DAS PORTAL DEUTSCHSPRACHIGER REISEJOURNALISTEN

Australien

„Cook mal – Robin und Hilla 'down under'!“

Wie es sich für Große & Kleine in Australien reist

Tour 2: Erlebnisse beim Melbourne Cup Day

Text und Fotos: Hilla Finkeldei

Das “Melbournian Fever”

Es beginnt schleichend mit einem vermehrten Adrenalinausstoß, zunächst noch angenehm, den Blick belebend mit einem augenfälligen Funkeln. Dann folgen in rascher Reihenfolge leichtes Händezucken und innere Unruhe. Diese Symptome steigern sich stetig bis hin zu akuter Atemnot und enormen Pulsbeschleunigungen, Schweißausbrüchen und einer kontinuierlich sich verschlimmernden Heiserkeit. Ab 15.20 Uhr Australian Eastern Standard Time (AEST) nimmt die “Krankheit” einen nicht selten rasanten Verlauf. Doch keine Sorge: Es geht den Betroffenen nicht an die Gesundheit, nur an die Ersparnisse. Denn das “Melbournian Fever” ist zum Glück nur das Virus des Wettfiebers. Und das ist man in Melbourne vor und am ersten Dienstag im November gewohnt. Schließlich findet dann der “Melbourne Cup Day” statt, das weltberühmte Pferderennen in der Hauptstadt von Victoria.

Sie lieben Ihre Kinder?

Klar, dass auch wir mitten in den Trubel des “Spring Racing Carnival” gerieten, obwohl ich noch vor wenigen Wochen jeden Eid darauf geschworen hätte, dass die Sparkonten meines Kindes weder bei Sturmschäden noch Börsencrash jemals geplündert würden. Aber jetzt schwand diese Sicherheit mit jedem weiteren Tag, den wir in der kontaminierten Hochburg dieses hoch infektiösen Fiebers verbrachten. Sie lieben ihre Kinder? Gut so! Und Sie wollen trotzdem um den Anfang November in Melbourne sein? Dann freunden Sie sich aber schnell mit der drastischen Aufstockung Ihres Reisebudgets an. Denn die lieben Kleinen können das “Melbournian Fever” nicht ohne die vor Ort anzuschaffenden unzähligen Spielzeuge, Gameboy-Neuheiten, Knuddelkoalas aus Plüsch plus Bratwürste, Pommes und Colas überstehen. Ehrlich!

Victoria im Rausch des “handicapped race”

Papa und Mama begehen derweil den lang ersehnten, für viele arbeitsfreien Dienstag. Eltern sind eben auch nur Menschen! Dieses “handicapped race”, bei dem das beste Pferd auch die größte Last aushalten muss, ruft in Victoria einen Rausch hervor, der mit keinem anderen Ereignis gleichzusetzen ist. Außer vielleicht mit dem “Footie Grand Final”, dem Entscheidungstag des Australian Rules Football. Und selbst in dieser Auswahl besticht der Melbourne Cup Day als eindeutig “heiligster Feiertag” für die sportverwöhnten Melbournians. Minuten entscheiden über das Wohl und Wehe ganzer Familien, Cliquen und Wettgemeinschaften. Über der Stadt liegt ein Summen wie von einem elektrischen Spannungsfeld. Jeder, ob acht oder 80, lässt sich anstecken von dieser Energie. Selbst Kleinkinder zeigen durch ihre Quengeligkeit an: “Es liegt was in der Luft!” Unmengen an Steaks, Lammkoteletts und Würstchen, dem Grundnahrungsmittel der grillfreudigen Australier, werden vom örtlichen Metzger zum Erstkühlschrank in der Küche getragen, der Zweitkühlschrank im Abstellraum hastig mit Palettenbier oder “stubbies”, den kleinen Drehverschlussflaschen, aufgefüllt. Das Familienoberhaupt schrubbt akribisch den Grillrost, wenn er nicht gerade zu den “sweeps”, den in jedem Geschäft stattfindenden Tombolas, oder zu einem Wettbüro unterwegs ist. Eine Stadt im Ausnahmezustand!

Reiseinformationen zu diesem Reiseziel