Münster ganz fürstlich
Der Erbdrostenhof und das Schloss in Münster sind Ausdruck des fürstlichen Münsters, in dessen Umgebung gleich drei Anwesen mit dem Leben der Lyrikerin Annette von Droste-Hülshoff verbunden sind: Schloss Hülshoff, Rüschhaus und Haus Vögeding. Zwei von ihnen liegen auf der 100-Schlösserroute, auf der man – mit dem Drahtesel unterwegs – 140 Schlösser und Burgen ansteuern kann. Als Wegweiser dienen nicht nur weithin sichtbare Schilder mit roter Schrift und Kilometrierung bis zum nächsten Zielort, sondern auch Einschieber mit einer grünen Burgzinne.
Bestens beschildert: die Schlösserroute
Kein Geringerer als der Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun, dem Münster auch die Clemenskirche verdankt, entwarf das Münsteraner Schloss für den Ort, an dem bis zum Siebenjährigen Krieg die so genannte Paulsburg stand. Steht man vor der ausladenden Schlossfassade, ist unschwer der Typ einer Dreiflügelanlage zu erkennen. Sie wurde mit rotem Backstein und hellem Sandstein erbaut. Längst dient das Schloss keinem Fürstbischof mehr als Residenz. Statt dessen nutzt die Westfälische Wilhelms-Universität diese 91 Meter lange Schlossanlage. Sehenswert ist der Schlossgarten, in dem sich der Botanische Garten befindet. Gewächse des Mittelmeerraumes findet man neben Kalkbuchenwald. Neuseeländische und australische Flora wie Kauri-Fichte und Schopfmyrte sowie Silbereiche und Kängurubaum sind hier gleichfalls heimisch. Ein besonderer Anziehungspunkt ist die Victoria-Seerose mit einem Blattdurchmesser von bis zu zwei Metern, die im Victoriahaus gedeiht. Seltene Gehölze findet der Besucher im Arboretum, darunter Eisenholz und Japanischer Schnurbaum.
Das Schloss in Münster: einst die Residenz eines Fürstbischofs
Auch hier war Johann Conrad Schlaun am Werke
Mitten in der Stadt – in der Salzstraße – steht der Erbdrostenhof – ebenso wie das Schloss ein Entwurf von Johann Conrad Schlaun. Auftraggeber Schlauns war der Erbdroste Adolph Heidenreich Freiherr Droste zu Vischering. Im Gegensatz zur Strenge der Dreiflügelanlage des Schlosses geht von diesem Adelspalais eine gewisse Beschwingtheit aus. Auf einem Eckgrundstück ließ Schlaun den Bau diagonal platzieren und die Seitenflügel wie gespreizte Vogelschwingen anlegen. Ein barockes Highlight in Münster ist gewiss der Festsaal im Mittelbau dieses Adelspalastes, für den ein österreichischer Freskomaler illusionistische Malereien ausführte.
Haus Vögeding, vom Wasser umgeben
Unterwegs mit Annette von Droste-Hülshoff
Verlassen wir Münster und machen auf unserer kurzen Schlössertour zunächst Halt am Haus Vögeding, das Annette von Droste-Hülshoff auf ihren Spaziergängen vom Rüschhaus zum Schloss Hülshoff aufsuchte. Sie besuchte in Haus Vögeding die mit ihr befreundete Pächterstochter und trank mir ihr stets ein Glas Buttermilch, ehe sie ihren Spaziergang fortsetzte. Ursprünglich handelte es sich bei Haus Vögeding um eine Burganlage des Mehr-Insel-Typs mit einem Herrenhaus auf der zweiten Insel. Heute ist das ursprüngliche Haus Vögeding nur noch in Teilen erhalten und in privater Hand. Daher ist es nur von außen zu besichtigen.
Auf das Rüschhaus (http://www.rueschhaus.de) – das ist unser nächstes Etappenziel – führt eine Buchenallee zu. Zu Beginn dieser Allee hat Richard Serra einen sich leicht neigenden rostigen Kubus platziert, gleichsam Serras Verneigung vor dem Barockbaumeister Schlaun. So heißt der Titel dieses geschmiedeten Stahlquaders mit einem Gewicht von 40 Tonnen auch „Dialog mit Johann Conrad Schlaun“.
Endlich am Ziel: das Rüschhaus
Von Johann Conrad Schlaun wurde ein von einem Wassergraben umschlossener Gräftenhof, ein typisches münsterländisches Bauernhaus mit Diele und Ställen sowie einem Gartensaal, barock umgestaltet. Im frühen 19.Jahrhundert gelang dieser Schlaun-Bau in den Besitz derer von Droste-Hülshoff. Hier lebte die Lyrikerin Annette von Droste-Hülshoff sowie deren Mutter und Schwester, während der Bruder auf Burg Hülshoff zuhause war. Droste-Hülshoffs „Die Judenbuche“ entstand in ihrem „Schneckenhäuschen“, so die Dichterin über ihre Bleibe, die von einem formalen Barockgarten umgeben ist.
Beim Umbau des einstigen Bauernhofes hatte sich Schlaun wiederum für eine Dreiflügelanlage entschieden, doch in anderem Sinne als bei den beiden oben genannten Palästen: Das Haupthaus wird von zwei „Torhäusern“ flankiert. Die Hofpflasterung vor den „Torhäusern“ verweist auf die ursprüngliche Nutzung, wurde doch bei einem münsterländischen Bauernhaus hier der Mist abgeladen. Roter Klinker und gelber Sandstein sind die Materialien für das eher schlicht wirkende, an ein Herrenhaus erinnernde Rüschhaus.
Ein kleiner Kerl als Zier der Gartenanlage
Sorgsam gestutzt sind die Doppelreihen von Buchsbaumhecken in der Gartenanlage. Tulpen und Stiefmütterchen blühen im Frühjahr zwischen den Heckenreihen. Putti haben am Rande der vor zwei Jahrzehnten vollständig restaurierten Gartenanlage ihren Platz. Zur Zeit der Annette von Droste-Hülshoff gab es noch einen Gemüsegarten und das heute verfallene Gartenhäuschen diente als Gewächshaus, das Jenny von Droste-Hülshoff benutzte, um ihrem Hobby zu frönen.
Abschließend besuchen wir noch Burg Hülshoff – und mit uns zahlreiche Radwanderer, die gut gerüstet auf der Schlösserroute, der ältesten thematischen Radroute in NRW, in die Pedale treten und die münsterländische Parklandschaft nebst Schlössern genießen. Auf Burg Hülshoff erblickte Annette von Droste-Hülshoff das Licht der Welt. Ihrer Familie gehörte der einstige Rittersitz seit dem 15. Jahrhundert.
Von Wasser umflossen: Burg Hülshoff
Die Burg ist eine typische westfälische Wasserburg mit einem im Stil der Renaissance erbauten Herrenhaus. Ein eigenes Kirchlein schmiegt sich an das Herrenhaus, das sich bei gutem Wetter im Wassergraben spiegelt. In der Gartenanlage entdeckt man auf einem Sockel inmitten einer Rabatte das Brustbild de Dichterin, von der „blumige Zeilen“ wie „Die Rebe blüht, ihr linder Hauch/durchzieht das tauige Revier,/und nah und ferne wiegt die Luft/vielfarb’ger Blumen bunte Zier“ stammen. Einblick in das Leben der Dichterin und ihrer Familie ermöglicht das auf Burg Hülshoff eingerichtete Droste-Museum, zu dem auch eine Ahnengalerie derer von Droste-Hülshoff gehört.
Blick auf das Haupthaus der Burg Hülshoff,
wo sich
das Droste-Museum befindet
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