Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther
Dülmen, im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und daher nahezu ohne historische Bausubstanz, ist der Ausgangspunkt zum Besuch der mit 1,35 Meter Schulterhöhe recht kleinen Dülmener Wildpferde. Die etwa 400 Pferde leben in dem Naturschutzgebiet „Wildpferdebahn im Merfelder Bruch“, westlich von Dülmen. Um den Wildpferdebestand konstant zu halten, wird jährlich Ende Mai der Wildpferdefang abgehalten. Dabei handelt es sich um eine alte Tradition in Westfalen, bei der die Jährlinge von der Herde getrennt und versteigert werden. Bei diesem Spektakel - Karten für dieses Ereignis werden schon Monate vorher angefragt und verkauft - sind Tausende von Besuchern in der Wildfangarena zugegen: Im Galopp erreichen die Wildpferde die nicht überdachte Arena und werden dort von Hand getrennt, hier die Stuten mit Fohlen, dort die Jährlinge, leicht struppige Gesellen mit gräulichem Fell und kurzem Schweif.
Die Wilden vom Merfelder Bruch
Wer nun nicht gerade Ende Mai in der Gegend ist, muss sich die Begegnung mit den Wildpferden nicht entgehen lassen. Die Erwartung, ungestüme Mustangs oder Brumbies anzutreffen, erfüllt sich allerdings nicht. Eigentlich kann man auch nicht im strengen Sinne des Wortes von Wildpferden sprechen, denn sie werden auf einem 400 Hektar großen, eingezäunten Wald- und Wiesenareal gehalten, das zu den Besitzungen derer von Croÿ gehört. Die im Merfelder Bruch gehaltenen Pferde sind dem gräulich-bräunlich gefärbten Tarpan, einem rückgezüchteten Wildpferd Osteuropas, sehr ähnlich.
Die Herde hält gebührenden Abstand zum Menschen
Wenn keine Besucher einen Blick auf die Wildpferde werfen wollen, durchstreifen diese das gesamte Gelände, reiben sich an der rauen Rinde der Birken das Winterfell vom Leib und suchen nach jungem Grün auf den Wiesen oder in den Mischwaldstreifen. An den Wochenenden allerdings treibt man die Herde von 370 Tieren auf eine lang gestreckte Besucherwiese, die eingezäunt ist. Schließlich wollen die Besucher für ihr Eintrittsgeld Wildpferde sehen. Als Fluchttiere halten die Dülmener Graubraunen Abstand zu Menschen und anderen Lebewesen. Streicheln lassen sie sich daher nicht, denn näher als zehn Meter lassen sie niemand an sich heran.
Mit der Försterin im Gelände
Frederike Rövekamp, die als Försterin die Herde betreut, weiß nicht nur über die jetzige Herde bestens Bescheid, sondern auch über den Ursprung der Wildpferdeherden in Westfalen: „Über Jahrhunderte wurden Herden wilder Pferde bewirtschaftet, so im Emscher Bruch“, berichtet die Försterin vom Merfelder Bruch, die mich bei meinem Besuch begleitet. Im Zuge der Siedlungsverdichtung und der Zunahme der Herden beschlossen deren genossenschaftlich organisierte Eigner die Ausrottung des Bestandes. Um die Mitte des 18. Jahrhundert waren, so glaubte man, keine wilden Pferde in Westfalen in den Wäldern oder auf den sumpfigen Wiesen mehr unterwegs. Doch weit gefehlt, eine kleine Herde hatte im Merfelder Bruch überlebt. Es waren nicht mehr als 30 Wildpferde, die man dort Jahrzehnte nach der Ausrottungsaktion fand. Sie sollten die Keimzelle der jetzigen Herde bilden.
Im Familientrott unterwegs
„Die gesamte Herde“, so Frederike Rövekamp, „besteht aus kleinen Gruppen, die von einer Leitstute angeführt werden. Nur wenn die Tiere ziehen, kann man dieses Leittier identifizieren.“ Im Gegensatz zur Haltung in einem Zoo versucht man im Merfelder Bruch weitgehend auf menschliches Eingreifen zu verzichten. Geburten, die meist nachts und bei gutem Wetter stattfinden, gehen ohne Tiermediziner ab. Stallungen und Unterstände gibt es im Gelände nicht. Zufütterungen finden nur in sehr strengen Wintern statt, um den Verbiss im Gehölz gering zu halten. Tag und Nacht, sommers wie winters bleiben die Tiere im Gelände. So kann natürliche Selektion stattfinden. Im Unterschied zu tatsächlichen Wildpferden, die aus 10 bis 15 Tieren nebst Hengst bestehen, lässt man hier die Hengste nur wenige Wochen zu den Stuten.
