Ein Jazzkeller im Kaiserschloss
Die westpolnische Stadt Posen ist ein Eldorado für Kunstinteressierte
Apropos Nazis und Zweiter Weltkrieg: Im Kaiserschloss hatte sich Hitler vom Architekten Franz Böhmer zwar ein Arbeitszimmer einrichten lassen, das der Reichskanzlei in Berlin nachempfunden war und das in den Räumen der ehemaligen Privatkapelle Wilhelms II. unterbracht war, doch dieses, sowie den ebenfalls angebrachten Führerbalkon, hat er womöglich nie benutzt. Der dunkle, mit braunroten Marmorplatten verkleidete Raum, der gleichermaßen pompös wie seelenlos wirkt, befindet sich Westteil des Schlosses.
Düsteres und vielleicht nie benutztes Arbeitszimmer
Ein Kapitel der NS-Geschichte, das ebenfalls untrennbar mit Posen verbunden ist, sind die beiden Posener Reden, die Heinrich Himmler im Oktober 1943 vor SS-Offizieren sowie Reichs- und Gauleitern hielt. Der Schauplatz dieser Durchhalte-Reden war jedoch nicht das Kaiserschloss, sondern der Goldene Saal im Posener Rathaus.
Gang im Kaiserschloss
Während einige Bereiche des Kaiserschlosses derzeit restauriert werden, ist das Posener Königsschloss, das an einer Stelle steht, an der etliche polnische Herzöge und Könige residierten, frei zugänglich. Das Schloss, dessen Vorgänger im Großen Nordischen Krieg sowie im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurden, benötigt keine Restaurierung, denn es ist so gut wie nagelneu. Das Königsschloss wurde erst ab dem Jahr 2012 wieder aufgebaut – und beherbergt heute das Museum für angewandte Kunst, außerdem findet sich hier ein lohnender Aussichtsturm.
Das Königsschloss
Wer mehrere Tage in Posen verbringt, hat die Chance, noch einige andere Museen zu besuchen, vom charmanten Martinshörnchenmuseum über das Museum für die Bamberger Traditionen bis hin zum Nationalmuseum mit seiner umfassenden Kunstsammlung. Es war ein polnischer Adliger, der lange in Berlin residierte und der von 1830 bis 1852 als preußischer Diplomat in Kopenhagen, Lissabon und Madrid tätig war, der mit seiner Sammlung den Grundstock für dieses sehenswerte Museum legte. In Berlin betrieb Atanazy Raczyński eine Galerie, die im Palais Raczyński untergebracht war – es befand sich just an der Stelle, an der heute das Reichstagsgebäude steht. Seine Gemäldesammlung hatte Atanazy Raczyński dem preußischen Staat vermacht, dieser gab sie 1903 als Dauerleihgabe an das Kaiser-Friedrich-Museum in Posen. Diese Sammlung, die unter anderem Werke von Bernardo Strozzi und Sofonisba Anguissola umfasst, bildet heute das Herz der Gemäldesammlung im Posener Nationalmuseum.
Blick in die Räume des Nationalmuseums
Es lohnt sich, dort auch die Räume mit den moderneren Werken zu beachten. In ihnen werden unter anderem Gemälde des Expressionisten und Avantgardisten Zbigniew Pronaszko und bildhauerische Arbeiten von August Zamoyski präsentiert. Kunstwerke, die geprägt sind von der Aufbruchsstimmung der 20er Jahre, als Polen wieder ein eigenständiger Staat geworden war. Nahezu verstörend sind die Werke von Stanisław Ignacy Witkiewicz, einem Schriftsteller und Maler, der später auch Dokumentarfilmer wurde. Er lebte etliche Zeit vom Erstellen von Portraits, die er unter dem Einfluss von Drogen erarbeitete – und die, je nach Wirkung der gerade konsumierten Substanz, sehr unterschiedlich ausfielen.
Einkaufszentrum
Kunst und Kultur, manchmal gefällig, manchmal verstörend, begegnet man in Posen quasi auf Schritt und Tritt – im Nationalmuseum genauso wie im ehemaligen Kaiserschloss, im „Arsenal“ am Alten Markt genauso wie in den Ausstellungsräumen im Einkaufszentrum „Stary Browar.“ Wer Posen im Rahmen einer Städtereise besucht, der entdeckt eine vielseitige polnische Metropole, die viel zu bieten hat und dennoch nicht überlaufen ist.
