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Reiseführer Münsterland

Auf der 100-Schlösser-Route von Warendorf nach Sassenberg und Ostbevern (2)

 

Unterwegs nach Ostbevern


Anschließend radeln wir am westlichen Ortsrand von Füchtorf entlang gen Südwesten, um zum Kloster Vinnenberg zu gelangen. Ausgewiesen sind auf dem Wegweiser Ostbevern (19 km) und die Wabe 71. Da wir nicht im Heu übernachten wollen, lassen wir auch den Abzweig zum Hof Horstmann links liegen und setzen unsere Tagestour ohne weitere Unterbrechung fort.


Wer Heidelbeeren mag oder auch ein Spargelfreund ist,  der unterbricht seine Tour und lenkt seine Schritte auf den Spargelhof Hüchtker in Saasenberg-Füchtorf. Im Weiteren folgen wir dem Hinweis auf den Landgasthof "Zum Kühlen Grunde", der uns auch zum Kloster Vinnenburg bringt. Zu diesem an der Bever gelegenen Kloster gehört nicht nur die Klosterkirche, sondern auch eine Wassermühle, das Konventgebäude und das von einer Gräfte umschlossene so genannte Paterhaus, das 1772 erbaut wurde. Wer sich stärken möchte, kann am Kloster eine Pause einlegen und sich im gegenüberliegenden Landgasthaus ein Champignonrahmschnitzel oder feines Endivien-Kartoffelgemüse mit Apfelstückchen und gebratener Blutwurst sowie Apfelkompott schmecken lassen. Wie wäre es zudem mit einem kühlen Weißbier König Ludwig.

Münsterland: Die einstige Ritterburg Schloss Loburg dient heute schulischen Zwecken

Die einstige Ritterburg Schloss Loburg dient heute schulischen Zwecken

Über die Straße Beverstrang und die Waben 211/69 setzen wir die Tour fort. Unterwegs passieren wir den Abzweig zum Habichtshof und dem dortigen Bauerncafé, das allerdings nur an Wochenenden geöffnet ist. Um nach Ostbevern zu gelangen, treten wir mächtig in die Pedale und folgen der ausgewiesenen 100-Schlösser-Route, die am Ortsrand von Ostbevern zum Schloss Loburg führt. Dieses Schloss war einst Schulzenhof und Ritterburg. Heute wird es für schulische Zwecke genutzt. Erstmals wurde die Lohburg 1294 urkundlich erwähnt. In einer weiteren Urkunde von 1412 ist vom Castrum Johannes de Beveren die Rede, also von einer befestigten Ritterburg mit Palas. Umgeben war die Anlage damals von einer bis zu 20 Meter breiten Gräfte. 1760 schlug die Stunde des bekannten Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun, der nach dem Abriss der baufälligen Burg ein Schloss mit ovalem Hofraum und breiten Gräften entwarf und dessen Bau beaufsichtigte. In den nachfolgenden Jahrhunderten wechselten die Besitzer mehrfach. 1899 brannte das Schloss nach einem Blitzeinschlag bis auf die Grundmauern nieder. Zwei Jahre nach diesem Unglück entstand an gleicher Stelle eine neobarocke Anlage, von der allerdings 1951 nach dem Abriss der Vorgebäude und Errichtung von Neubauten nur das Schloss übrig blieb. Seit den 1950er Jahren hat das freie katholische Internatsgymnasium Collegium Johanneum seinen Sitz auf der Lohburg.

Von der Bever an die Ems

Durch den angrenzenden Schlosspark mit seinen Rhododendren und den Loburger Wald gelangen wir nach Ostbevern. Wir durchfahren den Ort, bis wir am Ortsrand auf einen leeren Pavillon stoßen, der im Rahmen der Regionale2004 errichtet wurde. Hier biegen wir auf den Burgweg ab, der uns zur Bever führt. An dessen Ufer steht die Plastik von Basilius Kleinhans „Teilung der Boote“. Zudem sehen wir ein in Fachwerk gehaltenes Mühlengebäude, das am Lauf der Bever steht.

Münsterland: Kunstobjekt an der Bever

Kunstobjekt an der Bever

Teilweise befahren wir die Wasserroute Beveraue, ehe wir am Rande der Schirlheide unsere Tour (Wabe 77/213)fortsetzen. So gelangen wir zum Ems-Radweg bei Telgte, eine gute Gelegenheit, einen Abstecher in dieses Städtchen zu unternehmen, das für seine Kutschenwallfahrt an Himmelfahrt bekannt ist.

Münsterland: Eine rekonstruierte bronzezeitliche Kultstätte am Ufer der Ems

Eine rekonstruierte bronzezeitliche Kultstätte am Ufer der Ems

Am Ufer der Ems hat man eine heidnische Begräbnisstätte mit Pfostenallee inszeniert, die bei der Erweiterung eines Campingplatzes in Telgte-Raestrup vernichtet wurde. Die Allee, so nehmen Forscher von heute an, durchschritten die Menschen der Stein- und Bronzezeit von etwa 3700 Jahren in einer Prozession mit kultischem Hintergrund. So gab es also weit vor den christlichen Prozessions- und Kreuzwegen in der Telgter Gegend schon kultische Prozessionswege. Teile der Emsauen von Telgte wurden in den letzten Jahrzehnten mit Hainbuche, Stieleiche, Vogelkirsche und Esche aufgeforstet. Weißdorn findet man in den Flussauen ebenso wie Schneeball und Korbweide. Nicht zu übersehen sind einige Kleingewässer in Flussnähe.

