Ein bisschen Luxus kann schon sein

Mit der Motoryacht MELODY und Fahrrädern in Kroatien

Text und Fotos: Axel Scheibe

Kroatien mit Motoryacht und Fahrrad

6 Uhr 30. Die Sonne blinzelt durchs Fenster. Urplötzlich wird die Ruhe durch lautes Brummen und Grummeln zerrissen. Kapitän Pave hat die beiden Schiffsdiesel angeworfen. Knapp 1000 PS beginnen ihr Tagwerk. Ein guter Grund aus dem Bett zu schlüpfen, in die Sachen zu springen und den Start der MELODY aus dem Hafen von Skradin von Deck aus zu genießen.

Kroatien - Ortsimpressionen in Skradin

Ortsimpressionen in Skradin

Das Panorama ist einmalig. Mächtige Berge säumen das Ufer. Die Häuser des kleinen Örtchens Skradin (1) verschwinden schon bald hinter der nächsten Insel, die sich zwischen Schiff und Hafen schiebt. Nach einem erlebnisreichen Tag im Naturpark von Krka (2), einem der schönsten in Kroatien, steht die nächste Tagesetappe auf dem Plan der Genussradler. Doch vorerst geht nicht nur der Blick, sondern gehen auch die Gedanken ein Stück zurück. Fahrtzeiten an Deck sind auch immer ein bisschen Traumzeiten. Und da in den letzten Tagen schon einige Urlaubsträume wahr geworden sind, ist es eine gute Gelegenheit, einiges davon nochmals Revue passiere zu lassen. Während der Seewind für Erfrischung sorgt flimmern übers Handy-Display die beeindruckenden Wasserfälle im Naturpark von Krka, der sich gestern als einer der Höhepunkte der Reise entpuppte. Nicht nur die Faszination der sich in breiten Kaskaden aus dem Berg herunter stürzenden Wassermassen sorgten für Abwechslung, sondern auch kleine Museen in historischen Häuschen hatten viel zu erzählen über die Geschichte der Region. Ein Wanderweg führte durch die wildromantische Kulisse des Parks und bot die Kulisse für manch Fotomotiv.

Kroatien - Impressionen aus dem Nationalpark Krka

Wasserfall im Nationalpark Krka

Inselwelt für Liebhaber

Wenn es um Fotomotive geht, kommen natürlich auch das Städtchen Zadar und die Insel Dugi Otok (3) ins Spiel. Letztere ist zwar kein Geheimtipp mehr für Kroatienfans, aber immer wieder, besonders wenn man mit dem Fahrrad die rund 50 km lange Insel durchquert, ein Platz für Panoramablicke (und Fotos) vom Feinsten. Und dass noch eine 20 km Zusatzschleife über der Blumeninsel Molat den Radtag komplettierte, sorgte für mehr als nur ein bisschen Appetit.

Kroatien - Panoramablick von Dugi Otok

Panoramablick von Dugi Otok

Der ließ sich dann nach einer Stadtführung durch die historische Altstadt von Zadar (4) am besten in einem der zahlreichen kleinen, teils recht romantischen Gasthäuser stillen. Aber nicht ohne vorher der Meeresorgel, einem der Highlights der Stadt, einen Besuch abzustatten. Dort, wo sich die Wogen des Mittelmeeres an der Uferpromenade brechen, hat der kroatische Architekt Nikola Basic 2005 sein eigenartiges Instrument erschaffen. Nicht weit entfernt davon installierte er drei Jahre später einen 22 Meter großen Kreis aus 300 mehrschichtigen, begehbaren Glasplatten, die in der Nacht für ein farbenfrohes Schauspiel sorgen.

Kroatien Impression Zadar

In Zadar

Wenn es um den großen „Radlerappetit“ geht, kommt man um das schwimmende Hotel nicht herum. Dort zaubert Koch Milan gemeinsam mit seiner Küchenhilfe Mirjana feine Kost auf die Tische des recht edlen Salons. Edel auch die Sitzmöbel auf dem Oberdeck, in denen gerade neue Pläne geschmiedet werden.


Auf der MELODY das Meer genießen

Mit der MELODY hat sich Inselhüpfen, der traditionelle Anbieter von kombinierten Rad-Schiffs-Reisen, ein schickes neues Flaggschiff auf Mittelmeer setzen lassen. Kapitän und Eigner Pave ist nicht ohne Grund stolz auf sein Deluxe-Schiff, das erst 2015 die heimische Werft verließ. Als große, moderne Yacht gestylt kann sie gern auf die „Alibi-Masten“ verzichten, die bisherige Schiffe, die für Inselhüpfen auf dem Mittelmeer unterwegs sind, noch tragen. Dafür besticht die MELODY in ihrer Klasse mit Komfort. Das beginnt schon bei der Kabinengröße von 15 Quadratmetern, sprich genug Platz für komfortable Betten, Hotel vergleichbaren Sanitärkomfort und reichlich Stauraum für Bekleidung. Badeplattform, Wasserspielgeräte, Wellnessraum für Massagen und nicht zuletzt der Whirlpool am Bug komplettieren das Leben an Bord. Und so können sich die maximal 28 Passagiere auf und in ihrem Luxusdomizil wohl fühlen. Wlan, wenn auch nur auf Deck, dafür aber recht flott, erleichtert Urlaubsgrüße in die Heimat und man kann gleich noch manch Foto zum „Neidischmachen“ mit durchs Netz an die Lieben daheim auf die Reise schicken (Ein bisschen Angeben ist doch erlaubt, oder?).

