Leros unter türkischer Herrschaft
Weiß-Blauer Anstrich als Protest
Als am 13.Mai 1912 die Italiener in Agia Marina auf Leros landeten, gefeiert von den Einheimischen, die sie als Befreier betrachteten (was sich als großer Irrtum erwies!, siehe das Kapitel Italien), waren lediglich 32 türkische Soldaten auf der Insel stationiert, die in Platanos gefangen genommen wurden.
Tatsächlich beweist diese kleine Garnison, daß Leros den türkischen Besatzern nicht sonderlich am Herzen lag. So findet man auf der Insel denn auch keine türkischen Baudenkmäler wie auf Rhodos oder Kos, keine türkischen Friedhöfe wie auf den genannten Inseln, keine türkischstämmigen Minderheiten.
1523 hatten die Türken die Inseln des Dodekanes eingenommen und die dort seit dem Jahre 1315 ansässigen Johanniter abgelöst. Mit dem Londoner Vertrag 1830 wurde zwar die griechische Autonomie gesichert, der Dodekanes inklusive Leros aber blieb türkisch, weil er gegen Euböa (heute das Gebiet Evvoia in Kleinasien) eingetauscht wurde.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Griechenland und der Türkei - 1897 nach dem Aufstand auf Kreta und 1912 im ersten Balkankrieg -, hatten für Leros und seine Nachbarinseln keine Folgen. Tatsächlich überließen es die Türken den Leriern, sich weitgehend selbst zu verwalten (was später unter den Italienern wesentlich anders war). So war zwar der Soumbassis als Repräsentant des Sultans Türke, ebenso einer der beiden Verwaltungssekretäre und einer der zwei Gerichtssekretäre, sonst aber hatten Griechen die wichtigen Funktionen inne.
Ein Zeugnis türkischer Fremdherrschaft auf den heutigen griechischen Inseln allerdings kann man auch auf Leros noch häufig beobachten: Einheimische sagen, die "typisch griechische" Bemalung der Häuser - weißer Anstrich mit blauen Fensterrahmen - rühre daher, daß dies ein Bekenntnis zu Griechenland gewesen sei, dessen Nationalfarben weiß und blau sind.