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Tipp Nr. 8
Galerie Schrade im Schloss Mochental

Unweit von Ehigen steht auf dem Südrand der Schwäbischen Alb eine mächtige Schlossanlage. Es ist das Schloss Mochental, das als Sommerresidenz der Abtei von Zwiefalten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde. Wie gewaltig das Bauwerk ist, belegt allein die Zahl von 365 Fenstern. Dieses Sommerschloss hat sich der Galerist Ewald Karl Schrade als Domizil seiner Galerie ausgesucht. In den Räumlichkeiten des Barockschlosses wird Kunst, auch plastische Kunst, auf einer Fläche von 2500 qm präsentiert. 

Schloss Mochental

Nach dem Verständnis des Galeristen sollte sich jeder Besucher einen eignen Zugang zur Kunst verschaffen, ohne also mit textlicher Interpretation in eine Richtung gelenkt zu werden. Zentraler Raum des Schlosses ist die Kapelle, in der als Bildprogramm das Leben des heiligen Nikolaus ausgewählt wurde. In diesem Teil des Hauses wurden für geladene Gäste des Abtes Messen abgehalten. Die Kapelle war also nie ein öffentlicher, sondern ein privater Raum des Abtes, der sich hierher zum Gebet und zur Kontemplation zurückziehen konnte. Über dieser im Rokoko ausgestalteten Kapelle befindet sich der Hubertussaal, ein großer Festsaal, was doch für eine gewisse „feudale Hofhaltung“ auf Schloss Mochental spricht. In Freskomalerei sind in diesem Schlossteil die vier Elemente und die vier Jahreszeiten sowie ein opulentes Jagdmahl verewigt worden.

Galerie Schrade im Schloss Mochental

Ewald Karl Schrade weist im Gespräch daraufhin, dass er eine private Galerie in den Schlossräumen betreibe und zudem aus einer Laune heraus auch ein winziges Besenmuseum unterhalte, in dem er allerlei Kuriositäten rund um den Besen zusammengetragen habe.

Ständig werden im Haus aktuelle Künstler ausgestellt, die mit ihren Werken nebeneinander zu sehen sind. Also nicht ein Künstler bespielt das Haus, sondern gleich mehrere Künstler, ob HAP Grieshaber, Shmuel Shapiro oder Christopher Lehmpfuhl sowie Michael Vogt, ein Düsseldorfer Schüler von Gerhard Richter. Letzterer wird seit Jahren von der Galerie vertreten und ist ab und an Gast auf Schloss Mockental, um hier zu arbeiten. In diesem Kontext entstehen dann meist kleinformatige Gemälde von den Donau-Auen bei Erbach oder der Landschaft bei Zwiefalten, wie Ewald Karl Schrade anmerkte, als ich ihn besuchte. Ein weiterer von der Galerie vertretener Künstler, der einen wilden Malduktus pflegt, ist der 41-jährige Christopher Lehmpfuhl. Der aus Berlin stammende Maler hat sich der Landschaft als Thema verschrieben. Lehmpfuhl trägt auf großen Formaten dicke auf, so kommentiert der Erfinder der Art Karlsruhe, Ewald Karl Schrade, die Arbeiten Lehmpfuhls. Wahrhaftig Farbschichten überziehen die Leinwände, sodass beinahe „Farbreliefs“ entstehen. Dietrich Klinge, auch ein Künstler der Galerie, ist hingegen ein Bildhauer, der mit der Kettensäge seine Modelle schafft, die dann in Silikon abgeformt werden, um sie in Bronze zu gießen. Die Arbeiten sehen aus, als wären sie aus Holz, aber ein vorsichtiges Klopfen auf die Exponate beweist das Gegenteil. „Es ist ein Prozess der Verfremdung“, so der Galerist.

Galerie Schrade im Schloss Mochental

Auch im ehemaligen Refektorium ist Kunst zu sehen. Diese Räumlichkeiten sind dem 1985 verstorbenen Shmuel Shapiro, einem Maler russisch-jüdischer Abstammung, vorbehalten, dessen Arbeiten sich vielleicht unter dem Stichwort „Farbmeere“ subsumieren ließen. Auch die 1975 verstorbene Malerin Elenore Frey gehört zum Galeriespektrum. Menschen aus ihrer Umgebung waren das Thema dieser Nachkriegskünstlerin. Sie lebte in Deisendorf und die von ihr Porträtierten stammen überwiegend aus diesem kleinen Dorf nahe Meersburg. So schuf sie mit den Porträts im teilweise expressionistischen Stil gleichsam ein „Soziogramm ihres Lebensmilieus“.

Galerie Schrade im Schloss Mochental

Vor dem Schloss und auch auf der Schlossterrasse finden sich zahlreiche Skulpturen. Unter diesen sind die Riesenkarotten, die Ralf Klement zu verdanken sind. Die Verbindung von Skulptur und Kinetik hingegen beschäftigt Jörg Wiele, dessen Riesenmobile vor einem der Schlossflügel ihren Platz gefunden haben.

Information

Galerie Ewald Karl Schrade
Schloss Mochental
89584 Ehingen (Donau)
www.galerie-schrade.de



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