Ausstellungsräume im "Stary Browar"
Informationen
Unterkunft
In unmittelbarer Nähe zur Altstadt findet sich eine Reihe von Unterkünften mit Charme. Empfehlenswert sind unter anderem:
City Solei Boutique Hotel, ul. Wenecjańska 10, 61-101 Poznań, Tel. +48 512 368 818, E-Mail hotel@citysolei.pl, http://citysolei.pl
Garden Boutique Residence Poznań, Wroniecka 24, 61-763 Poznań, Tel. +48 61 22 22 999, E-Mail recepcja@gardenhotel.pl, http://gardenhotel.pl/de/
PURO Poznań Stare Miasto, Stawna 12, 61-759 Poznań, Tel. +48 61 333 1000, E-Mail poznan@purohotel.pl, http://purohotel.pl
Direkt am Alten Markt gelegen ist das Brovaria, Stary Rynek 73-74, 61-772 Poznań, Tel. +48 61 858 68 68, E-Mail recepcja@brovaria.pl, https://brovaria.pl/hotel
Ein angesagtes Hightech-Boutique-Hotel innerhalb des Einkaufs- und Kulturzentrums „Stary Browar“ ist das Hotel Blow Up Hall 5050, Kościuszki 42, 61-891 Poznań. Tel. +48 61 657 99 80, E-Mail reservations@blowuphall5050.com, http://www.blowuphall5050.com/hotel-en/
Essen & Trinken
Essen & Trinken: Restauracja Bamberka s.c., Stary Rynek 2, 61-772 Poznań, Tel. +48 61 852 99 17, E-Mail restauracja@bamberka.com.pl, https://bamberka.com.pl, deftige polnische Hausmannskost.
Brovaria, Stary Rynek 73-74, 61-772 Poznań, Tel. +48 61 858 68 68, www.brovaria.pl, polnische und internationale Gerichte, hervorragendes Craft Beer aus eigener Herstellung.
Restauracja Autentyk, ul Grundwaldzka 248, 60-166 Poznań, Tel. +48 666400419, E-Mail kontakt@restauracja-autentyk.pl, www.restauracja–autentyk.pl. Fine Dining zum fairen Preis. Die Gerichte werden je nach Saison und nach individuellem Wunsch der Gäste zubereitet.
Ausgehen
Blue Note Jazz Club, ul. Kościuszki 79, 61-891 Poznań, Tel. +48 61 851 04 08, E-Mail klub@bluenote.poznan.pl, http://bluenote.poznan.pl
Sehenswert
Nationalmuseum Malerei- und Skulpturengalerie (Galeria Malarstwa i Rzeźby Muzeum Narodowego w Poznaniu), Aleje Marcinkowskiego 9, 61-745 Poznań, Tel. +48 61 85 68 000, www.mnp.art.pl
Museum of Applied Arts im Königsschloss, Góra Przemysła 1, 1, 61-768 Poznań, Tel. +48 61 856 80 75, www.mnp.art.pl/en/museum/branches/museum-of-applied-arts/
Zamek – Kulturzentrum in Kaiserschloss, ul. Św. Marcin 80/82, 61-809 Poznań, Tel. +48 61 6465 276, E-Mail sekretariat@ckzamek.pl, http://ckzamek.pl
Museum der Posener Bamberger, ul. Mostowa 7, 60-723 Poznań, Tel. +48 605 621 611, www.bambrzy.poznan.pl. Alte Brauerei/Stary Browar, ul. Półwiejska 32, 61-888 Poznań, www.starybrowar5050.com
Porta Posnania, ul. Gdańska 2, 61-123 Poznań, Tel. +48 61 647 7634, E-Mail kontakt@bramapoznania.pl, www.bramapoznania.pl
Infos: Tourismusinformation Poznań, Stary Rynek 59/60, 61-772 Poznań, Tel. +48 61 852 61 56, E-Mail it@plot.poznan.pl, www.poznan.travel.
Polnisches Fremdenverkehrsamt, Hohenzollerndamm 151, 14199 Berlin, Tel. 030/21 00 92 0, E-Mail: info.de@polen.travel, www.polen.travel
Die Reise wurde unterstützt von der Polish Tourism Organisation und von der Lokalen Tourismusorganisation Poznań.