Ausstellungsorte in
Leipzig Musikinstrumentenmuseum / Museum der Bildenden Künste /Zum Arabischen Coffe Baum/ Grassimuseum
Leipzig
Musikinstrumentenmuseum im Grassi
• Die Suche nach dem vollkommenen Klang laufend
text: ferdinand dupuis-panther
Niemand spielt das Spinett an, dessen Korpus bemalt ist als sei er ein
orientalischer Bucheinband. Auch dem Orgelpositiv mit Reliefdarstellungen
der Wappen der Familie della Rovere wird kein Klang entlockt. Wie wohl
die Glöckchen klingen, die Teil eines Prozessionsstabes aus dem 17.
Jahrhundert sind? Betrachtet man die recht wuchtige Lira da Gamba mit
ihren 13 Saiten, so fragt man sich, wessen Hände im frühen 17.
Jahrhundert das Instrument zum Klingen brachten. Schaut man sich das Rankett,
ein aus Elfenbein im 16. Jahrhundert gefertigtes zylindrisches Blasinstrument
mit zwölf Grifflöchern, dann weiß man eigentlich nicht,
wie man mit 10 Fingern auf zwölf Löchern spielen soll. Leider
zeigt es auch niemand dem interessierten Publikum.
Trompetenlied und Harfenklang
Im Gegensatz zum Musikinstrumentemuseum in Brüssel erhält
der Besucher im Leipziger Haus keinen Kopfhörer, um dem Klang einzelner
Instrumente zu lauschen. Auch auf Infrarottechnik zur Umsetzung des Klangerlebnisses
hat man in Leipzig verzichtet. Statt dessen hat man die Präsentation
der Instrumente und das Klangerlebnis von einander getrennt und in den
Ausstellungssälen zentrale Hörstationen eingerichtet. Findet
man in den Vitrinen ein Instrument mit der Kennzeichnung von zwei Achtelnoten,
dann weiß man, dass man dieses dank der jeweils vorhandenen audiovisuellen
Medien auch zum Klingen bringen kann. So hört man nach Berühren
des Bildschirms ein Trompetenlied aus dem 16. Jahrhundert, die Saltarella
Altera von Elias Nicolai Ammerbach mit den zentralen Instrumenten Harfe
und Krummhorn, eine Hornimprovisation oder Sätze aus Bachs Brandenburgischem
Konzert Nr. 1.
Meisterliches Kunsthandwerk
Beeindruckend ist die Fülle der kunsthandwerklich meisterlich gestalteten
Instrumente: Eine Vedute von Pisa schmückt den Deckel eines um 1580
gebauten Cembalos. Neben der Stadtansicht mit schiefem Turm und Baptisterium
sowie Camposanto findet man noch eine Einzeldarstellung des Baptisteriums
auf dem Deckel, der die Tastatur abschließt. In Leipzig ist außerdem
das älteste erhaltene Clavichord der Welt, das 1543 gebaut wurde
zu sehen. Ein Gemälde aus der Barockzeit zeigt drei Herren und eine
Dame beim gemeinsamen Musizieren. Auffallend sind die dargestellten Saiteninstrumente,
darunter eine Theorbe, einer überdimensionierten Laute gleichend.
Kein Wunder: Die ausgestellte Theorbe von 1613 ist aus einem Umbau einer
Laute entstanden. Basslaute und Chitarrone – als Begleitung von
Tenören am florentinischen Hof sehr beliebt – sind Instrumente,
die uns heute eher fremd sind. Reich verziert ist der Kontrabass von 1662,
dessen Hals Einlegearbeiten – vermutlich aus Ebenholz und Elfenbein
– in Form von Zickzack-Bändern aufweist
Landsknechtsmusik
Trommeln und Langtrompete sind die typischen Instrumente der Stadtwachen
und Landsknechte. Zur Verstärkung Gregorianischer Gesänge bediente
man sich eines Instruments in Schlangengestalt, das aus lederumwickeltem
Holz gearbeitet wurde und Serpent d’Eglise oder Zink genannt wird.
