Venlo

Nicht nur Kunst und Poesie erleben (2/2)

 

Die Umgebung überragt der Turm der dreischiffigen Martinusbasilika. Gegenüber dieses Gotteshauses steht die ehemalige Lateinschule bzw. das ehemalige Waisenhaus, auch als Ald Weishoes bekannt. Wir lenken nachfolgend unsere Schritte zur Joriskerk, deren ältester Teil im 14. Jh. als Jorisgasthuis der Krankenpflege diente. Wer eine Pause braucht, ist gut beraten im Café de Lokomotief einzukehren, ob für ein Leffe bruin oder Koffie verkeerd. Auf dem Markt steht das imposante Rathaus mit zwei markanten Ecktürmen und einer großen Freitreppe. Im Stil gleicht das Venloer Rathaus den flandrischen Rathäusern im Renaissancestil.

Poesie, Venlo, Niederlande

Unterwegs stösst man immer wieder auf Poesie an der Häuserwand

Weiter geht es über den Oude Markt zur Maas. Auf einer Landzunge zwischen Marina und Maas steht der riesige „Friedfertige Krieger“ mit einem Dreizack in der Hand und in forschem Schritt eingefroren. Zugleich sieht man einen ausgestreckten Arm mit erhobener Hand, gleichsam das Zeichen für „Halt, bis hierher und nicht weiter!“. Rik van Rijswick ist der Urheber des Kriegers, der auf Ausgleich bedacht und nicht auf Konfrontation aus ist.

Der friedfertige Krieger, ein Kunstwerk an der Maasbrücke, Venlo, Niederlande

Der friedfertige Krieger – ein Kunstwerk an der Maasbrücke

Han van Wetering inszenierte an der Marina von Venlo eine Szene mit einem Krokodil, zwei Seesternen und einem ertrinkenden Mann. Wollte der Künstler eine tropische Szenerie an der Maas schaffen? Man könnte es meinen, betrachtet man die aus Keramik bestehende Skulpturengruppe.

Tropische Szenerie mit einem Krokodil aus Keramik an der Marina von Venlo, Niederlande

Tropische Szenerie mit einem Krokodil aus Keramik an der Marina von Venlo

Aufgrund der Ausmaße und des feuerroten Anstrichs ist die Skulptur „Tango“ nahe der Maasbrücke ein Hingucker. Zehn Meter hoch ist das Werk von Fons Schobbers. Die Form der Stahlskulptur nimmt den Tango-Pass auf. Um das wirklich zu erkennen, muss man sich der Skulptur nähern und sie umrunden. Übrigens, auf der Maasbrücke stehen vier Wächterfiguren von Shinkichi Tajiri.

Die Mauern des Wohnturms (Bation/Wijngaardstraat) nahe des Maasboulevards ziert ein Aphorismus: „Mooi zijn de stromen die komen uit de bron van het hart.“ (dt. „Schön sind die Ströme, die aus der Quelle des Herzens kommen“.) Gehen wir weiter zum Kwartelenmarkt, dann stehen wir vor einem backsteinernen Patrizierhaus, das als Romerhuis bekannt ist – benannt nach der ursprünglichen Eignerfamilie.

Steinernes Porträt des stadtbekannten Erdnussverkäufers Pienda Wallum, Venlo, Niederlande

Steinernes Porträt des stadtbekannten Erdnussverkäufers Pienda Wallum

Danach geht es in die Jodenstraat, eine der ältesten Straßen Venlos. Hier stehen einige skulptierte Porträts von bekannten Persönlichkeiten Venlos. Zunächst einmal ist das „Pienda Wallum“ , ein chinesischer Hausierer, der aber auch Erdnüsse am Fußballstadion verkaufte. Angepriesen wurde diese Ware mit „Pienda, Pienda, lekka, lekka“. Nachfolgend stehen wir einem distinguierten Herren namens „Marokko“ gegenüber, der eigentlich Gerard van den Akker hieß und zeitweilig in der Fremdenlegion diente. Auch dem Aufseher der städtischen Mülldeponie Bvaer de Woers wurde ein Denkmal gesetzt. Frans Boermans ist ein weiteres Venloer „Unikum“, dem man mit einer Skulptur huldigt.

