„Cook mal – Robin und Hilla 'down under'!“
Wie es sich für Große & Kleine in Australien reist
Tour 7: Von Träumen, Äpfeln und Winterpullovern (Tasmanien)
Text und Fotos: Hilla Finkeldei
Es waren fünf zum Teil lange Besuche innerhalb der letzten zwölf Jahre. Besuche, in deren Zeiträumen ich ganz Australien bereiste. Ganz Australien? Beinahe, denn weit ab von den üblichen Touristenströmen und dazu zehn lange Stunden auf der Fähre (oder eine kurze Flugstunde von Melbourne entfernt) leistet eine kleine Insel erbitterten Widerstand gegen den jährlich zunehmenden Strom internationaler Besucherscharen. Tasmanien ist ihr Name, und der Wohlklang dieses Wortes, dieser langen, wohligen Aaas und des flotten Iens am Ende weckte auch in mir zu allen Zeiten Sehnsucht – doch hielt mich über die Jahre der Notstand in meinem Portmonee davon ab, dem grünen und regenreichen Süden zu huldigen. Doch dank einer neuen Geschäftspolitik der Reederei, die das Auto außerhalb der Saison kostenlos überführt und - für uns noch ausschlaggebender - Dank der in Australien neuerdings ansässigen Billigfluglinie Virgin Blue, die online schon Tickets ab 69 Dollar anbietet (www.virginblue.com.au), wird nun der Traum endlich wahr.
Was lange währt, wird endlich kalt ...
... denn darauf muss man sich zu den meisten Jahreszeiten in „Tassy“ einstellen. Nach 37° Grad im Schatten in Echuca und kurzen Hosen auf dem Festland begrüßt uns Tasmanien mit „milden“ 19 Grad und einer „steifen Brise“! Und ich dachte, das Haus meiner Freunde in Sorrento wäre kalt! Weit gefehlt, der Sonnenbrand kühlte schneller aus als uns lieb sein konnte und die morgens noch adäquaten T-Shirts wurden flugs mit dicken Sweatshirts überdeckt. Warum habe ich meine langen Unterhosen nicht eingepackt? Wo sind Robins Wintersocken geblieben? Essenzielle Fragen, die einen bestürmen, wenn man bemerkt, dass der Gänsehauteffekt nicht vergeht, nachdem man die mit Aircondition ausgestattete Flughalle verlassen hat. Mein Sohn schaut mich an, als hätte ich ihm eine Reise zu Santa Claus persönlich spendiert, denn weit weg vom Pol sind wir ja nicht mehr – aber wohnt der am Nord- oder am Südpol? Eisbären oder Pinguine als Nachbarn, das ist die Frage, mit der wir kichernd die erste Frostattacke überstehen.
Opas Traum
Sei es drum, wir verwirklichen den Traum eines anderen Familienmitglieds, denn schon seit mehr als zehn Jahren schwärmt Robins Opa von dieser Insel: „Also, wenn ich überhaupt jemals so verrückt bin, 22 000 Kilometer zu fliegen, dann bestimmt nicht in die Wüste oder an haiverseuchte Küsten, nee, die Apfelernte in Tasmanien, da muss ich hin!“ Da sieht man mal wieder, wie nachhaltig Printmedien unser Leben beeinflussen, denn diese eine Reisereportage, die sein Bild von „Down Under“ prägte, muss sich erfolgreich festgesetzt haben. Robin spart also sein Taschengeld, damit wir Opa demnächst das Geld für ein Ticket hierher schicken können. Der Umrechnungskurs zwischen Dollar und Euro ist ihm nun mal noch nicht so ganz klar, ebenso wenig wie die Tatsache, dass das zu diesem Zweck auserkorene Sparschwein wohl die Aussicht auf das längste Schweineleben dieses Erdenrunds hat (bei einem Dollar Taschengeld jeden Sonntag ...).