Der Mann, der die Fuge berühmt machte
Erinnert wird in der Ausstellung nicht nur an Johann Sebastian
Bach, der lange Zeit in Leipzig an der Thomaskirche wirkte, sondern auch
an Komponisten wie Orlando di Lasso und Johannes Hermann Schein, der mit
dem Leipziger Thomaskantorat in Verbindung zu bringen ist. Der Instrumentenbau
und –handel war, so erfährt der Besucher, für Leipzig
als Messestadt von Belang. Gehandelt wurde mit Zinken aus Breslau und
italienischen Streichinstrumenten. Arnold Findinger war einer der bedeutenden
Saitenmacher und Lautisten des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Heinrich
Stoer aus Leipzig verstand sich auf den Orgelbau.
Aus der Nürnberger Frauenkirche stammt das reich mit Malerei verzierte Orgelpositiv (um 1610). Man entdeckt einen Bischof in vollem Ornat, die Sternzeichen Zwilling, Krebs, Stier und Löwe, musizierende Frauen in einer Prozession und florale Dekors auf dem Unterbau. Vorgestellt wird die Posaune in unterschiedlichen Gestaltungen, im 16. Jahrhundert das Universalmusikinstrument bei Hofe. Ausgestellt ist u. a. eine Tenorposaune (1668) aus Nürnberg.
Zum Piano forte
Im Zusammenhang mit dem Thema »Zum Piano forte« wird der Instrumentenbauer
Bartolomo Cristofori (1655-1732) vorgestellt, der 1698 für den Florentischen
Hof das erste Hammerklavier entwarf. Dank eines überlieferten Inventars
vom Hofe der von Medici ist eine Beschreibung dieses Vorläufers des
Klaviers der Nachwelt erhalten geblieben. Der gleichfalls von Cristofori
stammende Hammerflügel von 1726 fällt durch seinen feuerrot
bemalten Korpus auf, der mit chinesischen Landschaftsmotiven verziert
wurde. Von Cristofori stammt auch das Spinett von 1693 nebst Rechnung.
Aus dieser geht hervor, dass an diesem Instrument 400 Tage gebaut wurden.
An 270 Tage war Cristofori bei der Fertigung seines Spinetts anwesend.
Eng mit dem sächsischen Klavierbau verbunden sind Gottfried Silbermann
und Johann Scheibe.
Welchen Klang Tanzgeigen und Hammerklavier haben, kann man an einer eigenen Hörstation erfahren, wenn man einer Gigue á Deux lauscht. Zu sehen sind nebenan verschiedene Tanzgeigen, die äußerst schmal gebaut sind. Eine aus Frankreich stammende Geige besitzt sogar einen Fächer auf dem Geigenboden. Während man sich noch weitere schmale Tanzgeigen mit Elfenbeinverzierungen anschaut, klingt von einer weiteren Hörstation in Saal 2 eine Sarabande Largo herüber, die aus einer Sonate für Cembalo und Klavier von Lodovico Giustini stammt.
Berühmte Instrumentenbauer aus Leipzig
So berühmt wie Bach sind sie nicht die Instrumentenbauer
Martin Hoffmann und Johann Christian Hoffmann, die beide am kursächsischen
Hof tätig waren. Von ihnen stammen die ausgestellte Viola da Gamba
und eine Theorbe. Während wir uns umschauen, erklingen Satz 1 bis
3 des Brandenburgischen Konzertes Nr. 1, F-Dur. Oboe, Fagott, Violino
und Violoncello füllen mit ihren Klangfarben den Saal. Wie eine Clarintrompete
klingt, hört man dank eines Solostücks, das auch an der Hörstation
abrufbar ist.
Es ist keine Frage, auch das Musikinstrumentenmuseum befasst sich mit Johann Sebastian Bach und dessen Wirken an der Thomaskirche. Und dass er mit seinen Schülern gar manche Mühe hatte, einige sogar für nicht musikalisch hielt, erfährt man dank vorhandener „O-Töne“. Dass Musik nicht allein Musik des Hofes oder Sakralmusik war, verdeutlicht man durch das Ausstellen von Hardangerfiedel und Hackbrett, typische Instrumente der Volksmusik vergangener Jahrhunderte.
Zum Schluss werfen wir noch einen Blick in den Konzertsaal: hier befinden sich zwei Orgeln mit kunstvoll gestalteten Prospekten als die herausragend gestalteten Instrumente, sieht man von der Gitarre mit Perlmutt und Elfenbeinintarsien (um 1650) und einer Serpent aus Lyon (um 1812) mit Schlangenkopf ab.
Museen im GRASSI
Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig
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