Münsterland: Telgte - ein Anziehungspunkt für Pilger

Telgte - ein Anziehungspunkt für Pilger

Wer sich in Telgte umschauen möchte, dem sei der Besuch des Kornbrennereimuseums ebenso empfohlen wie der barocken Gnadenkapelle und der Propsteikirche St.Clemens, die um 1522 entstand. Die „Schmerzhafte Madonna“ in der Gnadenkapelle wird jedes Jahr von Zehntausenden aufgesucht, die nach Telgte pilgern.

Wanderweg XE lieber nicht

Da Telgte an der Bahnstrecke Münster-Bielefeld liegt, kann man hier seine Tour beenden oder bei Lust auf mehr dem Emsradweg gen Warendorf folgen. Nicht zu empfehlen ist der Wanderweg XE, der zwar direkt an der Ems verläuft, aber wenig begangen und gepflegt ist. Mit einem Mountainbike kann man die teilweise unebene und überwachsene Treidelwegstrecke zwar befahren, aber ein Vergnügen ist das nicht. Man sollte daher der offiziellen Trassierung des Emsradwegs folgen und über Einen und Müssigen nach Warendorf radeln.

Münsterland: Ein Einem: Die Ems wird renaturiert

Bei Einem: Die Ems wird renaturiert

Wissenswertes am Emsradweg

Entlang der Ems befinden sich mehrere Informationspunkte. An diesen erfährt man zum Beispiel von Napoleons Autobahnen, nachdem 1812 der Bau einer Ortsumgehung von Telgte begann, die zur vierspurigen Heerstraße von Paris über Münster und Telgte nach Bremen und Hamburg führte. Realisiert wurde die Umgehung bis auf eine aufgeschüttete Brückenrampe nicht. Diese Rampe, heute bewaldet, steigt von Süd nach Nord um drei Meter an und misst eine Länge von 50 Metern und eine Breite von 20 Metern.

Beim Turm am Mühlenbree nahe Einen erhält man Informationen über die Veränderung des Emslaufs, der beinahe so gerade wie eine Autobahn ist. Das ist nicht der natürliche mäandernde Lauf des Flusses, sondern Ergebnis menschlicher Eingriffe in den 1930er und 1950er Jahren. Nunmehr ist man dabei Schritt für Schritt dem Fluss wieder seinen natürlichen Lauf zurückzugeben und die Verkürzung der Fließlänge von fünf Kilometern auf 2,8 Kilometern aufzuheben. Dazu diente 2009 auch das durch die Bezirksregierung Münster veranlasste Ems-Auen-Schutzkonzept Projekt Einen.

Am Kottruper See vor den Toren Warendorfs stößt man auf einen weiteren Informationspunkt, der sich dem Thema „Steinreich – Sandreich – Fundreich“ widmet. Dabei durchschreitet man mehrere Torbögen und zugleich damit verschiedene Zeitfenster. Zwischen Emsauenweg und Ems befanden sich nicht nur eine Neandertaler-Fundstätte, sondern auch ein späteiszeitlicher Wald und eine mittelalterliche Siedlung. Gefunden wurden unter anderem das Schädelfragment eines Neandertalers sowie Mammutknochen. Freigelegt und geborgen wurden bronze- und eiszeitliche Gräber. Nachgewiesen konnte eine aus vier bis fünf Gehöften bestehende mittelalterliche Siedlung des 7. bis 9.Jahrhunderts. In einem rostigen Zeitregal in Seenähe werden Funde aus dem See präsentiert, gleichsam Archäologie zum Anfassen.

Dem weiteren Lauf des Emsradwegs folgend, erreichen wir schließlich unseren Ausgangspunkt, die ehemalige Hansestadt Warendorf.

Weitere Informationen

Touristische Informationen

Warendorf
www.warendorf.de

Sassenberg
www.sassenberg.de

Telgte
www.telgte.de

Sehenswürdigkeiten

Haus Schücking
http://www.lwl.org/ParkUndGartenanlagen/LWL/Dokumente/320.html

Museen

Kornbrennereimuseum Telgte
http://www.telgte.de/www/inhalt/touristik/inhalt_mus_korn.html

Sonstiges

Dinkelhof Horstmann
www.hofhorstmann.de/
´
Füchtorfer Spargel
http://www.fuechtorfer-spargel.de/

Spargelhof Hüchtker
Familie Hüchtker 
Milter Straße 3
48336 Sassenberg-Füchtorf
auch Heidelbeeren zum Selbstpflücken

Landgasthof "Zum Kühlen Grunde"
Beverstrang 40
48231 Warendorf-Vinnenberg
http://vinnenberg.1held.de/zumkuehlengrunde.htm

 

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