Reiseführer Prag: Prager Literaten

Literatur aus und über Prag ist zunächst einmal mit dem Namen Franz Kafka verbunden, dessen düstere Beschreibungen der Hilflosigkeit des Individuums in der Auseinandersetzung mit merkwürdig schwer fassbaren und lokalisierbaren gesellschaftlichen Mächten Weltruhm erlangten. Leicht wird bei diesem 'Übervater' der Prager Literatur das große und lesenswerte Spektrum des 'restlichen' Literaturschaffens in den Hintergrund gedrängt. Im folgenden sollen nur einige der mit Prag verbundenen Autorinnen und Autoren genannt werden, allerdings nicht im Sinne einer auch nur annähernden Literaturgeschichte. Im Vordergrund stehen AutorInnen und Werke, die auch ins Deutsche übertragen wurden. Nicht aufgrund einer besonderen Wertschätzung, sondern einfach, um Sie zum Lesen zu verführen. Vielleicht bekommen Sie ja Lust auf den einen oder anderen Text!

Einer von ihnen ist Egon Erwin Kisch, der rasende Reporter. Er wurde nicht nur durch seine sozialkritischen Berichte über den Prager Alltag bekannt, wobei er Arbeitswelt, Armut und Unterwelt nicht aussparte, sondern später auch durch seine Reisereportagen, die ihn nach Europa, in die USA und die Sowjetunion sowie nach China führten. Seine an der Wirklichkeit ansetzende Reportage setzte Maßstäbe für spätere Generationen von Journalisten, auch wenn gerade heute diese Maßstäbe für viele nicht mehr zu gelten scheinen.

Ein Vorläufer dieser Tradition - den Alltag der einfachen Leute darzustellen - ist Jan Neruda, der 1834 in Prag geboren wurde und dort auch 1891 starb. Sein berühmtestes Werk, die 'Kleinseitner Geschichten', geben eine lebensnahe Vorstellung vom Leben, Lieben und Arbeiten in diesem Prager Viertel in der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

Während Nerudas Bekanntheitsgrad begrenzt blieb, erlangte ein Zeitgenosse von Kisch und Kafka ebenfalls weltweite Anerkennung: Jaroslav Hasek. Seine berühmteste Gestalt, der brave Soldat Schwejk, dessen Naivität staatliche Willkür und Militarismus der Lächerlichkeit preisgeben, fand nicht nur durch viele Übersetzungen ein breites Publikum sondern wurde auch vertont, mehrmals verfilmt (u.a. mit Heinz Rühmann) und als Bühnenstück umgesetzt.

Bei uns fast unbekannt ist eine der meistgelesenen tschechischen Autorinnen, Bozena Nemcova. Ihr Hauptwerk, der Roman 'Die Großmutter' (1855; dt. 1885), ist bislang in über 350 (!) tschechischen Auflagen erschienen.


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