Ein Mann namens Marokko, ein Unikum aus Venlo, Niederlande

Ein Mann namens Marokko, ein Unikum aus Venlo

Über die Hout-, die Klass- und die Nieuwstraat setzen wir den Stadtbummel fort. Stolpersteine in der Nieuwstraat lassen uns einen Moment Innehalten: Emmy Bonn-Leyens, Walter Bonn, Hans Günther Bonn und Hermine Bonn-Hertz lebten nach ihrer Flucht aus dem sogenannten III.Reich in dieser Straße. Hier wurden sie verhaftet und zunächst nach Westerbork verschleppt. Am Ende stand ihre Ermordung in Sobibor und Auschwitz. Nur einer von ihnen konnte auf einem sogenannten Todesmarsch flüchten und starb nach dem Krieg an den Folgen der Internierung. In der Straße kann man auch einige sehenswerte Street Art mit Stadtansichten entdecken.

Modeladen, Venlo, Niederlande

Kleine Modeläden locken Kunden von nah und fern an

Nächste Station ist der Domincanenplein mit dem ehemaligen Dominikanerkloster und dem Jocus Museum. Die einstige Klosterkapelle dient heute als kultureller Veranstaltungsort. Die Figur des Paters, der zur Stille mahnt, ist eine Anspielung auf das Klosterleben von einst. Ger Janssen schuf diesen Klosterbruder, den wir betrachten, bevor es uns in die Keizerstraat zieht.

Am Dominicanenplein - ein Pater, der zum Schweigen mahnt, aber warum?, Venlo, Niederlande

Am Dominicanenplein: ein Pater, der zum Schweigen mahnt, aber warum?

In der Keizerstraat können wir einen Blick auf die Reste der alten Stadtmauer werfen, vor allem aber auf den schmiedeeisernen Zaun, der mit zahlreichen Venloer Charakterköpfen geschmückt ist. Da sehen wir Arrogante und Neunmalkluge, Hochnäsige, Eingebildete, zudem eine Dame mit Eselskopf und langem Rock, zwei Buben beim Bockspringen, einen dickleibigen Pater, der wohl seinen Rausch auf einer Bank ausschläft, einen Jungen mit Papierdrachen und den kleinen Korsen namens Napoleon Bonaparte bei der Rast. Der Kaiser der Franzosen hat sich der Stiefel entledigt, sodass die Löcher in seinen Socken sichtbar werden.

Den eisernen Zaun in der Keizerstraat zieren zahlreiche Charakterköpfe, Venlo, Niederlande

Den eisernen Zaun in der Keizerstraat zieren zahlreiche Charakterköpfe

Bonaparte mit Handy in der Hand, um ein Selfie zu machen, wurde auf einer roten Häuserfassade verewigt. Und in einem Bogenfeld auf einem Tor, das zu einer nicht öffentlichen Gartenanlage führt, sieht man den Korsen mit seinen Mannen zu Pferd. Zu Napoleon wird erzählt, dass er in der Keizerstraat Zuflucht nahm und sich vor den Venloern verstecken wollte. Eine schöne Geschichte, aber wahrscheinlich eher ein Ammenmärchen.

Der Kaiser der Franzosen macht ein Selfie, Venlo, Niederlande

Der Kaiser der Franzosen macht ein Selfie

Wer eine urige Kneipe mit Bier aus der eigenen Brauerei und leckeren belgischen Bieren zu deftigem Gulasch oder Schweinelende mit Saté schätzt, der sollte in De Klep einkehren. Es ist eine der angesagten Kneipen Venlos. Da kann man dann auch ein Paeterke Döbbel, braun und obergärig, verkosten oder aber das leicht malzige De Klep alt.

Blick in die Kneipe De Klep, Venlo, Niederlande

Blick in die Kneipe De Klep

Auch ein De Klep 4-Graanen-Tripel ist im Ausschank. Und wer auf belgische Biere steht, der kann Rochefort 10 oder Westmalle Triple genießen. Nicht ganz so umfänglich ist die Bierkarte im De Lokomotief nahe der Joriskerk, aber auch hier versteht man etwas von belgischen Bieren wie Leffe Blonde oder Kasteel Rouge und dazu eine Platte mit Käse, Oliven, Nachos und Brot mit Kräuterbutter. Prost und Wohl bekomms!

Ein Bier aus der Brauerei De Klep, Venlo, Niederlande

Ein Bier aus der Brauerei De Klep

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Infos

https://toeristeninformatievenlo.nl

https://www.limburgsmuseum.nl

https://www.vanbommelvandam.nl/collectie/

https://www.hotelamerican.nl

https://www.locomotief.nl

https://www.cafedeklep.nl

Anreise mit dem Deutschlandticket mit RE 42 nach Viersen und Eurobahn nach Venlo oder über Krefeld Hbf, Kerken Bf und Bus SB42. Angaben unter Vorehalt!

 

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