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Anton-Wiertz:Museum
Das Museum eines „größenwahnsinnigen Malers“

Am Rande des Leopoldparks und des Europaviertels von Brüssel befindet sich das ehemalige Wohn- und Atelierhaus von Antoine-Joseph Wiertz, eines wichtigen Vertreters der belgischen Romantik und der Historienmalerei. Das heute dort untergebrachte Museum widmet sich ausschließlich dem Schaffen dieses Künstlers des 19. Jahrhunderts. Zeit seines Lebens buhlte Wiertz um die Gunst der kunstinteressierten Öffentlichkeit und versuchte sich gegenüber seinen malenden Zeitgenossen Gustaf Wappers und Louis Gaillait abzuheben. Diese nahmen im Gegensatz zu Wiertz nicht „Zuflucht“ in antiken Bildszenen, sondern befassten sich mit der Geschichte der „niederen Lande“, so Gaillait in „Die Abdankung Kaiser Karls“ (1841).

Wiertz selbst strebte mit seinen Gemälden stets danach, den gleichen Ruhm wie Rubens zu erlangen. Mit seinen Bildthemen aus der klassischen Antike schien er dem Zeitgeist des 19. Jahrhunderts zu folgen. Es entstand unter anderem das Werk „Griechen und Trojaner streiten um den toten Patroklos“. Neben der Dramatisierung der Antike finden sich im Schaffen von Wiertz auch Porträts wie das der schönen Rosine und makaber anmutende Kompositionen wie „Das vorschnelle Begräbnis“.

Aufgrund einer Übereinkunft zwischen dem Künstler und dem belgischen Staat, der die Baukosten des Atelierwohnhauses trug und es dem Künstler zur Verfügung stellte, fiel nach Wiertz’ Tod am 18. Juni 1865 das künstlerische Vermächtnis an den Staat. Seit 1868 ist das Wiertz-Museum Teil der Königlichen Museen für Schöne Künste von Belgien und umfasst etwa 220 Arbeiten von Wiertz.

Dass Wiertz überhaupt ein eigenes Atelierhaus erhielt, ist der Fürsprache von König Leopold I. zu verdanken, der den Künstler sehr schätzte. Nachdem Wiertz dank dieser Unterstützung und gefördert durch den Innenminister Charles Rogier 1850 die Zustimmung zum Bau seines Atelierhauses auf Staatskosten erhalten hatte, machte er sich sogleich an das Zeichnen der Baupläne. Wiertz, der nicht nur Maler, sondern auch Zeichner, Bildhauer und Kupferstecher war, passte dabei die Aufmaße des Hauses seinen großformatigen und daher unverkäuflichen Werken an. Allein das Gemälde „Griechen und Trojaner streiten um den toten Patroklos“ misst 5,2x8,5 Meter und ist dabei nicht sein größtes Werk!

Porträts für die Suppe, Historiengemälde für den Ruhm
1851 bezog der Künstler sein Domizil, dessen ursprüngliche Gestaltung an einen Tempel in Paestum erinnerte. Dank eines 16 Meter hohen, von Licht durchfluteten Ateliers konnte Wiertz an Porträts – sie waren nach Wiertz Worten für die Suppe – und den übergroßen „Historiengemälden“, die allein für den Ruhm gemalt wurden, arbeiten. Unter den Porträts finden wir Frau A. Discry-Legros und ihre Kinder“, „Elisabeth Aldenhoven de Berghes“ und das „Porträt einer bejahrten Dame“. Neben Gemälden schuf Wiertz auch zahlreiche Plastiken wie „Die Badende“ oder „Die Athletin“.

Zu den frühsten Werken gehört ein Selbstbildnis des 18-jährigen Antoine Wiertz, der sich als Zeichner porträtierte. Bizarr sind mache Bildthemen wie „Gedanken und Visionen eines abgeschlagenen Hauptes“ und „Das vorschnelle Begräbnis“. In dem zuletzt genannten Werk versucht der Tote, sich aus seinem Sarg zu befreien. Der Sargdeckel ist bereits ein wenig angehoben, eine Hand streckt unter dem Deckel hervor und dennoch kann die „Auferstehung“ nicht gelingen, da ein schwerer Sarg auf dem Sargdeckel lastet. Auch im Porträt der halbnackten Rosine ist der Tod gegenwärtig: Aug’ in Aug’ steht die vollschlanke Rosine einem Totengerippe gegenüber.

Morbides und Makaberes
Im Kontext von „Gedanken und Visionen eines abgeschlagenen Hauptes“ ist überliefert, Wiertz habe sich zu einer Hinrichtungsstätte begeben, um unter Aufsicht eines Arztes den abgeschlagenen Kopf eines durch das Schafott Hingerichteten zu fragen, wie er sich fühle. Entsetzen spiegelt sich auf den Gesichtern derer, die in „Abgeschlagenes Haupt“ den auf Stroh gebetteten Kopf des Hingerichteten erblicken. Die Vorliebe für das Morbide und Makabere teilt Wiertz übrigens mit anderen belgischen Künstlern wie Félicien Rops und James Ensor.

Zu Wiertz’ Gemälden zählt „Die junge Hexe“, die dem Betrachter ihr nacktes Hinterteil entgegenstreckt, während sie „auf dem Besen reitet“. Die Nackte, auf dem Bett liegend, über dem sich ein Spiegel befindet, scheint beim Lesen der Novelle nicht allein, betrachtet man das Gemälde „Novellenleser“. Eine Hand greift nach dem Lesestoff, der auf dem Bett liegt. Doch wer ist der nächtliche Eindringling ins Schlafgemach der nackten Dame?

„Größenwahnsinnige Gemälde“
Das Nacheifern von Rubens findet sich in Wiertz’ „Der Aufstand der Hölle gegen den Himmel“. Das Gemälde mit den Maßen 11,53x7,39 Meter zeigt den Engelsturz, wie wir ihn auch von Rubens kennen. Dabei versucht sich Wiertz an der diagonalen „Bildkomposition“, ohne die malerische Brillanz des Antwerpener Barockmeisters zu erreichen. Entstanden ist diese Arbeit noch zu einer Zeit, als Wiertz in Lüttich lebte und arbeitete. In Lüttich entstand auch ein weiteres riesengroßes Gemälde: „Der Triumph Christi“. Nicht minder „größenwahnsinnig“ fiel „Die Flucht aus Ägypten aus“.

Die damalige Kunstkritik fand mahnende Worte: „Solche Werke sind sicherlich Millionen wert; so man sie nicht verkauft, stirbt man den Hungertod.“ Einige der Kritiker hielten Wiertz gar für verrückt und Baudelaire äußerte sich recht abschätzig über ihn: „Herr Wiertz ist einer derjenigen Menschen, die denken, dass die Provokation ein nachhaltiger Beweis für das Genie ist. Doch kann er nicht malen und seine Torheit ist ebenso groß wie die Riesen seiner Gemälde.“ ( ferdinand dupuis-panther)

Anton-Wiertz-Museum
Rue Vautier 62
1050 Brussels
Das Museum ist für unbestimmte Zeit geschlossen!
Näheres unter:
http://www.fine-arts-museum.be/site/EN/frames/F_wiertz.html

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