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Die Wirte sollten sich rüsten...

Die Nagoldtalbahn-Story

Es hieß zwar immer einmal wieder, aus Rationalisierungsgründen müsse die Nagoldtalbahn von Pforzheim über Calw nach Nagold (und von dort weiter nach Horb am Neckar) stillgelegt werden, doch glücklicherweise verkehrt sie noch auf einer landschaftlich schönen Route und als Zubringer zu etlichen besuchenswerten Städtchen und Orten.

Am 1.Juni 1874 war die Strecke in Betrieb genommen worden, doch schon lange vorher war eine Bahnlinie durch das Tal im Nordschwarzwald ein Thema gewesen (Württembergs erste Eisenbahn verkehrte 1845 von Cannstatt nach Untertürkheim, beides heute Stuttgarter Stadtteile). Noch vor der Nagoldtalbahn wurde 1869-1872 die Bahnlinie von Stuttgart-Zuffenhausen nach Calw realisiert, die unter dem Namen "Württembergische Schwarzwaldbahn", "Württembergische Brennerbahn" bzw. "Kleine Brennerbahn" bekannt wurde. Sie ist heute nicht mehr in Betrieb; eine Bürgerinitiative setzt sich für ihre Wiederbelebung ein (oberhalb von Hirsau im Nagoldtal war im Zuge dieser Strecke der damals höchste Bahndamm der Welt entstanden!).

Die Eröffnung der Nagoldtalbahn bedeutete eine weitere Erschließung der Gegend für den Fremdenverkehr. Die Zeitungen gaben seinerzeit den Hoffnungen Ausdruck:

"Der Reiz der Neuheit schon wird für diesen Sommer (Anm. 1874) den Strom der Ausflügler ins Nagoldtal lenken; aber auch landschaftliche Reize und eine Anzahl hübscher Punkte und Wirtschaften locken zum Besuche an. Da dürfte denn doch dem Enzthal und auch der Stadt Neuenbürg (Anm. dem Nachbartal, wo die Bahnstrecke von Pforzheim nach Wildbad verläuft) eine bedeutende Concurrenz erwachsen, doch diese Concurrenz könnte leicht auf die Dauer siegreich werden, wenn sich unser Thal in dieser Beziehung den Rang ablaufen ließe. Wir wollen gewiß Niemanden, auch unseren Wirthen nicht, zu nahe treten, aber sicher ein selbsteigener Vortheil würde es sein, wenn auch sie sich rüsteten, durch vermehrte Annehmlichkeiten in dieser und jener Richtung zum Besuche von Stadt und Gegend mehr und mehr beizutragen, und es Einheimischen und Fremden behaglich und angenehm zu machen. Also Glück auf!"

"Die Wirthe", so nehmen wir einmal an, sind gut "gerüstet", womit die Reise mit der Nagoldtalbahn weiterhin zu empfehlen wäre...

Der Streckenverlauf ist recht reizvoll. Erste Station nach Pforzheim Hbf ist Pforzheim-Brötzingen, wo die Enztalbahn Richtung Bad Wildbad abzweigt. Nach dem Enztalviadukt folgt mit dem Brötzinger Tunnel (406) der erste von acht Tunneln bis Nagold. Der Weißensteiner Tunnel (371 m) verläuft durch den Schloßberg, zum historischen Bahnhof Pforzheim-Weißenstein siehe Näheres im Kapitel Pforzheim. Es folgen der Zelgenbergtunnel (561 m) und die Station Unterreichenbach. Monbach-Neuhausen, Ausgangspunkt für Wanderungen im Monbachtal, ist ein Bedarfshaltepunkt, d.h., man meldet den Halt beim Fahrer an oder stoppt den Zug auf dem Bahnsteig per Handzeichen. Bad Liebenzell, Hirsau und Calw sind die folgenden Stationen. Nächster Tunnel ist der Rudersbergtunnel (477 m), dann kommt Kentheim mit seinem Kirchlein St. Candidus auf der rechten Seite (wo man überhaupt von Anfang an Platz nehmen sollte!) ins Blickfeld, wieder gehalten wird in der Station Bad Teinach. Dies ist nur eine kleine Ansiedlung, Bad Teinach und Zavelstein sind von hier jeweils 2 km, Neubulach ist 4 km entfernt. Der Schlossbergtunnel (280 m) führt durch den Berg, auf dem die Ruine Waldeck steht. Vor Wildberg liegt der Kengeltunnel (226 m), danach durchfährt der Zug den Wildberger Tunnel (253 m) und den Bettenbergtunnel (167 m). Die Stadt Nagold ist Endpunkt unserer Bahnreise, die Route verläuft noch weiter bis Horb am Neckar.

(Informationen entnahmen wir: Die Nagoldtalbahn von Pforzheim nach Horb, ISBN 3-928116-15-0, darin auch eine Streckenbeschreibung von Alfred Grieger).

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