Kroatien - Impression der MELODY

Impression der MELODY

Venezianische Spuren

Aber genug der Träumerei. Skradin ist endgültig verschwunden. Eine halbe Stunde später wartet mit Sibenik (5) ein nächster fahrradfreier Stopp. Sibenik gehört mit 50.000 Einwohnern zu den größeren Städten des Landes. Wie seine Nachbarn kann es auf eine recht abwechslungsreiche Vergangenheit zurück blicken. 1066 erstmals urkundlich erwähnt, stand die Stadt bereits im 12. Jahrhundert erstmals unter venezianischer Herrschaft. Diese recht kurzen Perioden wurden von abwechselnd herrschenden Ungarischen und Kroatischen Königen abgelöst. Von 1412 bis 1797 stand der Region erneut unter venezianischer Herrschaft. Diese 385 Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Auch in der Architektur der Altstadt, die durchaus einen Bummel wert ist. Kein Gast lässt sich dort das wichtigste und eindrucksvollste Bauwerk der Stadt entgehen. Die Kathedrale des Heiligen Jakob. Die Bauarbeiten an dem mächtigen Gotteshaus begann 1431 und zogen sich bis ins Jahr 1535 . Das sind zwar keine Tausend Jahre, wie beim Kölner Dom, doch auch in diesen reichlich 100 Jahren wurden drei Baumeister „verschlissen“ und noch während der Bauarbeiten zahlreiche Änderungen am Ursprungsprojekt notwendig. Einer ihre Einzigartigkeiten ist das aus freitragenden Steinplatten bestehende Tonnengewölbe des Dachs. Die Kathedrale steht nicht zuletzt auch aus diesem Grund auf der Welterbeliste der UNESCO.

Kroatien - In der Altstadt von Sibenik

In der Altstadt von Sibenik

Mit den Rädern über Land

In Primosten (6) beginnt die letzte Radetappe. Noch einmal sind es rund 45 km, die es zu überwinden gilt. Darunter manch anspruchsvoller Anstieg. Immerhin geht es hinauf auf 450 m über dem Meer. Doch das garantiert einmal mehr traumhafte Ausblicke über das Hochland. Bauern kümmern sich um ihre Felder. In den kleinen Ortschaften blühen die Bäume. Immer wieder schaut eine scheue Katze hinter den Steinmauern hervor. Während unten im Tal wohl schon hochsommerliche Temperaturen herrschen, sorgen eine frischer Wind und die Höhenmeter für perfekte Radlerbedingungen. Natürlich geht es nach den Mühen des „Aufstiegs“, in Richtung Trogir mit rasanten Abfahrten hinab. Auf halber Höhe bietet ein Aussichtspunkt am Rande der Straße eine letzte Gelegenheit, den Blick über die Inselwelt vor der Küste schweifen zu lassen.

Kroatien - Yachthafen von Primosten

Yachthafen von Primosten

Tief unten am Meer liegt Trogir (7). Und mit etwas Fantasie kann man sogar die MELODY erahnen, die bereits am Kai festgemacht haben sollte. Genau dort, wo vor einer Woche alles begann. Doch während am Tag der Einschiffung die meisten Passagiere kaum Zeit für Trogir hatten, die MELODY hatte noch am Nachmittag abgelegt, steht der letzte Tag ganz im Zeichen der malerischen Altstadt, die sich auf einer kleinen Insel zusammen drängt. Trogir ist nicht nur eine der schönsten, sondern auch eine der ältesten Städte Kroatiens. Bereits im 3. Jahrhundert vor Christi war es als griechische Siedlung Tragurion bekannt.

Seit fast 20 Jahren zählt die gesamte Altstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Sie gilt als der am besten erhaltene romanisch-gotische Stadtkern in ganz Osteuropa. Die St.-Laurentius-Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert steht dafür ebenso wie der etwa gleich alte Fürstenpalast und die Festung Kamerlengo aus dem 15. Jahrhundert.

Kroatien - Panoramablicke auf Trogir

Panoramablick auf Trogir

Während sich langsam der laue Sommerabend über die Häuserschluchten legt und das bunte Treiben am Kai ruhiger wird, hat Kapitän Pave zum Abschlussdinner geladen. Zeit, sich von der MELODY zu verabschieden. Nach sieben Tagen an Bord und rund 220 km auf dem Rad über Land geht die Reise zu Ende.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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