Gjirokastra - Stadt der Steine





Kaum mehr als 20 Tsd. Einwohner leben in der Stadt, die zu den ältesten des Landes zählt. Im Jahr 2005 wurde ihre Altstadt in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Gjirokastra


Zwei berühmte Namen sind mit Gjirokastra verknüpft: Die Stadt ist Geburtsort von Enver Hoxha, dem einstigen kommunistischen Herrscher, und von Ismail Kadare, dem bis heute wohl bekanntesten Schriftsteller des Landes. Dass Hoxha Gjirokastra bereits 1961 zur Museumsstadt erklärt hatte ist es zu verdanken, dass moderne Architektur keinen Eingang fand in die Altstadt und so ein Großteil der traditionellen Bausubstanz erhalten blieb.

Gjirokastra
Gjirokastra
Wenn man die steile Anfahrt ins Zentrum von Gjirokastra bewältigt hat wird einem schnell klar, warum Gjirokastra den Beinamen “Stadt der Steine” erhielt. Vor allem die steinernen Dächer aus Kalkstein geben dem alten Teil der Stadt ein einheitliches Aussehen. Die Häuser der Altstadt stammen aus dem 17. und 18. Jh., der Zeit der osmanischen Herrschaft, und ähneln in ihrem Aufbau zahlreichen Bauten des osmanischen Herrschaftsgebiets im Balkan. Man spricht deshalb oft auch von Balkanarchitektur.
Gjirokastra
Auch wenn so manche von ihnen der Renovierung harren, so ist es doch unübersehbar, dass die oft monumentalen Häuser reiche Besitzer gehabt haben müssen. Über 500 derartige historische Gebäude kann man in der Altstadt finden, einige allerdings nur noch als Ruinen. Es waren meist reiche Großgrundbesitzer, die über ausreichend finanzielle Mittel verfügten, derartig mächtige Bauten errichten zu lassen. Viele sind in der Art von Turmhäusern errichtet - Kullë genannt, türkisch für Turm - die gleich mehreren Zwecken dienten. Der untere Teil der Häuser war normalerweise aus Stein, ein Baustoff, der in der Gegend verfügbar war und deshalb einfach zu beschaffen. Hier unten konnten Waren gelagert werden, im Winter auch Tiere untergebracht  und im Sommer Wasser gespeichert werden, gleichzeitig war das untere Geschoß eine Art kleine Festung, häufig auch mit Schießscharten versehen. Oft kam es damals zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Familien und Clans, da war ein gut zu verteidigender Wohnsitz von Vorteil.
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Repräsentativer Raum im Haus Skënduli

Gjirokastra

Die Sonne zaubert interessante Strukturen in die gepflasterte Straße, die zur Burg hoch führt

Die oberen Stockwerke, meist aus Holz, dienten als Wohnräume bwz. Für repräsentative Zwecke. In so manchen zieren bunte Fresken die Wände und aufwändig geschnitzte Decken zeigen Besuchern den Wohlstand seiner Besitzer.

Die Steinplatten des Daches schützten im Winter vor Kälte, im Sommer hielten sie die Hitze ab. 



“Für die zweiten Stockwerke in der Stadt hatte eine schwere Zeit begonnen. Damals, als die Stadt gebaut worden war, hatten die Hölzer arglistig die zweiten Stockwerke erklommen und den Steinen nur die Grundmauern, Keller und Zisternen überlassen. Im Halbdunkel dort unten hatte der Stein mit der Feuchtigkeit und dem Grundwasser zu kämpfen, während das Holz, sorgsam geschnitzt und gepflegt, das zweite Stockwerk verschönerte. Dieses zweite Stockwerk war auf fast irreale Weise leicht. Es war der Traum der Stadt, ihr Capriccio, ihre schwebende Phantasie. Aber auch dieser Phantasie waren Grenzen gesetzt. Dass sie dem zweiten Stockwerk die Freiheit geschenkt hatte, schien die Stadt zu reuen, und so hatte sie nichts Eiligeres zu tun gehabt, als den Fehler zu korrigieren. Das steinerne Dach, das sie oben darauf gesetzt hatte, sollte noch einmal bekräftigen, dass dies das Königreich der Steine war.”

Ismail Kadare: Chronik in Stein S. 100, Residenz Verlag 1988

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Als Besucher kann man sich in mehreren Häusern ein Bild machen vom Leben seiner einstigen Bewohner.

 Das Zekate-Haus ist eines der am besten erhaltenen Beispiele für ein osmanisches Turmhaus. Anfang des 19. Jhs. erbaut verfügt das dreistöckige Haus über Zwillingstürme und edel ausgestattete Räume. Von einem Holzbalkon aus hat man einen herrlichen Blick über die Stadt.

Gjirokastra

Ebenfalls sehr sehenswert ist das Haus Skënduli, nur wenige Schritte vom Ethnographischen Museum entfernt. Früher soll es einmal 46 Schornsteine gehabt haben - ein Hinweise auf seine wohlhabenden Besitzer.

Das Ethnographische Museum steht dort, wo sich früher das Haus von Enver Hoxha befunden hatte. Nach einem Brand wurde hier ein traditionelles Haus aus Gjirokastra errichtet, das viele Elemente eines typischen Hauses der damaligen Zeit vereint. Auf vier Etagen sind auch zahlreiche Haushaltsgegenstände und Trachten ausgestellt. 




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