen förderten im Untergeschoss des Schlosses Mauernischen für Vorräte und einen Brunnen aus dem 16.Jahrhundert sowie Fragmente einer mittelalterlichen Fußbodenheizung zutage.

Zur Burg Vischering

Verlassen wir die Burg, so stehen wir im Burghof. Die dortige Pflasterung gibt den Umfang des bis 1829 vorhandenen Bergfrieds wider, der eine Höhe von 45 Metern besaß. Deutlich zu erkennen ist, dass der Südflügel des Schlosses ein Kind der Renaissance ist. Der Westflügel hingegen mit dem Turm wurde erst im ausgehenden 19.Jahrhundert erbaut. Jüngeren Datums ist außerdem das heutige Torhaus, das laut Inschrift im Torbogen 1906/07 erbaut wurde. Unweit steht die Bronzebüste von Gottfried von Raesfeld, der bis zu seinem Tode als Amtmann für das Münsteraner Domkapitel in Lüdinghausen seines Amtes waltete.

Münsterland: Büste von Adolf Freiherr von Bodelschwingh-Plettenberg (1797 - 1869)

Büste von Adolf Freiherr von Bodelschwingh-Plettenberg (1797 - 1869)

Auf dem Weg Richtung Klosterstraße und Burg Vischering kommen wir an zahlreichen Büsten vorbei. Erinnert wird mit diesen unter anderem an Fabio Chigi, den päpstlichen Gesandten beim Westfälischen Frieden und späteren Papst Alexander VII. und an Friedrich von Lüdinghausen-Wolff, den Gründer der Universität Breslau.

Münsterland: Burg Vischering - ebenfalls eine Wasserburg

Burg Vischering - ebenfalls eine Wasserburg

Von der Wasserburg zum Museum: Burg Vischering

Die Burg Vischering wurde erstmals 1271 erwähnt und gilt als eine der schönsten Wasserburgen Westfalens. In ihrer Bauform als sogenannte Ringmantelburg ist sie einzigartig. 1521 wurde durch einen Brand die ursprüngliche Hauptburg fast vollständig vernichtet. Zwei Jahrzehnte nach diesem Brand wurde die äußere Befestigungsanlage verstärkt. Seit 1972 ist auf der Burg das Münsterlandmuseum untergebracht.

Nur über einen schmalen Steg, der über eine Gräfte führt, ist die Vorburg mit den Wirtschaftsgebäuden zu erreichen. Über einen weiteren Steg erreicht man die eigentliche Burg des 16.Jahrhunderts. Zu dieser Anlage mit Innenhof gehören das Torhaus (1519), der West- und Südflügel sowie die Ringmauer mit Wehrgang.

Münsterland: Vor der Hauptburg (Burg Vischering)

Vor der Hauptburg

Auf unserem weiteren Weg durch die Stadt passieren wir die 1858 erbaute Evangelische Kirche. In der Hermannstraße stoßen wir auf das Mahnmal für die Synagoge der jüdischen Gemeinde Lüdinghausen. Die 1838 erbaute Synagoge musste 1982 einem Wohnhausneubau weichen. Zugleich gedenkt man an diesem Ort der jüdischen Bürger der Stadt, die gedemütigt, entrechtet, vertrieben und ermordet wurden.

Münsterland: Ein Mahnmal erinnert an die Synagoge von Lüdinghausen

Ein Mahnmal erinnert an die Synagoge

Lass Rote Rosen regnen ...

... ist die Zeile eines Liedtexts der legendären Hildegard Knef. Regnende Rosen gibt es in dem Ortsteil Seppenrade nicht. Dafür aber blühen zwischen Juni und August auf einer stillgelegten Müllkippe über 20000 Exemplare der „Königin der Blumen“. Insgesamt 600 Rosensorten kann man im Rosendorf Seppenrade bestaunen. Ein Teich mit Seerosen und über 300 Zierfischen bereichert den Rosengarten. Der Titel Rosendorf wurde dem Ort 1972 vom Verein deutscher Rosenfreunde e. V. verliehen.

Pedalritter aufgepasst

Für Pedalritter empfehlen sich gleich mehrere Touren mit dem Startpunkt Lüdinghausen. Zum einen kann man eine 20 Kilometer lange Tour zur Burg Kakesberg unternehmen und zum anderen kann man diese zum Schloss Senden und ins Venner Moor fortsetzen. Die Waben 173, 172 und 168 durchquert, wer vom Rosengarten Seppenrade aus unterwegs ist, die Burgen von Lüdinghausen ansteuert, zum Halterner Stausee und schließlich nach Dülmen radelt.

Tourentipp:
Lüdinghausen ist ein guter Ausgangspunkt auf dem BUS-Wanderweg zum "Versailles des Münsterland", Schloss Nordkirchen.



Weitere Informationen

Lüdinghausen Marketing
www.luedinghausen.de

Burg Lüdinghausen
www.burgluedinghausen.de

Münsterlandmuseum in der Burg Vischering
Berenbrock 1
59348 Lüdinghausen
Tel.: 0 25 91 - 79 9 00

Heimatverein Seppenrade e.V.
Am Rosengarten 6
59348 Lüdinghausen - Seppenrade
www.seppenrade.de
Radausleihe
Fahrradstation
Burg Lüdinghausen
Tel. 0 25 91 – 62 51 (Mitte April bis Mitte Okt.)

Essen und Trinken

Wer regionale Küche liebt, der kann zum Beispiel im Hotel Borgmann (Münsterstr. 17) einkehren und Westfälische Krüstchen mit Spiegelei oder Westfälischen Pfefferpotthast mit Dillgurken genießen. Oder wie wäre es im Hotel zur Post (Wolfsberger Str. 11) mit Altbiersüppchen, Poulardenbrust mit Calvadosrahmsauce und Pumpernickel-Honigparfait zum Nachtisch?

 

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