Nachwuchssorgen gibt es nicht
Für Nachwuchs wird gesorgt
120 geschlechtsreife Pferdedamen warten in der so genannten Rosse auf ihren „Märchenprinzen“, der sich nach getaner Arbeit gerne wieder von der Herde trennen lässt. Ein Hengst allein könnte allerdings nicht für Nachwuchs sorgen, so dass man dicht am Anwesen derer von Croÿ zehn Hengste hält, die im Wechsel willige Pferdedamen decken. Durch den menschlichen Eingriff entwickeln sich auch keine eigenständigen Herden von männlichen Nachkommen des Leithengstes, der seine Söhne in der freien Natur vertreiben würde, um seine Stellung im Stutenharem nicht zu gefährden.
„60 Geburten haben wir im Jahr“, so Frederike Rövekamp. Die Hälfte der Jungtiere wird verkauft, um dann als Freizeitpferd bei Pferdeliebhabern den Rest ihres Lebens zu verbringen. Früher jedoch kamen die Wildpferde als Grubenpferde oder in der Kavallerie zum Einsatz.
Doch nicht allein die Dülmener Wildpferde fühlen sich im unter Naturschutz stehenden Bruch wohl, sondern auch der Brachvogel, der in Feuchtgebieten brütet. Einwanderer aus Nordafrika sind einige Nilgänse, leicht an ihrem fuchsfarbenen Deckgefieder zu erkennen. Der Kuckuck lässt sich mit seinem typischen Schrei vernehmen und Bussarde kreisen auf Beutezug über den Wiesen.
Der Wildpferdefang in Dülmen © Münsterland Touristik Grünes Band e.V.
Radwanderdorado und PS-starke Spielzeuge
Dülmen ist aber nicht nur mit dem Wildpferdefang verbunden, sondern auch ein Radwanderdorado. Zwölf thematische Touren sind ausgewiesen, ob nun die F5 Westfälisches Versailles, F12 Baumberge oder F13 Von Dülmen nach Münster. Auch der Merfelder Bruch kann mit dem Drahtesel nach einer Tour von 28 Kilometern erreicht werden.
PS-starke Spielzeuge für ergraute Herren mit dickem Geldbeutel werden in Dülmen handgefertigt. Wiesmann-GT MF4 und Wiesmann Roadster MF3 werden die heißen Schlitten genannt, von denen einige Dutzend im Jahr hergestellt werden. Ob allerdings 500 PS starke Sportflitzer angesichts der Klimaprobleme zeitgemäß sind, darf wohl verneint werden. Doch solange Herr Mustermann sich einmal im Leben wie Michael Schumacher fühlen möchte, wird Wiesmann schnelle Autos in Kleinstserie produzieren.
In der Tradition des Bauhauses: Die Heilig-Kreuz-Kirche
Verehrung einer Dülmener Mystikerin
Angesichts der Zerstörung der Stadt ist die Zahl sehenswerter Baudenkmäler gering. Die im Nachklang des Bauhauses zwischen 1936 und 1938 nach Plänen von Dominikus Böhm erbaute Heilig-Kreuz-Kirche ist ein massiver Kubus mit schmalen vertikalen, von Betonpfeilern gegliederten Chorfenstern. Wie Schießscharten wirken die wenigen anderen Fenster unter der Dachlinie des sandfarbenen Baukörpers. In dieser Kirche befindet sich die Gedenkstätte für die aus armen Verhältnissen stammende Anna Katharina Emmerick, die im nahen Coesfeld das Licht der Welt erblickte. Bekannt wurde sie als stigmatisierte „Nonne von Dülmen“, wies sie doch an ihrem Körper Male wie der Gekreuzigte auf. Das Grab der „Mystikerin des Münsterlandes“, die von Papst Johannes Paul II. 2004 selig gesprochen wurde, befindet sich in der Krypta der Kirche und ist heute Ziel von Pilgern.
Nur ein Denkmal ist geblieben
An die Zeit, als der Markt von Dülmen nur durch Stadttore erreichbar war, erinnert das Lüdinghauser Tor mit seinen charakteristischen Rundtürmen. Nebenan erinnert in einer kleinen Grünanlage ein aus zwei Stelen mit gebrochenem Davidstern bestehendes Denkmal an die in der Nazizeit ermordeten Juden aus Dülmen.
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